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Text von Samstag, 5. März 2005

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 Stolperer: Steine gegen das Vergessen 
 Marburg * (sts)
"Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist", meinte Gunther Demnig. Die Erinnerung an die Opfer des Nazi-Regimes in Marburg soll aber wach gehalten werden. Sogenannte "Stolpersteine" vor den Häusern der Betroffenen sollen das Andenken an diese Menschen bewahren. Der Bildhauer stellte am Freitag (4. März) sein europaweites Projekt im DGB-Haus vor. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Referat für Antifaschismus und Antirassismus des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AStA).
In einem Diavortrag schilderte der gebürtige Berliner zunächst seine bewegte Vita. Den sicheren Beruf als Flugzeugpilot gab er auf und studierte statt dessen 23 Semester Kunstpädagogik.
Seit Anfang der 80er Jahre machte Demnig immer wieder als "Spurenleger" Schlagzeilen. Mit einem selbstgebauten Vehikel zog er beispielsweise eine Farbspur durch seine Wahlheimat Köln, die an die Deportation von 1.000 Sinti und Roma im Mai 1940 erinnern sollte.
Dieses Projekt war auch der Ausgangspunkt für die "Stolpersteine". "Mittlerweile habe ich über 5.000 Stolpersteine in rund 70 Städten in ganz Europa verlegt", erzählte Demnig.
Die in das Trottoir eingelassenen, zehn Zentimeter im Quadrat großen Pflastersteine mit Messingbeschlag tragen den Namen des Opfers und geben Aufschluss über Geburtsjahr und das weitere Schicksal des Betroffenen. "Um die Aufschrift lesen zu können, muss ich mich vor dem Menschen verbeugen." Das ist für Demnig ein bedeutsamer symbolischer Akt.
Den Vorwurf des "Herumtrampelns" auf den Opfern teile er nicht. Schließlich würden die Steine dadurch blank poliert und mit ihnen auch die Erinnerung an die Betroffenen.
"In Marburg gibt es mindestens 200 Opfer des Nationalsozialismus", sagte AStA-Referent Fabian Rehm. Ab sofort können für 95 Euro "Stolperstein"-Patenschaften erworben werden.
Das Stadtparlament hatte in seiner letzten Sitzung dem Projekt zugestimmt und damit den Weg für die Umsetzung geebnet. Die ersten Steine werden aus Zeitgründen voraussichtlich aber erst im Herbst von Demnig gelegt werden können.
Übrigens ist das Stolpern nur im übertragenen Sinne zu verstehen. Die Steine werden selbstredend plan eingesetzt.
Patenschaftsinteressenten können sich an Florian Rehm im AstA Marburg per Mail an antifa-antira@asta-marburg.de wenden.
 
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