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Text von Samstag, 26. Mai 2007

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 Schiller: Gefahren für die Demokratie 
 Marburg * (fjh/pm)
Eine beinahe schon politische Veranstaltung war die Abschiedsvorlesung des Marburger Politologen Prof. Dr. Theo Schiller am Freitag (25. Mai): Im Publikum saßen die lokalen politischen Größen angefangen vom Oberbürgermeister Egon Vaupel über Stadtverordneten-Vorsteher Heinrich Löwer bis hin zur Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach und zum Ersten Kreisbeigeordneten Dr. Karsten McGovern, die beide bei Schiller promoviert haben.
Am Redepult sprach Schiller zu dem Thema "Bürgerbeteiligung und die Zukunft der Demokratie". Aufgrund seiner frühen Erfahrungen einer in der Vergangenheit bereits schon einmal gescheiterten Demokratie (Stichwort Notstandsgesetze) plädierte er für Wachsamkeit in der aktuellen Entwicklung: Mit dem Hinweis auf eine bessere Abwehr terroristischer Angriffe laufe die deutsche Gesellschaft derzeit Gefahr, sich in ihren Bürgerrechten beschneiden zu lassen.
Der klare Standpunkt, den Schiller auch hier wieder bezog, zeichne ihn als Persönlichkeit aus, lobte unter anderen der derzeitige Direktor des Instituts für Politikwissenschaft Prof. Dr. Peter Henkenborg seinen Vorgänger. Als eine profilierte Persönlichkeit habe Schiller in seinem 34-jährigen Wirken auch der Marburger Politikwissenschaft ein klares Profil gegeben.
Theo Schiller hat Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Soziologie in Tübingen, Hamburg, Bonn und Frankfurt studiert. 1965 hat er das erste juristische Staatsexamen abgelegt und 1968 in Politikwissenschaft promoviert. Zunächst war er politischer Berater in Bonn. Dann hielt er sich zu Forschungen im kanadischen Toronto auf.
Seit seiner Berufung an die Philipps-Universität im Oktober 1973 hat er sich in Lehre, Forschung und inneruniversitärer Verwaltung engagiert. Im Rahmen der universitären Selbstverwaltung war Schiller Dekan des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, mehrfach Geschäftsführender Direktor des Instituts für Politikwissenschaft und Vorsitzender des Prüfungsausschusses für die Diplom-Prüfung in Politikwissenschaft und Soziologie. Lange Zeit gehörte er dem Konvent und dem Ständigen Ausschuss für Lehr- und Studien-Angelegenheiten an.
Nach seiner Berufung nach Marburg fungierte er als Bundesvorsitzender der Deutschen Jungdemokraten in den Jahren 1974 bis 1976. In den Jahren 1997 bis 2001 übernahm er das Amt des Vizepräsidenten der Philipps-Universität.
In der Forschung konzentrierte sich der ausgewiesene Politologe auf politische Theorien der Gegenwart wie besonders die Demokratie-Theorie, auf das politische System der Bundesrepublik Deutschland, politische Soziologie und politischen Systemvergleich besonders zwischen Kanada und Europäischen Ländern. Von dieser nüchternen Auflistung müssen als seine beiden forscherischen "Herzensangelegenheiten" wohl in jedem Fall zum einen die vielfältigen Aktivitäten im organisatorischen Zusammenhang mit der politischen Strafjustiz in der Zeit des Nationalsozialismus genannt werden, die zur Etablierung des "Forschungs- und Dokumentationszentrums Kriegsverbrecher-Prozesse" geführt hat, und zum anderen jene im thematischen Zusammenhang mit der von Schiller geleiteten "Forschungsstelle Bürgerbeteiligung und Direkte Demokratie".
Im Namen des Fachbereichs dankte Dekan Prof. Dr. Dirk Kaesler seinem Kollegen. Schiller habe der Philipps-Universität, seinem Fachbereich und seinem Institut in vielfältiger Weise in der Ämter-Wahrnehmung gedient und dabei wichtige Beiträge in Lehre und Forschung erbracht.
 
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