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Text von Donnerstag, 11. Mai 2006

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 Wichtiger Vorkämpfer: Joachim Kahl wird 65 
 Marburg * (atn/pm)
Als "wichtigen Vorkämpfer der Humanistischen Bewegung" hat HU-Landessprecher Franz-Josef Hanke den Marburger Philosophen Dr. Dr. Joachim Kahl gewürdigt. Der Bildungsreferent, Dozent und Buchautor feiert am Freitag (12. Mai) in Marburg seinen 65. Geburtstag.
Seit Jahrzehnten ist Kahl in der Humanistischen Union (HU) aktiv. Unter anderem war er jahrelang Mitglied des Bundesvorstands sowie Landessprecher der HU Hessen.
Kahl gehörte zu den engagiertesten Gegnern des Paragraphen 218 zur Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruchs. Von ihm stammt der vielzitierte Spruch "Mein Bauch gehört mir".
Von Anfang an hat Kahl die neue Frauenbewegung unterstützt. Er engagierte sich gegen Kirchen-Privilegien wie die Kirchensteuer und das Wort zum Sonntag sowie gegen die Notstandsgesetze.
Nach wie vor ist Kahl in der HU und anderen Organisationen aktiv. Zuletzt hatte er am Donnerstag (2. März) bei einer Diskussionsveranstaltung des HU-Ortsverbands Marburg und des Zentrums für Konfliktforschung der Philipps-Universität (ZfK) zum Karikaturen-Streit auf dem Podium Stellung bezogen.
Bereits 1962 hatte er sich in Marburg an der Gründung der Humanistischen Studenten-Union (HSU) beteiligt. Die Hochschul-Organisation der Humanistischen Union wählte ihn damals zu ihrem ersten Bundesvorsitzenden.
Die wichtige Rolle der von Kahl geleiteten Organisation belegt inzwischen eine wissenschaftliche Studie von Dr. Alfred Roos. Darin weist der Historiker anhand zahlreicher Dokumente auf den immensen Einfluss hin, den die HU und insbesondere die HSU auf die Entwicklung der 68er Studenten-Bewegung gehabt hat. Sowohl Inhalte wie auch Personen seien von der humanistischen Bewegung zur Studentenbewegung gewandert und dort dann "radikalisiert" worden.
Ausgesprochen große Bedeutung für die 68er hatte auch Kahls Buch "Das Elend des Christentums". Die seinerzeit beim Rowohlt-Verlag in der Reihe "Rororo-Aktuell" erschienene Streitschrift gegen Kirche und Religion fand mit mehr als 130.000 verkauften Exemplaren nicht nur eine riesige Verbreitung. Für viele lieferte Kahl damit den Anstoß für eine kritische Reflexion über ihre Stellung zu Kirche und Religion.
Mit einer "Gegenschrift" versuchten vier junge Theologen damals, Kahls Argumenten ihre eigenen Betrachtungen entgegenzusetzen. Einer der Mitautoren dieser Kahl-Kritik ist der heutige EKD-Ratspräsident Bischof Wolfgang Huber.
Doch nicht nur bei der Auseinandersetzung mit einer verkrusteten Kirche hat Kahl nach Hankes Einschätzung wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der bundesdeutschen Gesellschaft geliefert. Als Sprecher des Marburger und des hessischen Berufsverbote-Komitees trat er über viele Jahre entschieden für die Meinungs- und Berufsfreiheit ein.
"Joachim Kahl ist ein überzeugter Humanist, der sein eigenes Gentleman-Ideal auf vorbildliche Weise umsetzt", erklärte Hanke.
Joachim Kahl wurde 1941 in Köln geboren. Er studierte evangelische Theologie und Philosophie an den Universitäten Köln, Bonn, Marburg, Zürich und Frankfurt. Seinen Lebenslauf hat er auf seiner eigenen Homepage www.kahl-marburg.de veröffentlicht.
Im Sommer 2005 ist Kahls neuestes Buch "Weltlicher Humanismus" beim LIT-Verlag erschienen. "Auch heute noch ist er einer der wichtigsten Vertreter einer laiizistischen Position", stellte Dragan Pavlovic fest. Der 2. Vorsitzende des HU-Ortsverbands Marburg gehört zugleich dem Bundesvorstand des Internationalen Bunds der konfessionslosen und Atheisten (IBKA) an. In dieser Fuktion habe er häufig mit Kahl und seinen Stellungnahmen zu tun.
"Joachim Kahl versteht es, auch aktuelle politische Fragestellungen kritisch zu durchdenken und auf den Punkt zu bringen", erklärte Hanke. "Dabei ist er oft streitbar in der Sache, aber zugleich immer verbindlich im Ton."
 
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