Kultur


Dorfbuch: Otto-Ubbelohde-Preis ehrt Engagement für die Heimat


30.11.2001 * (
FJH)
Besondere Verdienste in Denkmalpflege, Heimatkunst, Heimatgeschichte und bei der "Pflege des heimischen Brauchtums" würdigt der Otto-Ubbelohde-Preis. Bei einer Feierstunde übergab Landrat Robert Fischbach am Donnerstag (29. November) den Otto-Ubbelohde-Preis an den Kultur- und Förderverein Alte Kirche Niederweimar e.V., an Walter Wolf aus Dautphetal-Holzhausen und an Prof. Dr. Michael Wolf Neumann aus Marburg.
[Ubbelohde-Preisverleihung]        Zu den Fotos!        [Ubbelohde-Preisträger]

Seit 1979 ist Neumann am Hessischen Landesamt für Denkmalpflege Mit der Auszeichnung würdigt die Jury das große private und ehrenamtliche Engagement des Oberkonservators zum Erhalt einer reichen und wertvollen Kulturlandschaft im Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Walter Wolf hat den Arbeitskreis zur Erstellung des "Dorfbuchs" von Holzhausen geleitet. Das zur 750-Jahr-Feier des Ortes in diesem Jahr erschienene Buch zeigt sich nach Auffassung der Jury als eines der herausragenden Beispiele für eine Dorf-Chronik im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Dem 75-jährigen pensionierten Schulrektor verleiht der Kreis für seine Verdienste in der Erforschung der Heimatgeschichte den Otto-Ubbelohde-Preis 2001.
Der "Kultur- und Förderverein Alte Kirche Niederweimar e.V." ist seit 1988 aktiv. Neben dem Erhalt des Kirchengebäudes und der Gestaltung und Pflege der Außenanlagen sieht die Jury das breit gestreute Angebot des Vereines als Bereicherung für die Gemeinde und die Region. Für dieses ehrenamtliche Engagement hat sie dem Verein den Otto-Ubbelohde-Preis 2001 zuerkannt.


Grenzen gesprengt: Die CandoCo Dance Company begeisterte


29.11.2001 * (
FJH)
Ein nackter Mann steht in einer Holzkiste. Vier Tänzer umkreisen ihn. Eine Frau im Rollstuhl schließt sich dem Tanz an. So beginnt "I Hastened Through My Death Scene To Catch Your Last Act" .
Im Rahmen des Europäischen Integrativen Tanz- und Theaterfestivals EUCREA gastierte die CandoCo Dance Company aus London am Mittwoch (28. November) mit zwei Produktionen in der Stadthalle. Die sieben Akteurinnen und Akteure bewiesen dabei nicht nur ihr Können, sie zeigten auch - für das Tanztheater - völlig neuartige Bewegungsabläufe, wie sie nur dank der Behinderung möglich sind: Eine beinamputierte Tänzerin konnte von ihrem Tanzpartner herumgewirbelt werden, ohne dass ein zweites Bein hinter dem ersten herflog. Ihre Bewegungen wirkten dabei erstaunlich grazil. Eine Rollstuhlfahrerin konnte ihre Beine wie ein Brett zu Boden fallen oder hochheben lassen.
Die Aufführung der CandoCo Dance Company begann mit "I Hastened Through My Death Scene To Catch Your Last Act" (Ich hastete durch meine Todeszene, um Deinen letzten Akt zu erwischen). Die Choreografie von Javier de Frutos zog sämtliche Register modernen Tanztheaters. Die nichtbehinderten Akteure liegen auf dem Boden und bewegen nur ihre Beine. Die Rollstuhlfahrer führen ihre Arme durch die Luft. Eine Rollstuhlfahrerin nähert sich einem Mann; er schiebt sie weg. Sie kämpft mit ihm. Ein Rollstuhlfahrer bewegt sich nacheinander auf drei Frauen zu. Brutal drücken sie ihn in seinen Rollstuhl zurück. Der nackte Mann in der Kiste richtet ihn wieder auf.
Dazu ertönt Musik, die streckenweise nur aus langanhaltenden Brummtönen besteht. Dazwischen fast kitschige Songs aus dem amerikanischen Musical "Peter Pan".
Schwer verdaulich war dieses Stück des spanischen Choreografen über Liebe, Annäherung, Ausgrenzung und Ablehnung. Immer wurden die behinderten Tänzer von ihren nichtbehinderten Kollegen weggeschoben. Dann wieder verwischten sich die Grenzen, denn auch Nichtbehinderte kamen im Rollstuhl auf die Bühne. Am Ende fanden aber die Behinderten Akteure zueinander.
Wesentlich flotter und spritziger kam "Sun Byrne" von Doug Elkins daher. Zu Popmusik der 60er bis 90er Jahre zeigten die Tänzerinnen und Tänzer ihr ganzes Können. Alle sieben saßen in zwei Reihen auf Stühlen und bewegten nur die Arme. Eine weiße Leinwand im Hintergrund reproduzierte diese Bewegungen als Schattenspiel. Mitunter haftete ihnen etwas Komisches an, das fast wie Slapstick wirkte.
In kurzen Bildern zu - mehr oder weniger - bekannten Musikstücken begeisterten die Tänzer ihr Publikum. Als "Barbar'Anne" von den Beach Boys zum zweitenmal erklang, hielt das Band kurz inne, dann setzte die Tänzerin mit der Musik ihre Bewegungen fort, diesmal jedoch mit einem anderen Partner und natürlich auch einer anderen Choreografie. Erst beim zweiten Blick merkten die Zuschauer, dass ihre linke Hand fehlt.
Nach jeder Szene wurde der Zwischenapplaus größer. Immer deutlicher brachte der amerikanische Star-Choreograf die Virtuosität der gesamten Truppe zur Geltung. Er zeigte, wie schön auch die Bewegungen von Menschen mit einer Behinderung sein können.
Ausschnitte dieses Auftritts können Interessierte demnächst auch in der ZDF-Sendung "Mach mit!" bewundern, denn ein Team des Mainzer Fernsehsenders hat einige Szenen aufgezeichnet. Schließlich war diese virtuose Darbietung wirklich höchst professionell!


Momentaufnahme: "Die Lust am Scheitern"


28.11.2001 * (
sfb)
Mit dem Improvisationsstück "Die Lust am Scheitern" - des Theaters Hora setzte das EUCREA- Festival am Dienstagabend (27. Oktober) in der Waggonhalle sein etwas anderes Programm fort. Die unter der Regie von Beat Fäh und Michael Elber inszenierte Darbietung ist als andere als gescheitert.
[Theater Hora]        Zu den Fotos!

Der anhaltende Applaus gab den 5 geistig behinderten Mitgliedern des Hora-Theaters und vier Musikern des "Blauzoneprojekts" aus Zürich recht. Sie zeigten auf beeindruckende Weise, was in der Hektik unserer Zeit abgeht: Den Moment genießen und vieles andere mehr. Sie standen auf der Bühne, warteten einen Augenblick ab, schienen spontan aufkommende Regungen in sich aufzuspüren, die sie prompt umsetzten. Meistens reagierten sie auf andere Akteure, oder wirkten mit Gesten, unsinnigen, aber lustigen Worten auf den anderen ein. War der Anfang gemacht über ein Wort oder ein Husten, kamen eigenwillige Kettenreaktion zustande. Pantomimisches beispielsweise wechselte oder harmonierte mit passenden Musikeinlagen des hervorragenden Blauzoneprojekts, Tänzen oder spaßigen Nonsens-Dialogen, je nach Belieben.
Locker und sehr spontan ging es zu. Irgendwann standen dort fünf Akteure, die Küchenstühle über ihren Kopf gestülpt haben. Dies regte die umherstehenden Darsteller wiederum zu vielerlei assoziativen Handlungen an.
Interessant war, zu sehen, wie gut die Akteure aufeinander "eingespielt" waren. Die "Bälle", die sie sich zuwarfen, trafen meistens. Aber auch, wenn sie daneben gingen, passte es irgendwie, hieß das Stück doch "die Lust am Scheitern". So gab ein Wort, eine Geste die andere, bis sich das Spiel im stillschweigenden Einverständnis auflöste. Andere traten nach einer Weile aus dem dunklen Randbezirk auf die Bühne. Und wieder kreierten sie nach zaghaften Anfangsbemühungen eine neue Aktion. Die meisten waren Einfälle komisch, urkomisch.
Die Wellen der Begeisterung und der Spaß, den die Schauspieler an der Freude hatten, schlugen auf das Publikum über, bei einigen prallten sie jedoch ab. Gewiß: Man darf geteilter Meinung sein über die Qualität, mit der die spontan aufkommenden Ideen oder Assoziationen umgesetzt wurden. Unbestritten ist aber, dass dieses Stück eine enorme Geistesgegenwart der geistig behinderten Akteure, Phantasie sowie eine hohe Kombinationsgabe erforderte.
Ein weiteres kommt hinzu: Es kommt nicht darauf an, gut zu sein, sondern Spaß zu haben, wie auch die Lust am Scheitern. Zudem zeigten die Schauspieler, was viele verlernt haben: wie man den Augenblick genießt, ihn mit kindlicher Phantasie ausschöpft.
Die unmißverständliche Botschaft lautet also: "Moment, verweile doch, du bist so schön."


Alltag: Tiqua im Quadrat


26.11.2001 * (
FJH)
Selten war die Waggonhalle so voll wie am Montag (26. November). Was vielen Marburger Akteuren selbst bei Bestleistungen nicht vergönnt ist, darüber konnten sich die behinderten Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters "Tiqua" aus Berlin an diesem Abend freuen. Im Rahmen des Europäischen Integrativen Tanz- und Theaterfestivals zeigten sie ihr Stück "Ver-Richtungen".
Es begann in völliger Dunkelheit. Vögel zwitscherten, Musik erklang. Minuten später sagte eine Frau: "Hier bin ich. Schau mich an!"
[Ver-Richtungen]        Zu den Fotos!        [Tiqua-Theater, Berlin]

Was die Zuschauer dann eine gute Stunde lang anschauen konnten, waren Alltagsverrichtungen wie Schuhe Binden oder Blumen gießen Acht Akteure - einige davon geistig oder körperlich behindert - zeigten auf der Bühne die Banalitäten des Alltags. Jeder von ihnen befand sich in einem abgetrennten Quadrat, das er nur selten verließ, um Kontakt mit anderen aufzunehmen. Jeder handelte - scheinbar planlos - allein für sich. Und jeder wirkte durch Kleidung, Bewegung oder Behinderung irgendwie skuril.
"Überraschung!", krähte eine Darstellerin freudig. "Rat mal! Das rätste nie!" Derweil schimpfte die andere mit ihrem Plüschhasen oder versuchte, ihn freundlich anzulocken. Ein Dritter saß auf dem Fußboden und band sich die Schuhe, während eine Vierte mit einem Spielzeugflugzeug umherlief.
Gesang ertönte, dann Musik aus dem Lautsprecher, dann wieder gesprochene Sätze wie "Ich stehe auf" oder "Ich putze mir die Zähne" und "Ich ziehe mich an" oder "Ich ziehe mich aus".
Zur Musik von Mick Jaggers "Angie" schauten dann alle nach oben oder sie versuchten auch, gemeinsam "Guten Abend, gute Nacht" zu singen. Der Gesang schwankte zwischen Harmonie und Chaos, verebbte in Pausen und dem Einwand einer Mitspielerin "Das ist mein Text."
Martina Couturiers Inszenierung arbeitete auf originelle - und mitunter auch witzige - Weise die Widersprüche zwischen Monotonie und Spannung, Absurdität und Altäglichkeit, Vereinzelung und Miteinander, Normalität und Behinderung heraus. Jedes verkehrt sich irgendwann ins Gegenteil und straft alle Vorurteile Lügen. In ihrer offensichtlichen Beschränktheit überwanden die Darsteller - fast unbemerkt - einengende Grenzen. Auch die Interpretationsmöglichkeiten dieser hintersinnigen Aufführung sind nahezu unbegrenzt. Obwohl das Stück keine Handlung erzählt hat, wurde es nie langweilig.
Alle acht Darsteller vertieften sich voll in ihre Rolle und zeigten dabei eine erstaunliche spielerische Leichtigkeit. Es waren keine mimischen Höchstleistungen, sondern die glaubwürdige Präsentation des wohlkalkulierten Stücks aus voller Überzeugung. Die übertrug sich dann auch auf das Publikum, das zum Schluss an Beifall nicht sparte.


Eröffnet: Radtke rezitierte Hiobs Klage


25.11.2001 * (
FJH)
"Wäre ich doch nur gestorben", wünscht sich Hiob und hadert mit seinem Schicksal. "Aber eines Verzweifelnden Klage" - so seufzt er - "ist für den Wind!"
Absolut nicht "für den Wind" war die szenische Lesung von "Hiobs Klage" zum Auftakt des Europäischen Integrativen Tanz- und Theaterfestivals am Sonntagmorgen (25. November) im Theater neben dem Turm (TNT).
Wegen seiner angeborenen Glasknochen-Krankheit sitzt der Münchener Schauspieler im Rollstuhl. Vor dem Auftritt musste er die Stufen zum Theatersaal hinaufgetragen werden. Ausgerechnet für die Auftaktveranstaltung zum Integrativen Theaterfestival von EUCREA hatten die Veranstalter den einzigen nicht rollstuhlgerechten Spielort ausgewählt. Wahrscheinlich deswegen versprach sich Bürgermeister Egon Vaupel bei seiner Begrüßung und verlegte das Gastspiel versehentlich in die Waggonhalle. Dort wird bis zum Samstag (1. Dezember) der Großteil des Festivalprogramms stattfinden.
Im vollbesetzten TNT machte einer der prominentesten behinderten Schauspieler Deutschlands das eigene "Leid" zum Thema. Dem fast 2000 Jahre alten Text verlieh Radtke gefühls- und stimmgewaltig Ausdruckskraft und Spannung. Man mochte meinen, der behinderte Darsteller offenbare die Abgründe eigener Verzweiflung, Bitternis, Wut, Hoffnung und Furcht.
"Muss nicht der Mensch immer im Streit sein auf Erden?", fragt sich Hiob. In seiner Stimme liegt Bitternis und Sarkasmus. Warum, so will er von Gott wissen, trifft gerade ihn das Schicksal so hart. Was hat er verbrochen, dass Gott ihn dermaßen straft? Wütend schreit er hinaus: "Ich bin unschuldig!"
Dann wieder fleht er mit weinerlicher Stimme: "Ach, hätt ich doch einen, der mich hört!" Sanft, beinahe zärtlich, wird sein Tonfall, als er nachdenkt: "Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt nur kurze Zeit."
Grandios meisterte Radtke die schwierige Aufgabe, dem alttestamentarischen Text Leben einzuhauchen. Die musikalische Untermalung betonte die wechselvollen Stimmungen, in denen Hiob seine Klage gegen Gott erhebt. Trotz aller Verzweiflung gipfelt sie in dem trostspendenden Satz: "Selig ist der Mensch, den Gott straft."
Das Leben ist ein unentwegter Kampf. Eine Behinderung ist eine Aufgabe, der man sich stellen muss und an der man über sich hinauswachsen kann. Diese Aufgabe hat Peter Radtke überzeugend bewältigt.


Integrativ: EUCREA-Festival in Marburg


20.11.2001 * (
sfb)
"Sie haben was auf die Beine gestellt und die Bühne gebracht", meinte Bernhard Conrads, Geschäftsführer der Bundesvereinigung Lebenshilfe, über die Akteure des EUCREA Festivals. Behinderte und Nichtbehinderte werden sich vom 25. November bis 1. Dezember mit einer großen Bandbreite an Tanz- und Theaterdarbietungen in Marburg ihr Stelldichein geben. Organisiert hat das "europäische integrative Theaterfestival" der Verein EUCREA unter Mitwirkung des Kulturamtes der Stadt Marburg, der Bundesvereinigung Lebenshilfe und der Deutschen Blindenstudienanstalt.
Warum Marburg? "Wenn nicht hier-wo sonst.", so Egon Vaupel, Kulturdezernent der Stadt Marburg auf einer Pressekonferenz am Dienstag (20. November). Marburg ist ein Ort "mit ausgeprägt sozialpolitischer Tradition". Das mildtätige Wirken der Heiligen Elisabeth legte bereits vor acht Jahrhunderten den Grunstein für sozial engagiertes Handeln.
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Die Behinderten, die auf dem Festival in Aktion treten, sind professionelle Künstler, die dem "Niveau eines Festivals durchaus gerecht werden", betonte Jutta Schubert vom Verein EUCREA. Der Behinderten-Bonus falle also weg. "Das Angebot ist durch die Behinderungen geprägt. Die Kunst ist dadurch andersartig, aber gleichwertig.", gab Conrads zu verstehen. Und noch was: "Kultur lebt von Innovation.", ergänzte Richard Laufner, Leiter des städtischen Kulturamtes. In diesem Sinne soll Marburg Vorbild sein für andere Städte.
Sobald die Bürgerinitiative für "Sozialpsychiatrie" mit einer beweglichen Werbeaktion in der Stadt das EUCREA-Festival eingeläutet hat, kann es losgehen.
Am Sonntag(25. November) steht "Hiobs Klage" als szenische Lesung im Theater neben dem Turm (TNT) auf dem Programm. Kein geringerer als der Schauspieler Peter Radke vom Berliner Ensemble übernimmt die Rolle des biblischen Hiob. Radke gilt als Galionsfigur der Integrationsbewegung von behinderten Künstlern.
Am Montag (26. November) gibt sich die Berliner Theatergruppe "Thikwa" mit ihrem Stück "verrichtungen/m2" in der Waggonhalle die Ehre.
Fünf geistig behinderte Künstler und vier Profi-Musiker hat Jutta Schubert für Dienstag (27. November) in der Waggonhalle mit ihrem Theaterstück "Lust am Scheitern" angekündigt.
Als "Highlight" gilt die englische Tanzgruppe CanDoCo, die am Mittwoch (28. November) in der Marburger Stadthalle auftritt. Sie bringt die "I hastened Through My Death Scene to catch your last act" und "sunbyrne" aufs Parkett, choreographiert von Javier de Frutos.
Doch damit nicht genug: Am Donnerstag (30.November) folgen 30 kurze Auftritte des "Theatre du Christal" aus Paris mit dem Stück " Un Riche, Trous Pauvres" - Ein Reicher und drei Arme" in der Waggonhalle.
Die belgische Theatergruppe "Tartaar" gastiert am Freitag (30. November) mit dem Stück "Zerbrochene Spiegel" zum Thema geistige Behinderung in der Waggonhalle.
Abermals in der Waggonhalle präsentieren sich am Samstag(1. Dezember) zum krönenden Abschluß der variationsreichen Veranstaltungsreihe Gruppen aus Marburg. Vertreten sind Null Optik, das "PsychiatrieKabarett "Dr. Enzian Traumstadtwandler" oder "Bernies Preßlufthammershow" sowie die Rockformation "Katrin und die quietschboys".

Parallel zu diesen Aufführungen läuft die Ausstellung "Femme enceinte à L’oiseau" im Marburger Schloß. Im "Auflauf" ist außerdem "Gut Munkeln im Dunkeln". Dort haben Sehende die Gelegenheit sich spielerisch in die Sichtweise von Blinden hineinzuversetzen.
Ein Werkstattgespräch am Donnerstag (29.November) gibt den Theatermachern Gelegenheit zum Erfahrungsausstausch.
Eine Woche lang steht also Marburg im Mittelpunkt der europäischen Behindertenkultur.


Verbraten: "Küchenzettel" von Günther Grass


18.11.2001 * (
sfb)
Man nehme sieben "Original-Lithographien - zu Lyrik und Prosa - von Günther Grass" und präsentiere sie im Vila -Vita-Hotel vor gut drei Dutzend Kunstinteressierten. Michael W. Schmalfuß hat die Ausstellung "Küchenzettel" am Sonntagvormittag (18. November) eröffnet. Das auf Stellwänden festgehaltene Mappenwerk zeigt literarische und künstlerische Leckerbissen des Schriftstellers Günther Grass.
[Ausstellungsbesucher]        Zu den Fotos!        [Die Ausstellungsbesucher betrachten die Litographien]

Grass ist nicht nur stolzer Träger des Nobelpreises für sein literarisches Gesamtwerk, sondern auch gelernter Steinmetz. Von 1948 bis 1952 studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie. "Als bildener Künstler bin ich ein gelernter, als schreibender ein ungelernter.", sagt der 1927 in Danzig geborene Grass von sich selbst. Dass er sein Handwerk in beiden Disziplinen mit Bravour meistert, beweist beispielsweise "Der Butt", der für den Rücken des gleichnamigen Buchs unter persönlicher "Feder- führung" des Autors entstand. Andere im Jahr 2000 bis Frühjahr 2001 erschienene Zeichnungen mochten dem einen oder anderen sekttrinkenden Gast im Foyer des Vila Vita Hotels wohl auch bekannt vorkommen. Die mit 70 Exemplaren aufgelegten Lithographien tragen Titel, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen: "Schweinekopfsülze" oder "Bohnen und Birnen". Garniert sind die im Steindruckverfahren vervielfältigten Zeichnungen mit passender Prosa und Lyrik. Sie erscheinen auf den Abzügen in der Original-Handschrift des Autors. In seinen harmlosen Kochrezepten verrührt Grass viel Satirisches zu Zeitgeschichte und Politik, dass einem die Bissen im Halse stecken bleiben.
Peter Meyer, Schauspieler am hessischen Landestheater, machte diese kulinarischen Häppchen dem Publikum erst richtig schmackhaft. Mit gekonnter Rezitationskunst las er die Texte zu den Lithographien . So klagt Grass über eingeladene Gäste, die 50 Jahre zu spät kommen."Soll ich Dir erklären, warum die Prasser das Fasten erfunden haben.?" ist eine Frage. Und immer wieder mischt sich unter die Zutaten eine Prise Wut, die als Gewürz in seinen Rezepten nicht fehlen darf.
Wer Appetit auf mehr bekommen hat, kann weitere Kostproben noch bis zum 30. November in der Gourmet-Gaststätte im Vila-Vita-Hotel an der Rosenstraße und im Atelier Schmalfuß im Steinweg 33 bewundern. Wohl bekomms!


Bildersprache: Ausstellung überwindet Barrieren


14.11.2001 * (
FJH)
"Auch wer nicht zählen kann, zählt mit; auch wer nicht sprechen kann, hat was zu sagen." Mit diesem Satz eröffnete Dr. Bernhard Conrads am Mittwochabend (14. November) im Marburger Landgrafenschloss die Ausstellung "Femme enceinte à L’oiseau" (Frau in Erwarrtung eines Vogels). 45 Bilder von 16 geistig behinderten Künstlern aus betreuten Werkstätten in sieben europäischen Ländern sollen vom 15. November 2001 bis zum 10. Februar 2002 vorurteile abbauen. Veranstalter sind die Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung (BVLH), EUCREA Deutschland und das Heilpädagogische Centrum Augustinum (HPCA) in München .
Klaus Mecherlein hat die Ausstellung vor allem nach einem Gesichtspunkt zusammengestellt: Die Darstellung von Mensch und Tier, von Misch- und Fabelwesen und der "Bestie Mensch" zieht sich wie ein roter Faden durch die Präsentation. Jean-Marie Heylingen aus Belgien hat mit Öl auf Leinwand in dunklen Pastelltönen 1999 das eindrucksvolle Bild gemalt, das der Ausstellung ihren Namen gegeben hat. Ellen Libbach von den Praunheimer Werkstätten in Frankfurt zeigt mit "Tanz Tiere" Fabelwesen, die frappierende Ähnlichkeit mit den Darstellungen australischer Aborigines aufweisen. Das Werk entstand 1999 in Acryl auf Leinwand.
Klaus Mecherlein holte in seinem Referat zur Erklärung der Ausstellung weit aus bis zum Neoliticum, den alten Ägyptern und Griechen, die alle derartige Fabelwesen kannten. Vielleicht mag mancher der ausgestellten Künstler Darstellungen solcher archaischer Urtiere schon einmal gesehen haben, keiner von ihnen stehe jedoch im Verdacht, sich damit intensiv auseinandergesetzt zu haben. Umso eindrucksvoller seien ihre Darstellungen.
Dr. Jürgen Wittstock, Direktor des Marburger Universitätsmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, legte in seiner Begrüßungsansprache als Hausherr Wert auf die Denkanstöße, die die Bilder vermitteln. Kunst fungiere hier als Sprache für Menschen, die sich sonst nicht so gut ausdrücken könnten wie viele andere. Ihre Bildersprache gewähre Einblicke, die Sprache oft nicht ausdrücken könne.
"Vieles ist gut, aber nicht alles", lautete sein fachmännisches Urteil. "Nicht jeder, der sich für einen Künstler hält, ist auch einer", entgegnete Conrads. Auch bei Nichtbehinderten gelte: "Selbst vieles, was ausgestellt wird, ist keine Kunst."
Während der Öffnungszeiten können sich Interessierte täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr im "Kleinen Rittersaal" des Schlosses selbst ein Bild von der Kunst geistig behinderter Menschen machen. Ein Vorurteil werden sie dann sicherlich ablegen müssen: Die falsche Vorstellung, Behinderte seien nicht leistungsfähig, straft diese Ausstellung Lügen. Wie formulierte doch schon der Münchener Komiker Karl Valentin so richtig: "kunst ist schön, macht aber viel Arbeit."


Nicht in Marburg: Narrhallamarsch!


11.11.2001 * (
FJH)
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Schließlich bietet das Leben ja nur selten richtig Grund zum Lachen. Deshalb haben gemütlichen Rheinländer einen Anlass gesucht und gefunden: Vor der Fastenzeit hauen sie noch mal so richtig auf die Pauke. Am 11.11. um 11.11 Uhr beginnt die "Närrische Session".
Seit Jahren bemühen sich Exil-Rheinländer wie der einstige Verkehrsdierektor Hans-Christian Sommer krampfhaft, den Marburgerinnen und Marburgern rheinischen Frohsinn überzustülpen. Heraus kommen indes nur Peinlichkeiten, denn die strengen Lutheraner in Marburg können mit der verschmitzten Gemütsruhe der katholischen Kölner absolut nichts anfangen. Deswegen geraten Karnevalssitzungen in Marburg zur Farce: Langweilige Aneinanderreihungen uralter Witze - wenn den überhaupt Witze erzählt werden - wechseln sich mit humorlosen Präsentationen uninspirierter Darbietungen von Tanz und Schattenspiel oder umständlichen Ansagen untalentierter Moderatoren ab. Kostüme sind im Publikum auch kaum auszumachen. Karneval ist in Marburg ein einziges Trauerspiel!
Natürlich gibt es auch im Rheinland peinliche Karnevalssitzungen. Nichts ist perfekt. Aber in Marburg muss man den Frohsinn suchen wie in
Afghanistan Ossama Bin Laden: Kaum eine Chance, den Gesuchten bald zu finden!
Bleibt den exilierten Frohnaturen vom Rhein in Marburg nur eine Chance: Die Gründung einer Exilvereinigung! Die könnte dann den Karneval übernehmen, oder?
Halt, das eben hat doch HCS seit Jahren vergeblich versucht. Das missmutige Marburger Publikum konnte dem närrrischen Jecken aber nicht folgen. Einer machte Witze, über die keiner lachte. So funktioniert das nicht!
So bleibt wahren Frohnaturen in Marburg dann nur noch die Flucht oder die innere Emigration? Ist das Geheimnis des Fastnachtsfrohsinns die vielbesungene "Aussicht auf den Dom"? Eines jedenfalls steht für jeden Karnevalisten unverbrüchlich fest: "Mir losse der Dom in Kölle!"
Den - noch nicht ganz so verklemmten - jungen Marburgerinnen und Marburgern lassen wir derweil die Freude an einem anderen rheinischen Brauch: Ebenfalls am 11. November ziehen die Kinder mit Fackeln von Haus zu Haus und "schnörzen". Für ihre Lieder wie "Der Heilige Sankt Martin, das war ein guter Mann" und "Hier wohnt ein reicher Mann" erhalten sie Süßigkeiten. Da wird auch auch das müde Marburger Volk nicht lange fackeln, und ihm geht ein Licht auf. Wenn es etwas umsonst gibt, dann stehen viele schnell auf der Matte. Humor hingegen verlangt wahre innere Größe: Nur wer auch über sich selber lachen kann, der kann aus vollem Herzen über andere lachen. Leider ist das nicht die Art, wie die meisten Marburgerinnen und Marburger anderen die Zähne zeigen. Deswegen wird Karneval in Marburg wohl noch lange bleiben, was er bisher war: ein Witz!


Kohle für Kultur: Fonds vergibt Fördergelder


08.11.2001 * (
sap)
Außergewöhnlichen Kulturprojekten mangelt es meist nicht an kreativen Ideen, sondern an Geld. Im Dezember 2000 gab das Stadtparlament grünes Licht für die Errichtung eines Marburger Kulturfonds. Von 19 bis zum Einsendeschluss Ende Februar 2001 eingereichten Projektanträgen präamierte die Jury vier: Das Kunstprojekt "Ausufern - Skulpturenpromenade", das in diesem Jahr viele Augen von verwunderten Spaziergängern an der Lahn und ihren Nebenarmen auf sich zog. "Antevka" von der Schröcker Theatergruppe "Die Cäcilianer, ein Videoprojekt "Zirkuskrimi" von und mit Kindern sowie die zur Zeit mit großer Resonanz laufende Non-Stop-Lesung von Walter Kempowskis "Echolot" der Neuen Literarischen Gesellschaft.
Am 30. November ist nun in diesem Jahr Einsendeschluss für die zweite Aktion "Marburger Kulturfonds". Alle heimischen Kulturträger, die ein größeres und innovatives Projekt entwickeln und umsetzen wollen, sind zur Teilnahme aufgerufen. Antragsformulare sind unter http:// www.marburg.de - leider nicht barrierefrei - erhältlich oder können beim Kulturamt der Stadt Marburg, Markt 7, 35037 Marburg, Tel. 201-3 29 angefordert werden.
Im Vorjahr hat der Kulturfonds insgesamt 40.000 DM vergeben - ein Formular also, dass sich auszufüllen lohnt!


Echolot: Stunde um Stunde gelesene Geschichte


06.11.2001 * (
FJH)
Die Lagebesprechung des Generalstabs ergibt ein düsteres Bild: Die 6. Armee ist am Verhungern; ihre Versorgung aus der Luft ist nur unter großen Gefahren möglich. Eindringlich schildert Gerneral Paulus einem Major der Luftwaffe die Situation. Ebenso eindringlich liest der SPD-Politiker Detlef Ruffert den Bericht vor. Der Kreistagsabgeordnete ist einer von gut 200 Marburgerinnen und Marburgern, die an der sechstägigen Lesung aus Walter Kempowskis "Das Echolot" mitwirken.
Nur zwei Zuhörer verfolgen am Dienstagnachmittag kurz nach 15 Uhr die Lesung. Im Laufe der halben Stunde, während der Ruffert vorliest, kommen etwa ein Dutzend Menschen in den Kerner, um Eindrücke aus dem Buch aufzuschnappen. Manche bleiben länger sitzen, andere gehen bald wieder.
Abwechslungsreich ist auch das Werk, das da vorgetragen wird: Befehhle des "Führers" und Lagebesprechungen seiner Stäbe wechseln sich ab mit Tagebucheinträgen und Briefen bekannter und unbekannter Zeitgenossen. Da schreibt ein Soldat namens Franz seiner Mutter, wie er Stalingrad erlebt, damit sie weiß, wie es wirklich war, wenn er sterben sollte. "Aber hoffentlich wirst Du das nie lesen!"
Der Forscher Sven Hedin genießt die Einladungen der Nazis, während Rudolf Dietzen alias Hans Fallada überlegt, wie er mit dem knappen Brennmaterial durch den kalten Winter kommen soll. Fast witzig wirken Antworten des jüdischen Schriftsttellers Lion Feuchtwanger auf Fragen zu seinem Leben. Bei einer Umfrage zu seinen Erwartungen an die Nazis hatte er geantwortet, er sehe Berlin als eine Stadt voller künftiger Emigranten, um dort dann doch ein Haus zu bauen und so einzurichten, als wolle er es bis zu seinem Lebensabend bewohnen. Nur ein halbes Jahr später ging er dann ins Exil.
Kommen und Gehen auch bei der Lesung. Um 15.30 Uhr folgt auf Detlef Ruffert die Studienrätin Erdmuthe Sturz, die nach einer weiteren halben Stunde auch wieder abgelöst wird. Trotz des ständigen Wechsels der Vorleser bleibt aber die eindringliche Schilderung zweier Kriegsmonate aus Sicht der Befehlenden,, der Befehlsempfänger, der Opfer, der Kriegsgegner und vieler Unbeteiligter. Persönliches mischt sich mit Politischem, das Grauen mit der Hoffnung.
Schade ist nur, dass so wenige Bürgerinnen und Bürger diese einmalige Gelegenheit wahrnehmen, Geschichte aus unterschiedlichsten Perspektiven Beteiligter nachzuvollziehen. Der "Neuen Literarischen Gesellschaft" gebührt für diese ungewöhnliche Projekt einer secshtägigen Rund-um-die-Uhr-Lesung höchstes Lob. "Es ist unsere Gechichte, die da verhandelt wird", schreibt Walter Kempowski im Vorwort zu seinem vierbändigen Buch. Die Lesenden verleihen den Toten Stimme und Ausdruckskraft, damit ihre Erlebnisse nicht vergessen werden.


hörbare Stille: Walter Kempowskis "Echolot"


04.11.2001 * (
FJH)
"Das ist keine Literatur", urteilte Marcel Reich-Ranicki über Walter Kempowskis "Echolot". Der "Neuen Literarischen Gesellschaft" ist das vierbändige Werk indes eine Mammut-Aktion wert, wie sie Marburg zuvor noch nicht gesehen hat: Bis Samstag (10. November) werden mehr als 120 Marburger Bürgerinnen und Bürger im Kerner rund um die Uhr aus dem 3204-seitigen Buch vorlesen. Am Sonntagabend (4. November) begann die Lesung mit einer gut besuchten Auftaktveranstaltung in der Lutherischen Pfarrkirche.
"Wir müssen uns bücken und aufheben, was sonst verlorengeht", schreibt Kempowski. "Es ist unsere Geschichte, die da verhandelt wird."
Die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte lässt der Autor in seinem 1993 erschienenen Buch lebendig werden. Die "Stationen des Massenmords Leningrad, Stalingrad, Auschwitz, Dresden und Berlin" entreisst er dem Vergessen. Tagebücher, Briefe und andere Dokumente der Zeit vom 1. Januar bis zum 28. Februar 1943 hat er zu einem Flickenteppich zusammengefügt, der die Geschichte aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet. Es beginnt mit Texten des faschistischen Reichskanzlers Adolf Hitlers, des exilierten Malers Max Beckmann und des Reichspropagandaministers Josef Göbbels. Aber auch Briefe unbekannter Zeitgenossen hat Kempowski für die Nachwelt "Aufgehoben".
die sechstägige Lesung im historischen Kerner bezeichnetet der Schriftsteller am Sonntagabend als "gemeinsame Meditation" über "Texte der Vergangenheit, die sich an unsere Zukunft richten". Gerade in der jetzigen Zeit sei es wichtig, die Stille um dieses grausame Kapitel der Geschichte hörbar zu machen.
Eindringlich untermalte der Marburger Musiker Jean Kleeb die Vorstellung der Vorleseaktion in der Lutherischen Pfarrkirche mit seinem eigens hierzu komponierten Klavierstück "Die sieben Flügel des Engels in den Trümmern". Engagement - wenn nicht gar echte Kerner-Arbeit - zeigte auch Rotraut Urff von der "Neuen Literarischen Gesellschaft", die 288 Halbstunden-termine der gut 120 Vorleser koordiniert hat. Die Aktion ist das Präsent der Marburger Literaturvereinigung zu ihrem 28. Geburtstag am 4. November, den sie so mit großer Publicity feiern konnte.
Fernsehen und Hörfunk zeichneten auch die erste halbe Stunde Lesung im benachbarten Kerner auf, zumal mit der blinden Computerspezialistin Rita Schroll eine Fingerübung in der tastbaren Brailleschrift den Lesereigen begann. Der Andrang - viele Interessierte mussten den Start der Aktion draußen vor der Tür verfolgen - wird in den nächsten Tagen aber bestimmt nachlassen. Nicht nachlassen soll nach Kempowskis Hoffnung aber das Interesse an der Geschichte wie auch das Nachdenken darüber. Der Autor arbeitet derzeit an weiteren 12 Bänden des Echolots.


27.10.2001 * "Zigeunermusik": Lustiges Überleben?


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