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Text von Dienstag, 8. November 2005

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 Kampf derLegastenie: Marburger koordiniert EU-Projekt 
 Marburg * (fjh/pm)
Ein Marburger Kinder- und Jugendpsychiater koordiniert das europaweite Forschungsprojekt zur Dyslexie. Das teilte die Philipps-Universität am Dienstag (8. November) mit.
Fast 23 Millionen EU-Bürger leiden unter Dyslexie, der Lese- Rechtschreibstörung. Viele Betroffene brechen vorzeitig die Schule ab. Auch ihr beruflicher und sozialer Erfolg wird durch die Krankheit stark beeintächtig.
Therapien sind häufig wenig effektiv, denn die Ursachen der Störung sind noch weitgehend unerforscht. Das europaweite Projekt "Neurodys - Dyslexia genes and neurobiological pathways" will diesen Ursachen nun auf den Grund gehen.
Koordinator des von der Europäischen Union (EU) im Rahmen des 6. Forschungsrahmenprogramms (FRP) mit drei Millionen Euro unterstützten Projekts, ist der Hochschuldozent Dr. Gerd Schulte-Körne. Der Kinder- und Jugendpsychiater arbeitet an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie- und Psychotherapie der Philipps-Universität. Insgesamt arbeiten in dem Projekt 15 internationale Forschungsgruppen zusammen.
Mit seinen Kollegen aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Ungarn, Frankreich, Schweden, Österreich, Finnland und Großbritannien wird Schulte-Körne molekulargenetische und neurobiologische Ursachen der Lese-Rechtschreibschwäche ebenso wie den Einfluss von Umweltfaktoren auf die Entstehung der Störung untersuchen. Unter anderem soll während des dreijährigen Projekts die weltweit größte Datenbank zu genetischen Befunden von Betroffenen entstehen.
Eine bereits bestehende Datenbank mit 800 Befunden soll dazu um 2.000 weitere Befunde von Betroffenen ergänzt werden. Hinzu kommt dieselbe Anzahl von Befunden einer Kontrollgruppe.
Überdies sollen 4.000 Zwillingspaare untersucht werden, um den Einfluß des sozialen Umfelds zu analysieren.
Dyslexie entsteht durch das Zusammenwirken mehrerer Gene. Ziel des Projekts ist es darum, möglichst alle an der Erkrankung beteiligten Erbanlagen zu identifizieren.
Mit Hilfe bildgebender Verfahren fahnden die Wissenschaftler zudem nach so genannten neurobiologischen Korrelaten der Krankheit. Dabei stehen funktionelle Vorgänge im Gehirn, die einen Zusammenhang mit Dyslexie aufweisen, ebenso im Zentrum des Interesses wie auffällig veränderte Gehirnstrukturen. Ziel ist es, das Verständnis der Krankheit zu verbessern und effektive Ansatzpunkte für therapeutische Interventionen zu finden.
Erst jüngst hat Schulte-Körne gemeinsam mit deutschen und schwedischen Kooperationspartnern eine Arbeit über die Identifizierung des ersten Gens veröffentlicht, das zur Entstehung von Legasthenie beiträgt.
Derzeit ist die Philipps-Universität an rund 25 EU-Projekten im Rahmen des 6. FRP beteiligt. Darunter befinden sich so genannte "Networks of Excellence" (NoE), "Integrated Projects" (IP), "Specific Targeted Research or Innovation Projects" (STReP), Projekte im Marie-Curie-Programm (MC) und "Coordinated Actions (CA)".
 
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