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Text von Montag, 29. Januar 2007

> s o z i a l e s<
  
 Zu früh kalkuliert: Tagesmütter verlangen Respekt 
 Marburg * (sts)
"Die Tätigkeit als Tagesmutter findet nach wie vor keine entsprechende Wertschätzung", stellte Jeanette Heide fest. Die Vorsitzende der Tagesmütter Marburg kritisierte die neue Tagespflege-Satzung der Stadt Marburg. Sie betonte am Montag (29. Januar), dass von einem Konsens zwischen dem Verein und dem Magistrat in person des Bürgermeisters Dr. Franz Kahle (Grüne) keine Rede sein könne.
Kahle selbst hatte bei der Stadtverordnetenversammlung am Freitag (26. Januar) zwar noch von einigen "Unstimmigkeiten" gesprochen, doch eine rasche Einigung in Aussicht gestellt.
Derzeit werden zwischen 100 und 160 Kinder in Marburg von 55 Tages-Pflegemüttern und -vätern betreut. Im Schnitt betreut jede Tages-Pflegeperson drei Kinder.
In der Obhut der Tagespflege befinden sich in erster Linie Kinder zwischen null und drei Jahren. Bisher hat die Stadt die Tagespflege-Plätze für bedürftige Familien mit 2,05 Euro pro Stunde bezuschusst. Dennoch kam diese Pflegeform eigentlich nur für besser verdienende Eltern in Frage, da monatliche Kosten von circa 500 Euro die Regel sind.
Die neue Tagespflege-Satzung dient grundsätzlich dazu, auch gering verdienenden Eltern die Möglichkeit zu geben, ihre Kinder in eine entsprechende Einrichtung zu geben. Dazu werden die Tagespflege-Sätze an die Kosten für einen Krippenplatz angeglichen.
Heide begrüßt diese Regelung grundsätzlich. Außerdem seien einige Unzumutbarkeiten wie die verlangte Vernetzung der Tagesmütter gestrichen worden. Dennoch bedeute die Neuregelung für die Tagesmütter eine Kürzung um 25 Prozent.
Statt eines Zuschusses von 2,05 Euro seien nun nur 1,55 bis 1,66 Euro möglich. Laut Kahle werde diese Kürzung aber durch das Bambini-Programm der hessischen Landesregierung aufgefangen. Dadurch erhält jede Tagesmutter monatlich 100 oder 200 Euro extra, abhängig davon wie viele Kinder sie betreut.
"Das Geld ist aber vor allem für die persönliche Absicherung der freiberuflich tätigen Tages-Pflegepersonen gedacht", sagte Heide. Bereits bestehende Leistungen der Stadt dürften durch diese neue Einnahmequelle nicht einfach zusammengestrichen werden.
In punkto Verpflegungsgeld plädierte Heide für individuelle Lösungen zwischen Eltern und Tagesmüttern. "Die Nahrung für einen Säugling bringen die Eltern häufig mit. Dagegen erhält ein Dreijähriger bei einer Ganztagesbetreuung natürlich mehr als nur eine Mahlzeit. Ein Pauschal-Satz für die Eltern in Höhe von 66 Euro monatlich ist daher Unsinn", kritisierte Heide.
Weiterhin gab sie zu Bedenken, dass den Tagesmüttern auch nicht zu unterschätzende Nebenkosten entstehen. Neben erhöhtem Strom- und Gasverbrauch seien hier vor allem der Kauf von Windeln und Spielsachen sowie Reparaturen und Renovierungen zu nennen. Diese Kosten hätten die Tages-Pflegepersonen in voller Höhe zu tragen.
Die neue Tagespflege-Satzung wird in der kommenden Sitzungsperiode noch einmal im Schul- und Kulturausschuss sowie im Sozialausschuss beraten. Jeanette Heide hofft darauf, dass die Stadtverordneten den Tagesmüttern mehr Wertschätzung entgegenbringen als Bürgermeister Kahle.
 
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