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Text von Sonntag, 14. July 2002


Reichlich: Erst Fluten von oben, dann von außerhalb

Marburg * (FJH)
Lange Autoschlangen, die in gemächlichem Tempo durch die Stadt rollen, zugeparkte Nebenstraßen im Kernstadtbereich und ein nicht enden wollender Strom von Fußgängern - an Sonntagen ist dieses Bild in Marburg wirklich selten. Doch genau so sah es am Sonntagmittag (14. Juli) zwischen Rudolfsplatz und Hauptbahnhof aus. Menschenmassen wälzten sich am dritten Tag des Stadtfestes "3 Tage Marburg"" (3TM) hinauf zur Oberstadt, um um die Darbietungen auf dem Marktplatz oder der Schlossparkbühne zu verfolgen. Eine dichte Menschentraube wartete vor dem Oberstadtaufzug, dessen zwei Kabinen den Ansturm kaum bewältigen konnten.
Herrschte am Freitagabend noch eitel Sonnenschein, so war der Samstag verregnet. Das Datum, der 13., entpuppte sich für das Stadtfest als Unglückszahl. Viele Besucherinnen und Besucher flüchteten sich zu Veranstaltungen in geschlossenen Räumen oder unter ihre Regenschirme.
"Wir haben uns das im Magistrat aufgeteilt", witzelte Oberbürgermeister Dietrich Möller. "Am Freitag war der Oberbürgermeister für das Wetter zuständig, am Samstag der Bürgermeister und heute der Stadtrat." Alle drei Schirmherren des Stadfests - so berichtigte er sich dann aber selbst - haben natürlich ihr Bestes gegeben, um "3TM" zu einem Erfolg zu machen.
"Am Samstagabend hat das Wetter dann ein Einsehen gehabt und sein reichliches Wasserangebot eingestellt", berichtete Stefan Balzter. So war die Schlossparkbühne auch am zweiten Abend beim Pop-Open-air-Konzert voll. 5.000 Euro Einnahmen aus den Benefizkonzerten kann der Marbuch-Verlag als Veranstalter des Stadtfestes nun an die Marburger Tafel überweisen.
Den Abschluss des Stadtfests bildet am Sonntagabend um 19 Uhr in der Universitätskirche ein Konzert des Gesangsquintetts "Aleko" aus Sankt Petersburg. Alle fünf Vokalsolisten habe ein Studium an der dortigen Rimski-Korsakow-Akademie absolviert. Repertoire und Namen des Chors orientieren sich an einem Vokalquintett aus der Zarenzeit. "Aleko" waren die Anfangsbuchstaben der damaligen Sänger, die allesamt bekannte Hofmusiker waren.
Das unter gleichem Namen 1991 wiedergegründete Quintett unter Leitung von Prof. Konstantin Nikitin zeigte beim - inzwischen auch schon traditionellen - 3TM-Empfang im Sorat-Hotel sein Können. Mit Einfühlungsvermögen und Witz präsentierten die fünf stimmgewaltigen Russen bekannte Volksweisen ihrer Heimat. Mit "Kumba, Kumba", dem Lied über einen Zieharmonikaspieler, begeisterten sie die geladenen Gäste. Zum Abschluss ihres fast halbstündigen Auftritts sangen sie deutsch: "Im tiefen Keller sitz´ ich hier".
Als das Lied mit einem immer langsamer singenden Bass und einem Schnalzen endete, das sich wie das Herausziehen eines Korkens anhörte, da war das Publikum kaum mehr zu halten. Stefan Balzter stellte erstaunt fest: "So lange hat noch keine Gruppe unsere Gäste vom Büffett abgehalten."


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