Text von Dienstag, 6. November 2007
Verwaltung des Elends: Offener Brief der Fachschaft 03 | ||
Marburg * (fjh/pm)
Einen Offenen Brief hat die Linke Fachschaft am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie (LiFa 03) an den Geschäftsführenden Direktor des Instituts für Politikwissenschaft der Philipps-Universität am Dienstag (6. November) geschrieben. Darin ruft sie zu einem "gemeinsamen Kampf statt Schein-Beteiligung bei der Elendsverwaltung" auf und wendet sich gegen die Stellenkürzung am Institut für Politikwissenschaft. Gleichzeitig sprechen sich die Studentinnen und Studenten für eine "kritische Wissenschaft in der Tradition Wolfgang Abendroths" aus. unter dem Protest von hundert anwesenden Studierenden beschloss das Direktorium des Instituts für Politikwissenschaft am Mittwoch (17. Oktober), die vom Präsidium der Universität angeordnete Kürzung einer Professur zu akzeptieren. Statt - wie bisher - neun Professuren und eine Junior-Professur wird es nach dem Beschluss des Direktoriums künftig nur noch acht Professuren und eine Junior-Professur geben. Bei diesem Vorgang handelt es sich nach Ansicht der Fachschaft um eine politisch motivierte Stellenstreichung und nicht um eine "Stellen-Umwandlung", auch wenn einige Professoren diesen Euphemismus weiterhin benutzen. Es gehe auch um mehr als "nur vier Semester-Wochenstunden" Lehre. Die geplante Streichung der Professur "Internationale Politische Ökonomie mit Schwerpunkt Europäische Integration" (IPÖ/EI) in der Nachfolge von Prof. Dr. Frank Deppe würde das Ende von Lehre und Forschung in der Tradition Wolfgang Abendroths bedeuten. Im Senat der Universität wurde der mit der Stellenkürzung verbundene Eingriff in das Berufungsverfahren der Stelle IPÖ/EI scharf kritisiert. Auch der Fachbereichsrat Gesellschaftswissenschaften und Philosophie missbilligte in einer Resolution die "ungerechtfertigte Verzögerung" des Verfahrens. Die aus Protest gegen die Stellenkürzung gegründete "Initiative zur Rettung kritischer Wissenschaft in Marburg" sammelte über 1.000 Unterschriften von Wissenschaftlern, Gewerkschaftern und Studierenden gegen die Stellenkürzung. Ungeachtet des universitätsinternen und öffentlichen Drucks gegen die Stellenstreichung und die Verzögerung der Berufung Dieter Plehwes auf die IPÖ/EI-Stelle weicht die Mehrheit der Professoren am Institut nicht von ihrem Entschluss ab. Die Professoren des Instituts nutzen den Druck nicht, um gegen die Kürzungsabsicht des Präsidiums zu protestieren. Stattdessen entwickelten sie in einem informellen Gespräch die künftige Struktur des Instituts - mit einer Professur weniger als zuvor. Gekürzt werden soll nach dem Plan der Mehrheit ausgerechnet die letzte Professur in der Tradition Wolfgang Abendroths. Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter wurden von diesem Gespräch ausgeschlossen. Dass sich die Professoren alleine beraten, wäre für die Fachschaft nur zu akzeptieren, wenn sie nicht die absolute Stimmen-Mehrheit im Direktorium hätten. Aus Protest blockierten Studierende am Mittwoch (31. Oktober) die Sitzung des Direktoriums. Nach einer längeren Diskussion wurde ein Vorschlag der Vertreterin des Mittelbaus angenommen, die Strukturkommission des Instituts wiederzubeleben. Sie soll als Forum dienen, in dem Professoren, Studierende und Vertreter des Mittelbaus über die zukünftige Struktur des Instituts diskutieren und eine gemeinsame Beschlussvorlage für das Direktorium erarbeiten. Die LiFa 03 wird sich nicht an dieser Kommission beteiligen. Sie habe stets das Ziel verfolgt, jedwede Stellenstreichung zu verhindern und Forschung und Lehre in der Tradition Wolfgang Abendroths zu erhalten. Der Abschluss des Berufungsverfahrens "Nachfolge Deppe" mit der Berufung Dieter Plehwes sei hierfür der notwendige erste Schritt. Im Folgenden müssten alle weiteren vakanten oder in der nächsten Zeit freiwerdenden Stellen so schnell wie möglich besetzt werden. Durch den aufgebauten Druck sieht sich die Geschäftsführung des Instituts genötigt, anstelle der bisher durchgeführten Form der Elendsverwaltung nun auch Mittelbau und Studierende an ihren Planungen teilhaben zu lassen. Da jedoch die Strukturkommission unter der Prämisse arbeiten wird, dass die Mehrheit der Professoren die Stellenstreichung akzeptiert hat, würde die Fachscahft von ihrem Ziel durch eine Beteiligung in der Kommission abrücken. Die LiFa 03 verweigert sich einem folgenlosen Austausch über die Form der Elendsverwaltung am Institut für Politikwissenschaft: "Kürzen können die Professoren das Institut selbst. Dazu brauchen sie nicht unsere Mitarbeit. | ||
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