Text von Sonntag, 31. Dezember 2006
Soziales 2006: Ausverkauf zu Niedrig-Preisen | ||
Marburg * (fjh)
Ganz gewiss war 2006 kein Jahr des sozialen Ausgleichs. Vielmehr war es geprägt durch eine rücksichtslose Politik des Sozialabbaus und der Umverteilung zugunsten der Reichen. Ein Ausdruck dieser Thematik war auch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den Multimillionär Dr. Reinfried Pohl. Mit runden sechs Millionen Euro Gewerbesteuern pro Jahr und einigen weiteren steuermindernden Wohltaten für Vereine und die Philipps-Universität hat sich der Gründer und Chef der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) dieses ausgesprochen seltene Privileg "verdient". Nicht einmal die Marburger Linke im Stadtparlament hat dagegen gestimmt! Die Käuflichkeit oder gar Erpressbarkeit der Politik zeigt sich auch bei den Plänen zur Errichtung der Partikel-Therapie auf den Lahnbergen. Der Rhön-Klinikum AG möchte das Land Hessen das bewaldete Grundstück schenken, das zuvor aber noch gerodet werden soll. Dabei hatte das Land dieser bayerischen Firma erst zum Jahresbeginn das Universitätsklinikum Gießen und Marburg übereignet. Nun sollen dort knapp 10.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Breite Proteste gab es aber nicht nur gegen die Privatisierung der Kliniken und ihre Auswirkungen, sondern auch gegen die verfassungswidrige Einführung von Studiengebühren an den hessischen Hochschulen. Lange hat es in Marburg keine stärkere und kontinuierlichere Protestbewegung mehr gegeben als gegen die Studiengebühren. Ansonsten pflegt die Stadt Marburg ihre Rolle als "das soziale Herz Deutschlands". Gelegenheit dazu bot nicht zuletzt auch der 90. Geburtstag der Deutschen Blindenstudienanstalt (BliStA) und des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS). Höchste Weihen verlieh ihm der Besuch des Bundespräsidenten Prof. Dr. Horst Köhler in der BliStA, wo einst seine Tochter Ulrike ihr Abitur an der Carl-Strehl-Schule (CSS) abgelegt hatte. Das Jahr 2007 möchte Marburg unter die Schirmherrschaft der Landgräfin Elisabeth von Thüringen stellen. Ihren 800. Geburtstag feiert die Stadt mit dem "Elisabeth-Jahr". Dabei möchte sie auch das soziale Wirken der "Heiligen Elisabeth" ausreichend würdigen. | ||
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