Text von Samstag, 4. November 2006
Langsam genug: Hinten auch beim Umgang mit Kritik | ||
Marburg * (fjh/pm)
"Hessen hinten" lautet der Titel einer Veranstaltungsreihe des Referats "Kritische Wissenschaft" des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AstA) zu sieben Jahren CDU an der Macht. Heftige Kritik hatte diese Reihe bei der Marburger CDU ausgelöst. Darauf wiederum entgegnete am Freitag (3. November) der AstA-Referent Marco Geis mit seiner Kritik an der CDU-Stellungnahme. Als "substanzlose Show-Veranstaltung unter Gleichgesinnten" bezeichnete der Marburger CDU-Kreistagsabgeordnete Torben Michael Theis die geplante Vortragsreihe, die am Montag (6. November) um 19.30 Uhr im Kulturladen KFZ mit einem ersten Vortrag zur "Inneren Sicherheit" in Hessen startet. Sein Fraktionskollege Oliver Pohland meinte, dass bei der Reihe versucht werde, "die erfolgreiche Politik der Landesregierung bewusst falsch und einseitig darzustellen". Ein "Schmankerl" ist nach Ansicht des AstA-Referenten allerdings der Vergleich der Reihe mit DDR-Geschichtsbüchern vor 1989: "Ich bin in den neuen Bundesländern aufgewachsen und sehe zwischen der Struktur dieser Veranstaltung und einem Geschichtsbuch aus der Zeit vor 1989 keinen nennenswerten Unterschied", hatte Pohland erklärt. "Man konnte mit der politischen Linken noch nie ernsthaft diskutieren." Darin sieht der AstA "eine neue Qualität der Ignoranz und Selbstherrlichkeit". Mit großer Verwunderung habe die Studentenvertretung die Kritik von Mitgliedern der hessischen CDU wahrgenommen. "Es ist durchaus bezeichnend für die Haltung und Praxis der hessischen CDU, inhaltlich fundierte Kritik von Organisationen und Interessensvertretungen der Gesellschaft von vorneherein als unwahr und inhaltlich belanglos darzustellen", meinte Geis. Des Weiteren seien diese Kommentare schon alleine deshalb fragwürdig, da sie immerhin zahlreiche Organisationen und Interessensvertretungen wie die Humanistische Union (HU), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), den BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), den Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) und letztendlich auch den AstA Marburg als "substanzlos" und falsch-darstellend bezeichnen. Der AStA als demokratisch gewählte Interessenvertretung der Studierenden sei daran ja ohnehin schon gewöhnt, dass jegliche Kritik beispielsweise gegen die Einführung von Studiengebühren nicht ernst genommen wird, sowie personenstarke Proteste und breite Bündnis-Demonstrationen wie im letzten Semester als das Zusammentreffen weniger Hunderter Menschen abgetan werde. Eine "neue Stufe der Ignoranz fundierter Kritik" sei aber die General-Diffamierung breiter gesellschaftlicher Schichten, repräsentiert durch die Organisationen, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe zu Wort kommen werden. Sie seien "allesamt ExpertInnen auf ihrem Gebiet", betonte Geis. All das äußerten Theis und Pohland, ohne sich die Kritik überhaupt angehört zu haben. Aber auch das sei typisch für das bisherige Vorgehen der CDU-Landesregierung, meinte Geis. Als Beispiel nannte er die Durchsetzung von Studiengebühren und harte soziale Einschnitte im Rahmen der sogenannten "Operation sichere Zukunft". | ||
Ihr Kommentar |
© 2006 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg