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Text von Mittwoch, 30. Januar 2002


Gesichtslos: Die Marke "Philipps"

Marburg * (FJH)
Er hat die Logos von Altana, der Deutschen Bank, der Deutschen Börse und der Ruhrgas AG entwickelt. Die Universitäten Stuttgart und Basel schmücken sich mit Zeichen aus seiner Feder. Sein jüngstes Signe indes erregt in Marburg seit Monaten die Gemüter. Bei einer Informationsveranstaltung zum neuen Logo der Philipps-Universität standen der Grafiker Karl Duschek und Universitätspräsident Prof. Horst-Franz Kern am Mittwoch (30. Januar) der interessierten Öffentlichkeit im Hörsaalgebäude Rede und Antwort.
"Seit 16 Monaten bin ich nun im Amt", eröffnete Kern die Veranstaltung. "Zwei Vorhaben habe ich in dieser Zeit vor allem vorangetrieben: Die Zukunftsorientierung der Uni und eine moderne Präsentation in der Öffentlichkeit."
Für beide Projekte habe er sowohl Lob als auch Tadel erhalten. Beim Umgang mit dem Logo überwiegt aber - so ließ sich auch an Missfallens- und Beifallskundgebungen des Publikums im fast vollbesetzten Hörsaal 114 unschwer ausmachen - eindeutig die Kritik. Ausgerechnet im Jahr ihres 475-jährigen Bestehens ersetze die Philipps-Universität das traditionsreiche Siegel ihres Gründers durch ein neues Zeichen: Ein Quadrat und ein Kreis, getrennt durch einen senkrechten Strichh.
Entwickelt wurde dieses Zeichen im Stuttgarter Grafik-Atelier Stankowski + Duschek. Es sei eingebettet in ein Gesamtkonzept der "Corporate Identity". Demnach soll das neue Logo auf Briefbögen und Drucksachen aufgedruckt werden. Das historische Siegel des Landgrafen Philipp solle dort - so Duschek - "zumindest in der Übergangszeit" noch als Hintergrundprägung erscheinen.
"Der neue Briefbogen gefällt mir gut, lobte gleich der erste Redner aus dem Publikum, um dann fortzufahren: "Das Einzige, was mich stört, sind die blauen Kleckse oben links."
Andere Redner erinnerten die geometrischen Formen an "Ost und West sowie die Berliner Mauer" oder "die Quadratur des Kreises".
Eine Marke - so erklärte Duschek - müsse einfach und leicht erfassbar sein. Zugleich müsse sie einmalig sein und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Schließlich müsse das Markenzeichen die modernen Sehgewohnheiten ansprechen.
"Dieses Zeichen ist bedeutungslos", erklärte Prof. Reinhard Brand. Es vermittle nichts vom Wesensgehalt der Universität. Damit dränge es auch ihre Identität in die Bedeutungslosigkeit. Zudem sei die Philipps-Universität keine Firma.
Der ehemalige Magistrats-Pressesprecher Erhard Dettmering kritisierte den undemokratischen Umgang mit Kritik am neuen Logo. Sie wurde als "provinziell" und "rückwärtsgewandt" beschimpft, die Kritiker als "Kreti und Pleti". Ein Bürger bemerkte, mit dem neuen Logo verabschiede sich die Universität von der Stadt.
Kern bezeichnete diese Äußerungen als "emotional" und forderte einen sachlichen Diskussionsstil ein. Die Kritik aus der Studentenschaft setzte er selbst mit dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) gleich. Vorwürfe, der Beschluss für das neue Logo sei undemokratisch zustandegekommen, versuchte er mit der Bemerkung zu entkräften, zur ersten Präsentation am 20. Juni 2001 sei neben dem Senat und den Dekanen der Fachbereiche auch ein Vertreter des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) eingeladen gewesen.
Ein studentischer Vertreter des Universitätskonvents beklagte, das Anregungen des Gremiums zur Ausarbeitung eines Logos auf der Basis des Siegels, das dann auch nach Übertragung per Telefax noch hätte erkennbar sein sollen, nicht weiter verfolgt worden sind.
Am Ende blieb die Frage offen, warum ein gesichts- und geschichtsloses Logo gegen die Mehrheiten in Stadt und Universität durchgesetzt werden soll. Ein Student meinte, die 40.000 DM für den Grafiker hätte man besser in den Lehrbetrieb investiert, wo im nächsten Semester Spanisch-, Französisch- und Englischkurse gestrichen werden sollen.


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