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Text von Samstag, 14. Oktober 2006

> s o z i a l e s<
  
 Für Prostituierte: Wirrwarr um Vergewaltigung 
 Marburg * (sts)
Der Fall um eine sexuelle Nötigung und Körperverletzung in Bad Endbach im Juli 2005 bleibt nach der ersten Verhandlung vor dem Marburger Amtsgericht am Dienstag (17. Oktober) verworren. Aufgrund neuer Einlassungen des 26-Jährigen Angeklagten aus Buseck werden weitere Zeugen in einer zweiten Verhandlung befragt werden müssen.
Grund dafür war auch das verspätete Erscheinen des Angeklagten vor Gericht. "Ich habe verschlafen", war seine lapidare Begründung. Laut Anklage war der ledige Fliesenleger in der Nacht vom 23. auf den 24. Juli 2005 in einer Gaststätte in Bad Endbach. Dort beleidigte er eine ihm unbekannte 29-jährige Frau mit unflätigen Ausdrücken über ihre Mutter. Der Wirt des Lokals beförderte ihn daraufhin vor die Tür.
Später kam der Angeklagte aber zurück und fuhr mit der Frau in ein Waldstück außerhalb des Ortes. Dort verlangte er von ihr, dass sie sich ausziehen solle und zwang sie dazu, ihn anal zu befriedigen. Außerdem schlug er ihr zwei Mal ins Gesicht. Anschließend stieß er sie aus dem Auto und fuhr davon.
Eine völlig konträre Auffassung tischte der Angeklagte dem Gericht auf. Der Wirt habe ihm die Frau in der Kneipe für 150 Euro angeboten. Gemeinsam mit ihr sei er dann in einen Kellerraum des Hauses gegangen. Da er in seinem stark alkoholisierten Zustand jedoch keine Erektion bekommen habe, sei er unverrichteter Dinge in den Schankraum zurückgekehrt und habe sein Geld zurückverlangt. Daraufhin hätten ihn der Wirt und weitere Anwesende rausgeschmissen und verprügelt. Er sei dann zu einer Telefonzelle gelaufen und habe die Polizei verständigt.
In der Tat gingen gegen halb zwölf bei der Polizei jeweils ein Anruf des Wirts und des Angeklagten ein, wie der aufnehmende Beamte im Zeugenstand bestätigte. Gegen drei Uhr morgens ging dann der Notruf des 29-Jährigen Opfers ein. Die Frau war per Anhalter zurück nach Bad Endbach gefahren und hatte von der Kneipe aus die Polizei verständigt.
Bevor die Beamten dann jedoch eintrafen, war die Frau bereits mit einem Bekannten zurück nach Gießen gefahren. Vor Gericht räumte sie auch ein, dass sie bereits als Prostituierte gearbeitet hatte. Das liege jedoch schon einige Jahre zurück.
Auch konnte sie nicht schlüssig erklären, warum sie zu dem Angeklagten in den Wagen gestiegen war, nachdem dieser sie beleidigt hatte: "Ich bin einfach so. Ich war da um Spaß zu haben und keinen Ärger."
An das Auto selbst konnte sie sich auch überhaupt nicht erinnern. Der Angeklagte behauptete nämlich, gar kein Auto zu besitzen und mit dem Bus nach Bad Endbach gefahren zu sein.
Noch verworrener wurde der Fall, als der Angeklagte auch noch angab, drei Tage vor der Verhandlung einen Droh-Anruf erhalten zu haben. Ein ihm fremder Mann habe damit gedroht, ihn umzubringen, falls er nicht alles gestehe. Für 10.000 Euro könne er sich allerdings freikaufen und es würde zu keiner Gerichtsverhandlung kommen.
"Ich hab´ aber vor niemandem Angst", kommentierte der Angeklagte diese angeblichen Drohungen. Um endgültig Licht ins Bad Endbacher Dunkel zu bringen, sollen nun weitere Gäste der Kneipe als Zeugen vernommen werden. Ein Termin steht noch nicht fest.
 
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