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Text von Freitag, 23. März 2007

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 Elisabeths Konsequenzen: Landes-Ausstellung im Schloss 
 Marburg * (atn)
Auf Hochtouren liefen am Freitagmorgen (23. März) noch die Vorbereitungen für die Ausstellung "Elisabeth in Marburg". Sie wurde am Nachmittag um 15 Uhr feierlich eröffnet. Acht Monate lang wird sie dann bis zum Totensonntag (25. November) im Landgrafenschloss zu sehen sein.
Geschnitten, gezimmert, dekoriert und arrangiert wurde noch fleißig vor dem Eintreffen der ersten Besucher. Zwischen allem wuselten Reinigungskräfte und Organisatoren. Die Stimmung erinnerte fast ein bißchen an geheimnisvolle Weihachts-Vorbereitungen, was aber zugegebenermaßen auch an dem leise in den Schlosshof tröpfelnden Schneeregen gelegen haben kann.
Der einzig ruhige Pol in dem Ameisenhaufen Universitätsmuseum war ein Patient der Intensivstation. Er lag seelenruhig in seinem hochmodernen Krankenbett und lugte durch diverse Schläuche und Apparaturen auf das turbulente Geschehen. Wahrscheinlich wusste der Gummi-Kamarad einfach noch nicht, wieviele neugierige Besucheraugen noch bis Ende November über ihn hinweggleiten werden und war deswegen so gelassen.
Thema der Ausstellung ist zum einen der Dienst an Kranken und Pflegebedürftigen, zum anderen das Werk von Elisabeth von Thüringen. Beides ist in Marburgs Geschichte untrennbar miteinander verbunden. Das greift die Ausstellung auf und erzählt zunächst die Geschichte des Elisabeth-Hospitals ab dem Jahr 1228. Bis zur Reformation im Jahr 1524 befand sich in jedem Krankenzimmer ein Altar mit einer geweihten Hostie. Nach dem katholischen Glauben war damit Jesus Christus zugegen.
1533 gründete Philipp der Großmütige "für ewige Zeiten" die Klöster Haina und Merxhausen als "Hohe Hospitäler" für die arme Landbevölkerung. Die Ausstellung zeigt die Struktur und Geschichte dieser Krankenhäuser auf. Selbst heute noch fungieren sie als psychiatrische Krankenhäuser des Landeswohlfahrtsverbands (LWV).
Für moderne Pilger bietet die Elisabeth-Ausstellung auch einige interessante Stücke und Informationen. So wird zum Beispiel die Elisabeth-Glocke im Landgrafenschloss zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auch eine spektakuläre Rekonstruktion ihrer Gussgrube kann betrachtet werden.
Das wichtigste Ausstellungsstück überhaupt ist die Original-Heiligsprechungs-Urkunde des Papstes Gregor IX. Im Gegensatz zu anderen Stücken hatten sie auch keinen weiten Weg zum Schloss, denn sie befindet sich normalerweise im Staatsarchiv Marburg.
Rund um das ehemalige Elisabeth-Hospital an der Elisabeth-Brücke entstanden im 19. Jahrhundert weitere Kliniken. Damit war der Anfang des Universitäts-Klinikums gemacht. Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts sind die verschiedenen Einrichtungen dann nach und nach auf die Lahnberge umgezogen. Wahrscheinlich kann aber das Universitäts-Klinikum für sich den Ruf beanspruchen, die älteste Klinik der Welt zu sein. Jedenfalls ist es wesentlich älter als die 1710 gegründete Berliner Charit‚, die diesen Ruf immer für sich reklamiert.
Die Elisabeth-Ausstellung macht erstmals Funde zugänglich, die der Marburger Historiker Ubbo Mozer 1970 bei Ausgrabungen an der Elisabethkirche zutage gefördert hat. Lange Jahre waren diese Stücke in Archiven verborgen gewesen. Nun werden sie in einer Kammer neben dem Rittersaal anschaulich präsentiert. Besucher der Ausstellung können wie die Zeit über sie hinweggehen, denn sie befinden sich unter Glas, das in den hölzernen Fußboden eingelassen wurde.
Am Anfang und am Ende der Ausstellung passieren die Besucher einen Friedhof. Damit thematisieren die Macher auch das Ende aller medizinischen Bemühungen. So setzt sich die Schau auch mit dem Tod auseinander.
Nähere Informationen zu Öffnungszeiten, Eintrittspreisen und Erreichbarkeit des Schlosses sind auf der Internet-Seite der Philipps-Universität verfügbar.
 
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