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Text von Montag, 29. Oktober 2007

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 Abendroth: Abschied von linker Lehre 
 Marburg * (fjh/pm)
Die Stellen-Streichung beim Fachbereich Politikwissenschaft stößt weiter auf Kritik. Im Senat der Philipps-Universität wurde der damit einhergehende Eingriff in das Berufungsverfahren" Internationale Politische Ökonomie mit Schwerpunkt Europäische Integration" in der Nachfolge von Prof. Dr. Frank Deppe scharf kritisiert. Der Fachbereichsrat Gesellschaftswissenschaften und Philosophie missbilligte in einer Resolution die "ungerechtfertigte Verzögerung" des Berufungsverfahrens.
Anders hat sich indes das Direktorium des Instituts für Politikwissenschaft verhalten: E beschloss, die Stellenstreichung zu akzeptieren und lehnte einen Antrag der Studierenden auf sofortige Berufung der Professur ab. In einem darauffolgenden informellen Gespräch einigten sich die Professoren des Instituts auf die künftige Strukturentwicklung des Instituts.
Eine Professur in der Tradition des berühmten Marburger Politikwissenschaftlers Prof. Dr. Wolfgang Abendroth sieht der Plan der Mehrheit der Professoren nicht mehr vor. Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter wurden von diesem Gespräch ausgeschlossen.
"Wir freuen uns, dass der Senat und der Fachbereichsrat uns in unserem Protest gegen die Stellenstreichung unterstützen", erklärte Philipp Köllen von der Initiative zur Rettung kritischer Wissenschaft in Marburg. "Dass gleichzeitig das Direktorium der Politikwissenschaft beschließt, die Stellenstreichung zu akzeptieren, ist ein Skandal. Es fällt dadurch Senat, Fachbereichsrat und allen anderen, die sich gegen die Stellenkürzung einsetzen, in den Rücken."
Der ungerechtfertigte Eingriff des Präsidiums in das Berufungsverfahren werde vom Direktorium dadurch nachträglich legitimiert. "Es scheint offenbar einigen ProfessorInnen der Politikwissenschaft wichtiger zu sein, eine ihnen unliebsame kritische Forschungsperspektive vom Institut fernzuhalten, als eine ausreichende Ausstattung des Instituts einzufordern", kritisierte Köllen.
"Nicht nur die Entscheidung des Direktoriums ist skandalös, sondern auch die Art und Weise, wie am Institut Politik gemacht wird", empörte sich Nikolai Huke von der Linken Fachschaft Politik. "Wichtige Entscheidungen werden von öffentlichen Gremien in inoffizielle Klügel-Runden der ProfessorInnen verlegt. Dabei haben die ProfessorInnen in den Gremien ohnehin die Mehrheit der Stimmen. Gerade für ein Institut, das nach eigenem Selbstverständnis Demokratie-Wissenschaft betreibt, ist das eine höchst fragwürdige Vorgehensweise."
Am Mittwoch (31. Oktober) findet die nächste Sitzung des Direktoriums des Instituts für Politikwissenschaft statt. Eine Diskussion über die Ergebnisse des informellen Gesprächs der Professoren soll es dort laut Tagesordnung aber nicht geben.
Die Studierenden am Institut kündigten für das Direktorium Proteste gegen die Vorgehensweise der Professoren an. Darüber hinaus fordern sie eine Debatte über die im informellen Gespräch getroffenen Entscheidungen.
 
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