Text von Samstag, 17. Juni 2006
Folklore-Workshop: Schwedische Musik und Tanz | ||
Marburg * (sts)
"Ich liebe vor allem die melancholischen, gefühlsbetonten Stücke. Die schwedische Folk-Musik ist aber unglaublich facettenreich", schwärmte Suzan Emiroglu. Die 29-Jährige nimmt an diesem Wochenende gemeinsam mit 59 anderen Musik-Liebhabern an einem Workshop im Bürgerhaus Cappel teil. Im Rahmen des "Kultursommers Mittelhessen" bringen Sture Göransson (Tanz), Bengt Jonsson (Geige) und die Gruppe "Lortbäckerz" den Teilnehmern die traditionelle Musik ihres Heimatlandes näher. "Wir haben vor acht Jahren als Straßenmusikanten angefangen. Seitdem spielen wir zusammen", berichtete Staffan Jonsson von "Lortbäckerz". Das ist um so erstaunlicher, da die Band-Mitglieder alle erst zwischen 16 und 21 Jahre alt sind. "Unsere Eltern spielen alle in Musikgruppen. Wir sind mit dieser Musik aufgewachsen und setzen jetzt diese Tradition fort", ergänzte Gunnar Hall. Doch was fasziniert denn nun die Deutschen an dieser Musik? "Gegen ausländische Volksmusik gibt es womöglich weniger Vorurteile als gegen deutsche Volksmusik. Das ist in Schweden ganz genauso", mutmaßte Lena Jonsson von den "Lortbäckerz". "Meine Mutter ist Schwedin und ich spiele diese Musik immer zusammen mit meinem Onkel, wenn wir ihn in Schweden besuchen", erläuterte Elisabeth Köller ihren Bezug zur schwedischen Musik. Mit 14 Jahren ist sie die jüngste Teilnehmerin an diesem Workshop. "Mir geht es vor allem darum, mein Geigenspiel zu verbessern", sagte Susanne Gerhard, die gerade vor einem halben Jahr erstmals zu diesem Instrument gegriffen hat. "Ich habe vorher schon Gitarre und Mandoline gespielt. Das hat den Einstieg leichter gemacht." Die 35-Jährige hat aber auch schon mehrere Kurse in schwedischen Tänzen absolviert. Als absoluter Fan der schwedischen Folklore entpuppte sich Suzan Emiroglu: "Ich habe vorher irische und französische Folk-Musik gespielt. Doch seit anderthalb Jahren habe ich mich ganz und gar der schwedischen Musik verschrieben." In jeder schwedischen Region herrschten andere Rhythmen vor. Es werde viel improvisiert und die Musik könne oftmals gar nicht vom Blatt gespielt werden. "Es kommen Töne vor, die es eigentlich gar nicht gibt. Man muss die Musik hören und dann versuchen, sie nachzuspielen", verriet sie ihre Taktik. Das macht auch für die "Lortbäckerz" den Reiz ihrer Musik aus. "Unsere Musik ist offen für Einflüsse aller Art. Sie ist zwar in ihren Grundzügen eine alte Musik, doch sie wird ständig weiterentwickelt", sagte Kristine West. Die jungen Musiker spielen auch alle noch in einer zweiten Band, die sich mehr der Rock-Musik verschrieben hat. "Die Folk-Musik ist von sehr hoher Qualität. Viele der aktuellen schwedischen Musiker lassen sich zunehmend von ihr beeinflussen", glaubt Gunnar Hall erkannt zu haben. Doch wie die große Resonanz auf diesen Workshop zeigt, besitzt diese Musik auch in Mittelhessen eine große Fan-Gemeinde. | ||
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