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Text von Mittwoch, 15. März 2006

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 Steine stellen: Elisabethkirche nährt Indien 
 Marburg * (anm/pm)
Das Umfeld der Elisabethkirche soll zum Elisabeth-Jahr 2007 umgestaltet werden. Diese Maßnahme umfasst, die Platzfläche vor dem Hauptportal, die Treppe und den Gehweg der Elisabethstraße.
Der Magistrat der Stadt Marburg hat in einer Sitzung am Montag (13. März) beschlossen, den Auftrag an das Klinker- und Naturstein Kontor Emsland zu vergeben. Zum Preis von 612.973,16 Euro sollen Natursteine aus indischem Sandstein für die Umfeldgestaltung der Elisabethkirche und die Umgestaltung am Ketzerbach geliefert werden, erklärte Bürgermeister Dr. Franz Kahle. Die Baumaßnahme wird mit Städtebau-Fördermitteln finanziert.
Der Wahl des Werkstoffes aus Indien war eine Vorauswahl und ein Bemusterungstremin vorausgegangen. Dabei hatten neben den Fachdiensten der Stadt auch die Kirche, Vertreter des Denkmal-, Gestaltungs- und des Behindertenbeirates sowie das Landesamt für Denkmalpflege und das Hessische Bauamt teilgenommen. Hierbei sei eine einstimmige Entscheidung für den indischen Sandstein getroffen worden.
Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren Qualitätskriterien wie Härte, Belastbarkeit, Wasseraufnahmefähigkeit, Farbspektrum und Wirtschaftlichkeit. Heimische und deutsche Sandsteinvorkommen könnten diese Anforderungen nicht erfüllen. In der Marburger Region sind die Sandsteinvorkommen fast erschöpft. Die noch existierenden Betriebe sind zu klein, um die angeforderte Menge liefern zu können. Sandsteine aus dem Weserbergland, den Vogesen, Franken oder dem bayrischen Wald erfüllen die Qualitätskriterien nicht.
Vor diesem Hintergrund wurden vom Ingenieur-Büro Scape verschiedene Natursteine ausgewählt. Als Muster wurden Englischer und indischer Sandstein sowie Chinesischer Granit vor der Elisabethkirche ausgelegt. Dabei machte der indische Sandstein das Rennen.
Wegen absolutem Baustellenstillstands während der Orgel-Intonation von Dienstag (1. August) bis Dienstag (15. August) und Verzögerungen bei den Naturstein-Lieferungen kann nicht alles umgestaltet werden. Die südlich der Kirche zur Deutschhausstraße hin orientierte Fläche soll deswegen aus dem Auftrag heraus genommen werden. Somit wird nurder nördliche Bereich bis zum Elisabeth-Jahr umgestaltet.
Kahle betonte, dass man die Frage, ob der Werkstoff aus Indien möglicherweise durch Kinderarbeit in den Steinbrüchen gewonnen werde, sehr wohl bereits im Vorfeld im Blick gehabt habe. In den Steinbrüchen und Bergwerken Lateinamerikas, Afrikas und Asiens sollen nach Schätzungen rund eine Million Kinder arbeiten.
Diese Ausnutzung der Armut lasse sich jedoch nicht durch entsprechende Verbote verhindern. Viele Menschen seien dort auf die Mithilfe ihrer Kinder angewiesen. Dieser Tatsache steht die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen machtlos gegenüber. Sie soll Kinderarbeit und wirtschaftliche Ausbeutung von Kindern verbieten . Klaus Heidel, der Sprecher des Deutschen Forums Kinderarbeit, erklärte, dass es diese Armut schwer mache, die Regelungen zum Schutz der Kinder durchzusetzen.
Kahle kommt es darauf an, dass Strategien zur Armutsbekämpfung mit Nachdruck auf die Überwindung von Kinderarbeit zielen. Aus diesem Grund wird der Auftragenehmer verpflichtet, die Steinplatten-Produktion vor Ort zu kontrollieren.
Schon bei der Ausschreibung verlangte die Stadt Marburg eine Bescheinigung der regionalen Arbeitsämter (Labour Offices), um Kinderarbeit auszuschließen. Das Kontor Emsland hat eine solche Bescheinigung vorgelegt.
 
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