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Text von Montag, 11. Februar 2002


Zum Fressen: Bonbons sind das Wichtigste

Marburg * (fcs)
Noch ist es ruhig. Irgendwo aus der Ferne ertönt Musik, die näher kommt. Reckende Hälse versuchen zwischen den Regenschirmen hindurch einen ersten Blick auf den nahenden Fastnachtsumzug zu erhaschen. Gespannte Gesichter und knisternde Tüten warten auf den Marburger Rosenmontagszug. Beim leichtem Nieselregen zog der Zug am Montag (11. Februar) durch die Stadt.
Nicht allzu pünktlich sind die Jecken am Mittag in der Frankfurter Strasse gestartet. Mit insgesamt 53 Fußgruppen und Wagen zog er durch Marburgs Strassen. Die wartende Menge stimmte in "Helau"-Rufe ein, sobald sie ihn erspäht hatte. Der fröhlichen Stimmung tat der Nieselregen keinen Abbruch.
Voran zog die Polizei. Dann kam das erste Blasorchester, um der Menge einzuheizen. Allerdings hatten die "traditionellen" Marschmusiker nicht so gute Chancen beim Anspielen gegen die mit Technik vollgestopften Wagen. Diese "röhrenden Diskos" dudelten nicht nur lauter; ihre Rhythmen waren auch schneller. Sie zogen die meiste Aufmerksamkeit auf sich, denn die Leute auf diesen Wagen füllten die knisternden Tüten der zahlreichen Kinder und Jugendlichen mit Bonbons.
Mit viel Lärm und Helau wurden die Zuschauer in den Taumel der Fastnacht gezogen. Das brauchte es auch. Den Augen bot der Umzug nämlich nicht allzu viel. Recht einfallslos präsentierten sich die Marburger und ihre närrischen Freunde. Die Wagen ließen selten ein konkretes Thema erkennen. Es ging wohl viel mehr um den Spass mitzumachen. Die politischen Darstellungen, die aus den karnevalistischen Hochburgen bekannt sind, beschränkten sich in Marburg auf bescheidene zwei Wagen. Einer trug das Spruchband "Von der Parkuhr zum Grab - OB Möller zockt einfach ab". Der andere "Kleinwagen" präsentierte das neue Universitäts-Logo in etwas abgewandelter Form. Kreis und Viereck wollen einander auffressen.
Aber Kritik war nicht angesagt, denn beim Marburger Umzug ging es schließlich um den Spass und vor allem um Bonbons. Deswegen waren auch das Nagelstudio Beautity aus Cappel und der Eros-Club 2000 vertreten. Wesentlich einleuchtender war die Notwendigkeit der Nummer 54: zwei Kehrmaschinen und mehrer bessenbewehrte Angestellte der Stadtreinigung versetzten die Strasse hinter dem Zug wieder in den Zustand, den sie vor seinem Anfang hatte.
Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei. Was dem Umzug an Einfallsreichtum fehlte, machte die Menge am Strassenrand wieder wett. Hier ließen sich orginelle und traditionelle Kostüme erkennen. Zwischen den klassisch nörgelnden Prinzessinnen und den finsterblickenden Punkern stand auch mal eine Aronalzahncremetube. Eine einfache Leinentasche diente als modischer Kopfschmuck. Die konnte schließlich auch zur Bonbonsammeltasche umfunktioniert werden. Dann hatten die Kinder auch etwas davon, wenn sich im Anschluß an den Umzug die Narren im Festzelt am Afföller versammelten, um Rosenmontag zu feiern.


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