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Text von Freitag, 31. Dezember 2004

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 Bildung 2004: Philipps Fest und Behrings Erben 
 Marburg * (fjh)
Das Jahr 2004 begann für die Philipps-Universität mit dem Amtsantritt eines neuen Präsidenten. Im Februar löste Prof. Dr. Volker Nienhaus den vorherigen Universitätspräsidenten Prof. Dr. Horst Franz Kern ab. Bei seinen beiden Stellvertretern blieb hingegen alles beim Alten.
Eine gigantische Geburtstagsfeier gab es Anfang September für den Gründer und Namensgeber der Marburger Universität. Den 500. Geburtstag des hessischen Landgrafen Philipp feierte Marburg mit einem umfangreichen Festprogramm nebst Ausstellung. im Jahr 1504 war Philipp der Großmütige auf dem Marburger Landgrafenschloss geboren worden. Unter seiner Herrschaft wurde Hessen reformiert. Nach seinem Tode wurde das Land aber unter seinen Söhnen aufgeteilt. Mehr als 400 Jahre hat es seither gedauert, bis Hessen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in alter Größe vereint war.
Neben Philipp dem Großmütigen und der heiligen Elisabeth von Thüringen gehört auch der Medizin-Nobelpreisträger Emil von Behring zu den "Marburger Stadtheiligen". Sein Erbe wurde im Jahr seines 150. Geburtstags aber nicht gerade gut behandelt. Seit der Übernahme der Behring-Blutprodukte durch den australischen ZLB-Konzern zum 1. April 2004 haben Hunderte von Beschäftigten des traditionsreichen Marburger Pharma-Standorts Sorge um ihre soziale Existenz .
Im Jubiläumsjahr ging dieser Zweig der ehemaligen Behringwerke auf Tauchstation. Das 100-jährige Bestehen der Marburger Pharma-Produktion feierte aber der Impfstoff-Hersteller Chiron-Behring. 1904 hatte Prof. Emil von Behring in Marburg eine Fabrik zur Herstellung von Impfstoffen gegen Tetanus und Diphterie gegründet. Inzwischen arbeiten die Impfstoffproduktion und die Sparte der Erzeugnisse aus Blutplasma aber getrennt.
Zusammengelegt werden sollen hingegen die Universitätskliniken in Marburg und Gießen. Nun fürchten die Beschäftigten um ihre berufliche Zukunft. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch hatte am Dienstag (14. Dezember) im Landtag angekündigt, dass die Marburger und Gießener Universitätskliniken Anfang 2006 an einen privaten Investor veräußert werden sollen. Viele sorgen sich nun nicht nur um ihre Arbeitsplätze oder den Standard der klinischen Versorgung, sondern auch um die Qualität der medizinischen Forschung und Lehre.
Medizinische Forschung in Marburg ist nach wie vor Spitze. Vor allem in der Virologie ist die Philipps-Universität erstklassig aufgestellt. Im Mai verkündete die Universitätsleitung, dass in Marburg ein S4-Hochsicherheitslabor errichtet werden soll. Im Juli haben Marburger Virologen eine neue Methode zur Herstellung eines Impfstoffs gegen SARS vorgestellt. Behrings erfolgreiche Erben arbeiten also im Jahr 2005 nicht in der Privatwirtschaft, sondern an einem Universitätsinstitut.
 
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