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Text von Samstag, 15. July 2006

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 Baden gegangen: Streit über Bäder-Schließung 
 Marburg * (sts)
"Heute ist ein schwarzer Tag für die Marburger Kommunalpolitik", sagte Stadtverordneter Henning Köster (Marburger Linke) bei der Sitzung des Kommunalparlaments am Freitag (14. Juli). Mit der Schließung des Europa-Bades werde ein "sportlicher Edelstein mit hohem emotionalen Stellenwert für die Bürger der Stadt" zunichte gemacht.
Der Magistrat hatte beschlossen, dass Bad aufgrund erheblicher Baumängel über die Sommerferien hinaus zu schließen. Die Opposition bezweifelte jedoch, dass eine sofortige Schließung vonnöten sei. "Es gibt keinen einzigen stichhaltigen Grund zur sofortigen Schließung des Europa-Bades. Die Standsicherheit des Gebäudes ist nicht gefährdet", zitierte Roger Pfalz (CDU) aus der aktuellen Vorlage des Magistrats.
"Die Sicherheit der Badegäste hat höchste Priorität. Sollen wir mit der Schließung solange warten, bis etwas passiert ist", hielt Sonja Sell (SPD) dagegen.
Vor allem die Informationspolitik des Magistrats stieß auf heftige Kritik. "Sie haben ganz gezielt die Öffentlichkeit nicht informiert", warf Köster der Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach (SPD) und dem Bürgermeister Dr. Franz Kahle (Grüne) vor. Dem Bauausschuss sei nach wie vor auch nicht das aktuelle Gutachten vom April dieses Jahres vorgelegt worden, obwohl ein entsprechender Beschluss dieses Gremiums vorliege.
Kahle wies diese Vorwürfe zurück. Er sei ausdrücklich nach einem Gutachten gefragt worden, dass zur Schließung des Bades rate. Und ein solches Gutachten gebe es nicht.
Die Pläne für die Umverteilung der Badezeiten für Vereine, Schulen und Universität von drei auf zwei Schwimmbäder sorgte ebenfalls für Unmut. "Es kommt zu einer völligen Überbelegung. Ein ordentlicher Unterricht wird unmöglich", kritisierte Pfalz. Manche Schulklassen hätten nur eine Schwimmbahn zur Verfügung.
Behinderte und Senioren würden durch die Absenkung der Wassertemperatur im Hallenbad Wehrda sogar langfristig von ihrer sportlichen Betätigung abgehalten.
Pfalz kritisierte auch den Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD), der in dieser prekären Situation nicht darauf gedrängt habe, schnellstmöglich eine neue Bäder-Kommission einzurichten.
"Um über eine Schließung zu entscheiden, muss ich umfassend informiert sein. Das ist derzeit nicht der Fall. Und daher halte ich die Einrichtung eines Akteneinsichts-Ausschusses für die richtige Lösung", sagte Prof. Dr. Heinrich Dingeldein (FDP).
Die Fraktionen hatten sich schon vor der Debatte im Ältestenrat auf die Einrichtung dieses Gremiums geeinigt. Der Ausschuss soll sich Ende nächster Woche konstituieren und sofort seine Arbeit aufnehmen.
 
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