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Text von Mittwoch, 28. November 2007

> k u l t u r<
  
 Bewegt: Gut 25 Jahre Einsatz für Tanz 
 Marburg * (fjh)
"Sie tragen den guten Namen Marburgs hinaus ins Land Hessen", sagte Oberbürgermeister Egon Vaupel zu Ulrike Jobst-Brünsch und Friedhelm Wagler. Für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement in der Landes-Arbeitsgemeinschaft (LAG) Tanz Hessen ehrten das Bundesland Hessen und die Stadt Marburg die beiden Tanzlehrer am Dienstag (27. November) im Historischen Saal des Marburger Rathauses. Jobst-Brünsch erhielt das historische Stadtsiegel. Wagler wurde der Ehrenbrief des Landes Hessen überreicht.
Beide sind Gründungsmitglieder der LAG Tanz Hessen. Sie wurde 1982 in Wiesbaden aus der Taufe gehoben. Seit 1986 residiert sie in Marburg.
22 Jahre lang war Wagler ihr Vorsitzender. Immerhin neun Jahre lang fungierte Jobst-Brünsch als ehrenamtliche Geschäftsführerin.
Auch schon zum 17. Mal veranstaltet die LAG in diesem Jahr ihr Pfingst-Seminar in Kassel. Ein umfangreiches Programm weiterer Workshops umfasst beinahe alle Bereiche des internationalen Volkstanzes, historischer Tänze und modernen Tanzes sowie "Sacred Dance".
Seit 2003 bietet die LAG zudem eine selbst ausgearbeitete Tanzlehrer-Ausbildung auf Burg Fürsteneck bei Bad Hersfeld an. Vaupel verwies auf die viele Arbeit, die allein dieses Angebot verursacht, das immerhin zwölf Seminare beinhaltet, die alle vorbereitet werden wollen.
"Ihr seid für uns Vorbilder als Pädagogen und als Team", sagte Oberstudiendirektor Ulrich Schmermund. Der Leiter des Studienseminars für Gymnasien lobte das Einfühlungsvermögen der beiden Tanzlehrer und ihre Fähigkeit zur Arbeit im Team. "Ihr bringt Menschen zueinander. Ihr schafft Frieden."
Als "bedeutendes Zentrum des Tanzes" pries der LAG-Vorsitzende Mario Hecker aus Mittenaar-Ballersbach die Stadt Marburg. "Sie wissen gar nicht, welchen Schatz Sie hier haben", erklärte er dem Oberbürgermeister und dem Stadtverordneten-Vorsteher Heinrich Löwer.
Im Tanzen sieht Hecker eine historische Dimension, weil man damit Traditionen der Vorfahren aufgreife, fortführe und an die nächste Generation weiterreiche. Mit dem Tanzen fülle man Räume aus und verschaffe sich selbst Bewegung innerhalb dieser Räume. Schließlich bringe der Tanz Menschen zueinander, die sich sonst sicherlich nicht nähergekommen wären.
Ihn ihrer Dankesrede betonte Jobst-Brünsch, dass sie zum ersten Male an einem Redepult stehe. Sie dankte der Marburger Stadtverwaltung für die unbürokratische Bereitstellung von Sporthallen für die Veranstaltung der verschiedenen Tanz-Workshops. In anderen hessischen Städten sei das viel schwieriger.
Mit einer kleinen Denksport-Aufgabe veranschaulichte Wagler die Funktion des Tanzes für die Koordination unterschiedlicher Bewegungen und Gedanken: Man solle doch einmal versuchen, ganz schnell das Alphabet aufzusagen und dabei gleichzeitig jedem Buchstaben die zugehörige Ordnungszahl zuzuordnen. Von A1 bis Z26 könne man das versuchen und dann mit Z1 bis A26 sowie mit A26 bis Z1 weitermachen.
Wagler berichtete von der Vorgeschichte der LAG in den 70er Jahren. Damals hatte Prof. Dr. Ulrich Kastantowitsch vom Institut für Heilpädagogik den Münchener Balettmeister und Choreografen Prof. Bernhard Wosien (1908 - 1986) nach Marburg eingeladen, um mit ihm ein Tanz-Workshop für Studierende der Sonderschulpädagogik durchzuführen. Daraus war ein Kreis begeisterter Tänzer entstanden, der sich heute immer noch trifft.
Nach Wosiens Tod hatten Uli Brünsch und Friedhelm Wagler seine Arbeit nahtlos fortgeführt. Aus ihr ist schließlich die LAG Tanz hervorgegangen.
Seit einigen Jahren bereits bietet sie Seminare mit international renommierten Fachleuten wie dem Schweizer Ideokinese-Begründer Eric Franklin oder der Münchener Tanz-Historikerin Jadwiga Novacek an.
Aber auch Wagler selbst ist inzwischen international gefragt. Nach Workshops in Griechenland und anderen europäischen Ländern hat er zuletzt in einem Bildungszentrum im schottischen Finthorn die durch Wosien dort begründete Tanz-Tradition fortgeführt. In den Weihnachtsferien wird "Fido", wie seine Freunde den 55-jährigen Lehrer und Motologen nennen, sogar ein Workshop in Lateinamerika leiten.
"Stühle raus und tanzen", formulierte Fido Wagler zum Schluss seine Devise für das richtige Feiern von Festen. Denn Feste müsse man "begehen", damit sie bewegend würden.
Wenn auch nicht im Historischen Saal, so doch wenigstens in dessen Foyer, reihten sich die Festgäste einschließlich der Offiziellen am Ende zu einem griechischen Syrtos. In einer langen Schlange zogen sie in rhythmischer Bewegung fröhlich durch das altehrwürdige Gebäude.
"Es ist schön, Oberbürgermeister dieser Stadt zu sein", freute sich Vaupel. "Nach dieser Stunde weiß ich wieder einiges über Marburg, was ich vorher nicht gewusst habe."
 
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