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Text von Mittwoch, 14. Juni 2006

> p o l i t i k<
  
 Umbau: Ausschuss debattierte Bahnhof 
 Marburg * (sts)
Ist es nun ein "gelungener Erpressungsversuch" von Seiten der Deutschen Bahn AG (DBAG) oder doch die "große Chance", endlich die Neugestaltung des Marburger Hauptbahnhofs zu realisieren? Die Stadtverordneten des Bau- und Planungsausschusses übten am Dienstag (13. Juni) jedenfalls scharfe Kritik am vorgelegten Bahnhofs-Entwicklungsvertrag zwischen der Stadt Marburg, der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau, dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und der Deutschen Bahn AG.
Darin erklären die Vertragsparteien ihre grundsätzliche Absicht, den Bahnhof und seine Umgebung barrierefrei und attraktiv zu gestalten. "Dieser Vertrag enthält lediglich Absichtserklärungen und ist nicht rechtsverbindlich", machte Bürgermeister Franz Kahle deutlich. Das 5,83-Millionen-Euro-Projekt muss beispielsweise noch vom Konzernvorstand der Bahn genehmigt werden. Noch unklar ist auch die Höhe der Zuschüsse von Bund und Land.
Der Vertrag soll am Dienstag (4. Juli) im Rathaus unterschrieben werden. Die Stadt musste der DBAG weit entgegen kommen, damit das Projekt für den Konzern "finanziell darstellbar" wurde, wie Kahle vorsichtig formulierte.
Zwei Kernpunkte des Vertrags lösten unter den Parlamentariern große Bedenken aus. Zum einen will die Stadt Marburg das an den Bahnhof grenzende Grundstück, auf dem sich das Parkdeck befindet, von der Bahn kaufen. Das Parkdeck war 1992 von der Stadt errichtet worden. Die Parkeinnahmen in Höhe von 26.000 Euro jährlich gehen zu 80 Prozent an die Stadt und zu 20 Prozent an die Bahn.
Den Ertrag aus dem Grundstücksverkauf möchte die Bahn in die Neugestaltung der Empfangshalle zu investieren. Die Stadt will die Kosten für den Grundstückskauf durch einen größeren Anteil an den Parkgebühren ausgleichen. Die Höhe der Grundstückskosten steht derzeit noch nicht fest.
Zum anderen beabsichtigt die GeWoBau, das erste und zweite Obergeschoss des Empfangsgebäudes zu erwerben, um dort 25 Appartements für Studenten einzurichten.
Auch diese Einnahmen will die Bahn für den Umbau der Empfangshalle nutzen. Derzeit werden die Kosten für die Stadt auf 115.000 Euro veranschlagt. "Es wird aber weitere Kosten geben", erklärte Kahle.
"Letztlich finanzieren doch wir die Investitionen der Bahn. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Stadt", ärgerte sich Henning Köster (Marburger Linke). "Wir haben mit der Neugestaltung des Ortenbergstegs eine Vorleistung erbracht. Es ist Tempo in die ganze Sache gekommen. Wir sollten jetzt nicht auf die Bremse treten", appellierte Kahle an die Parlamentarier.
Diese verwiesen die Kenntnisnahme des Vertrages aber an den Haupt- und Finanzausschuss, da sie den Entwurf zu spät erhalten hätten. Dort wird die Diskussion am Dienstag (20. Juni) dann in die zweite Runde gehen.
 
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