Text von Sonntag, 14. Mai 2006
Ideal-Protest: Senatsliste zu Aktionsform | ||
Marburg * (fjh/pm)
Einen "Aufruf zur Besonnenheit" hat die Senatsliste der Liberalen Hochschulgruppe (LHG) und des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) am Sonntag (14. Mai) nach den Protestaktionen gegen Studiengebühren veröffentlicht. Die Empörung über den vorgestellten Gesetzentwurf zur Einführung allgemeiner Studiengebühren ab dem Wintersemester 2007/2008 ist groß. "Dass die Studierenden sich ihrem Ärger durch Proteste Luft machen, ist verständlich. Es ist das gute Recht der Studierenden, friedlich gegen dieses Gesetz zu protestieren" findet Universitäts-Senator Frank Hufnagl. "Schließlich erfüllt es nicht die Mindestbedingungen, unter denen man Studiengebühren in noch vertretbarer Weise einführen könnte." Aber Protest sei nicht gleich Protest. Auf der Vollversammlung der Marburger Studierendenschaft hätten mehrere bekennend linke Redner den Versammelten eingeheizt. Das sei "teils gar mit sozialistischen Parolen" geschehen. Unter frenetischem Beifall der aufgestachelten Studierenden seien immer wieder französische Verhältnisse beschworen worden. "Französische Verhältnisse? Brennende Autos in den Vorstädten? Das ist wahrlich kein Vorbild", meinte der stellvertretende Senator Volker Ostermeyer. Es stehe zu befürchten, dass einige versuchen werden, die Wut der Studierenden für eigene Zwecke zu missbrauchen. So haben sich nach seinen Angaben bereits jetzt bei mehreren Demonstrationen "einige Gewaltbereite kleinere Handgreiflichkeiten mit der Polizei geliefert". Ostermeyer fürchtet, "dass die Proteste dazu ausgenutzt werden, der Zerstörungswut gewisser politisch Extremer freie Bahn zu lassen." Damit würden sich die Studierenden keinen Gefallen tun, weil dann die Gewaltbereitschaft einiger das Bild der studentischen Proteste prägen würde. Es sei ganz wichtig, dass auf Deeskalation gesetzt wird. Nur wenn die ganze Sache friedlich bleibt, würden die Bedenken ernst genommen, meinen die Vertreter der konservativ-liberalen Senatsliste. Wenn sich die Studierenden hingegen von "Ewiggestrigen instrumentalisieren" ließen, um "deren Träume einer sozialistischen Weltrevolution zu verwirklichen", werde niemand sie ernst nehmen. Die Studenten-Vertreter fordern alle Beteiligten dazu auf, sich in Ruhe mit der Thematik Studiengebühren auseinanderzusetzen und zu überlegen, ob und wie sie dagegen protestieren wollen. Dabei sollte sich nach Ansicht der LHG und des RCDS jede Studentin und jeder Student die Frage stellen, ob es sich lohnt, für ein wenig Aufmerksamkeit stark befahrene Straßen zu blockieren und dabei sich selbst und auch das Leben anderer zu gefährden. | ||
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