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Text von Samstag, 28. Oktober 2006

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 Musik als Medizin: Ehrendoktor-Würde für Carreras 
 Marburg * (fjh)
"Einer von einer Million kommt durch. Das ist meine Chance. Die muss ich nutzen!" Mit diesen Worten beschrieb José Carreras seine Gedanken nach der Mitteilung, dass er an Leukämie erkrankt war. Für seine herausragenden Verdienste um die Leukämie-Forschung hat die Philipps-Universität dem weltberühmten spanischen Tenor am Freitag (27. Oktober) im Fürstensaal des Landgrafenschlosses die Ehrendoktor-Würde verliehen.
Rund 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowie Vertreter des Fachbereichs Medizin nahmen am Festakt im Fürstensaal teil. Prof. Dr. Bernhard Maisch lobte in seiner Funktion als Dekan des Fachbereichs Medizin den Star-Tenor für seine Vision, dass einesTages jeder Leukämie-Patient seine Krankheit besiegen können soll. "Für diese Vision stehe seit knapp 20 Jahren Carreras als weltweit sichtbare Persönlichkeit.
1987 war Carreras an lymphatischer Leukämie erkrankt. "Warum ich?", war sein allererster Gedanke. Doch dann nahm er den Kampf gegen die lebensbedrohende Krankheit auf.
Dankbar sei er dafür, dass er diesen Kampf gewonnen habe, erklärte der Musiker. Einen Teil der Zuwendung und Unterstützung durch die medizinische Gemeinschaft wie auch durch die Gesellschaft wolle er nun zurückgeben. Deshalb hat er 1988 die "Carreras Leucemia Foundation" gegründet. Zu dieser internationalen Stiftung mit Sitz in Carreras Heimatstadt Barcelona sind nationale Stiftungen in Deutschland, der Schweiz und den Vereinigten Staaten von Amerika hinzugekommen.
Allein die "Deutsche José-Carreras-Leukämie-Stiftung" hat seit ihrer Gründung im Jahr 1995 524 Projekte gefördert. Jedes Jahr nimmt sie über Benefiz-Konzerte des weltberühmten Tenors zweistellige Millionenbeträge ein. Bereits im 12. Jahr veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) im November wieder ein solches vorweihnachtliches Benefiz-Konzert.
Finanziert wird aus diesen Geldern die Forschung nach Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Leukämie, die Verbesserung der therapeutischen Möglichkeiten in den Krankenhäusern und nicht zuletzt die Arbeit von Selbsthilfegruppen.
Den Patienten wolle er Mut machen und Hoffnung geben, erklärte Carreras. An seinem Beispiel könnten sie sehen, dass Leukämie besiegbar sei.
Bei seinem Kampf gegen die Kranhkeit habe ihm die Liebe zur Musik sehr geholfen, berichtete Carreras. Sie habe ihm Trost gespendet und Mut gemacht. Seine Krankheit wiederum habe ihn mit existenziellen Fragen konfrontiert, die ihm nun wiederum einen tieferen Zugang zur Musik und damit größere Ausdruckskraft eröffneten.
Die Musik bezeichnete der Sänger als "meine Freude und meine Berufung". Den Kampf gegen Leukämie hingegen betrachtet er als "meine Pflicht".Vor allem für dieses Engagement hat ihm der Fachbereich Medizin der Philipps-Universität nun die Doktorwürde ehrenhalber verliehen. Carreras ist erst der neunte Ehrendoktor für Medizin in marburg, der selbst kein Arzt ist. Er erhielt diese Auszeichnung "In Anerkennung seiner Verdienste um die Leukämie-Forschung für den Fachbereich Medizin und das Klinikum sowie in Würdigung seines Lebenswerkes".
Der Geehrte versprach, nicht nachzulassen in seinem Engagement gegen die Leukämie: "Auszeichnungen wie die, die ich heute erhalten darf, spornen an, mit gestärktem Enthusiasmus und Hingabe weiterzumachen. Ich bin sehr glücklich, dass wir alle gemeinsam für ein Ziel kämpfen: Leukämie muss heilbar werden! Immer und bei jedem!"
 
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