Sie sind hier: marburgnews >
Heute ist Freitag, 2. Mai 2025

Text von Samstag, 12. November 2005
s

> b i l d u n g<
  
 Laberei über Labor: S4-Grundstein gelegt 
 Marburg * (fjh/pm)
Der Grundstein für den Bau eines Gen-Labors der höchsten Sicherheitsstufe wurde am Mittwoch (30. November) auf den Lahnbergen gelegt. Ab 2007 sollen in Marburg neue Diagnosemethoden, Impfstoffe und Therapien gegen Viren entwickelt werden.
Spätestens seit der Entdeckung des Marburg-Virus im Jahr 1967 gebührt Marburger Virologen ein Platz auf der Weltkarte der Virenforschung. Nun bauen sie ihre Spitzenstellung weiter aus: An der Philipps-Universität erfolgte unter Anwesenheit des Staatssekretärs Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard die Grundsteinlegung für ein Labor, dessen Bau den Anforderungen der höchsten Sicherheitsstufe "S4" entspricht.
Hier lassen sich nicht nur Untersuchungen an den Erregern von Ebola, Sars und Vogelgrippe durchführen, sondern auch an deren "rekombinant veränderten" Varianten. Solche Organismen haben sich als zunehmend wichtiges Instrument für Forschung und Diagnostik erwiesen.
Die gentechnisch veränderten Mutanten geben Aufschluss darüber, welche Bestandteile der Originalviren für ihre Gefährlichkeit verantwortlich sind. Ist die Funktionsweise der Viren erst einmal bekannt, können entsprechende Medikamente entwickelt werden.
Parallel zur Grundsteinlegung erfolgte auch die Übergabe des Diagonalgebäudes des Biomedizinischen Forschungszentrums (BMFZ) durch Baudirektor Peter Kettner. Das neue Gebäude ist ebenso wie das S4-Labor Bestandteil des zweiten Bauabschnitts des Universitätsklinikums auf den Lahnbergen, der mit der Fertigstellung des Mutter-Kind-Zentrums im Frühjahr 2006 abgeschlossen werden soll.
Das Diagonalgebäude wird die Institute für Virologie, Immunologie und Mikrobiologie beheimaten. In seiner direkten Nachbarschaft wird auch das neue Labor entstehen, dessen Errichtung den dritten Bauabschnitt des BMFZ darstellt.
Im Rahmen der Grundsteinlegung wies Leonhard darauf hin, dass das Hochsicherheitslabor Teil der Erweiterung des Biomedizinischen Forschungszentrums der Universität Marburg ist. Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich einschließlich dieses neuen Laborgebäudes auf rund 160 Millionen Euro, die vom Land Hessen und dem Bund finanziert werden.
Dass diese Summe auch noch unter den heutigen schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen aufgebracht wird, zeigt nach den Worten Leonhards, welch große Bedeutung die Landesregierung der Strukturentwicklung dieser Region, aber auch der Wissenschaft, der akademischen Lehre und dem Bereich der universitären Krankenversorgung beimißt.
Im Übrigen sei die Wahl des Standorts für das S4-Hochsicherheitslabor keineswegs zufällig: Die Konzentration von international führenden Experten mit jahrelangen Erfahrungen auf dem Gebiet der hochpathogenen Viren in Marburg sei deutschlandweit einzigartig, hob Leonhard hervor.
Neben dem Staatssekretär nahm auch der Gießener Regierungspräsident Wilfried Schmied an der Veranstaltung teil. Ein Grußwort sprach auch Oberbürgermeister Egon Vaupel.
Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Nienhaus bezeichnete die Grundsteinlegung und die Übergabe des neuen BMFZ-Gebäudes als wegweisende Meilensteine: "Nachdem das BMFZ bereits seit September 2003 genutzt wird, ist heute auch die Fertigstellung des Diagonalgebäudes vollendet. Und mit der Grundsteinlegung des Hochsicherheitslabors und dem für kommendes Frühjahr geplanten Umzug des Mutter-Kind-Zentrums auf die Lahnberge steht nun auch bald der zweite Bauabschnitt des Universitätsklinikums vor dem Abschluss. Mit diesen strategischen Projekten haben wir dafür gesorgt, dass der Marburger Fachbereich Medizin sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der klinisch-experimentellen Forschung weiterhin unter innovativen und zukunftsweisenden Bedingungen arbeiten kann."
Bislang existieren in Europa lediglich zwei dem geplanten Marburger Labor vergleichbare Einrichtungen. Es handelt sich dabei um das in Lyon vom Institut National de la Santé et de la Recherche médicale (Inserm) betriebene P4-Labor und das Stockholmer BSL-4-Labor des Institute for Infectious Disease Control. Etwa zeitgleich mit dem Marburger Labor wird voraussichtlich auch das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin ein vergleichbares Labor in Betrieb nehmen.
Bereits im Jahr 2007 soll die hochmoderne Forschungsstätte, der auch der Wissenschaftsrat des Bundes und der Länder hohe Priorität beimisst, in Betrieb gehen. Die für die bauliche Fertigstellung und den Betrieb des Virenlabors erforderliche Betreibergenehmigung des Regierungspräsidiums Gießen wird noch in diesem Jahr erwartet.
Vor rund zwei Jahren war die Marburger Virologie daran beteiligt, dass der Erreger der Lungenkrankheit Sars bereits zwei Wochen nach dem ersten Verdachtsfall identifiziert und sequenziert werden konnte.
In den vergangenen Jahren führten die Arbeiten von Marburger Forschern zu zahlreichen neuen Erkenntnissen. So gelang ihnen etwa die Erzeugung von Antikörpern gegen Sars.
 
 Ihr Kommentar 


Bildung-Archiv






© 2011 by fjh-Journalistenb?ro, D-35037 Marburg