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Text von Mittwoch, 31. July 2002


Vorgelebt: Eine andere Welt

Marburg * (FJH)
"Eine andere Welt ist möglich" lautet das Motto des globalisierungskritischen Netzwerks ATTAC. Von Freitag (26. Juli) bis Mittwoch (31. Juli) haben die knapp 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ATTAC-Sommerakademie dieses Motto praktisch umgesetzt. Sie zeigten, dass Politik und Wirtschaft auch anders funktionieren können.

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Wer in diesen Tagen über den Pausenhof der Martin-Luther-Schule ging, der konnte sich dem Reiz der lockeren Atmosphäre dort kaum entziehen. Da saßen alte und junge Leute nebeneinander an Biertischen und löffelten friedlich ihr Mittag- oder Abendessen. Nebenan malten andere Transparente für die Abschlussdemonstration am Mittwochmorgen. Zwischen alledem informierten Büchertische und Stände über die Aktivitäten von Umweltgruppen und anderen Organisationen.
Während die Bildungspolitiker über die Ergebnisse der Pisa-Studie sinnieren, sind Hunderte hierher nach Marburg gekommen, um zu lernen. Mehr wissen wollen sie über die Welt, die Wirtschaft und die Strukturen, die Reichtum und Armut ungerecht verteilen. Fünf ganze Tage lang drückten sie freiwillig die Schulbänke, auf denen sonst junge Marburgerinnen und Marburger ihrem Abitur entgegendösen.
Aufmerksam hörten sie den Redenden zu, die ihr Wisen und ihre Erfahrungen weitergeben wollten. Neugierig lauschten sie den - teilweise prominenten - Referentinnen und Referenten.
Doch geschah das nciht kritiklos: Hermann Scheer musste sich bei der Podiumsdiskussion am Montagabend (29. Juli) aus dem Publikum aber auch die Frage gefallen lassen, warum er im Deutschen Bundestag für den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr gestimmt hat.
Bei der Diskussionsveranstaltung am Sonntagabend (28. Juli) forderte ein Zuhörer weniger Gesprächsrunden auf dem Podium und stattdessen mehr Raum für Äußerungen des Publikums. Und als am Montagabend ein selbstgedrehter Film über die Sommerakademie nicht enden wollte , da übertönte das Publikum am den Ton mit rhythmischem Klatschen, damit die angekündigte Diskussion endlich beginnen konnte.
Selbstbewusst waren die Teilnehmenden an der Sommerakademie, wissbegierig und offen auch für andere Meinungen. Bei alledem wussten die meisten ganz genau, wohin sie wollen. Trotzallemdem liefen die Debatten in aller Regel ohne Bevormundung des Anderen.
Erstaunlich war auch, wie schnell sich Teilnehmende auf Durchsagen der Organisation meldeten, wenn noch Hilfe bei unterschiedlichsten Arbeiten benötigt wurde. Trotz einzelner geringer Mängel war die Organisation dieser Sommerakademie bestimmt die allergrößte Leistung. Sie ist umso bemerkenswerter, als die Marburger ATTAC-Gruppe sich erst zur Jahreswende gegründet hat. Ihr Engagement und das der vielen Teilnehmenden zeigt deutlich: Eine andere Welt ist möglich.


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