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Text von Montag, 28. Februar 2005

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 Schmerzbehandlung: Neues Angebot der Psychotherapie-Ambulanz 
 Marburg * (fjh/pm)
Eine psychologische Schmerzbehandlung bietet die Psychotherapie-Ambulanz künftig an. Das teilte die Philipps-Universität am Montag (28. Februar) mit.
Unter Leitung von Prof. Dr. Winfried Rief wurde eine Schmerzbehandlung nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entwickelt. Sie soll eine optimale ambulante Betreuung von Rückenschmerz-Patienten erreichen.
Schmerzen im Wirbelsäulenbereich sind in den letzten Jahren zu einem häufigen Phänomen geworden. Befragungen zufolge leiden mindestens 10% der Bevölkerung an kontinuierlichen und intensiven Rückenschmerzen. Diese chronischen Schmerzen führen bei den Betroffenen fast immer zu einer großen Beeinträchtigung im alltäglichen Leben und bei der Arbeit.
Besonders schmerzlich ist zudem häufig die Reaktion des Umfeldes auf die Beschwerden. Nicht selten sind diese Reaktionen enttäuschend oder abwertend. Vom Arzt hören die Patienten Sätze wie "Ich kann nichts für Sie tun" oder "So schlimm kann es doch gar nicht sein". Am Ende steht dann die Empfehlung, sich in psychotherapeutische Behandlung zu begeben. Die Betroffenen fühlen sich dann als psychisch krank abgestempelt.
Dieser Prozess hat sich in der Vergangenheit als äußerst ungünstig für alle Beteiligten, vor allem aber für die Betroffenen selbst, erwiesen.
Chronischer Schmerz ist nicht einfach nur die Folge von körperlichen Schädigungen. Jeder Mensch erlebt Schmerz unterschiedlich und verhält sich bei Schmerzen auch sehr individuell. Die Einstellungen und Verhaltensweisen zu Schmerzen können im günstigen Fall die Bewältigung unterstützen, im ungünstigen Fall jedoch eine Verbesserung behindern.
Deshalb stellt die psychotherapeutische Behandlung bei chronischen Rückenschmerzen neben der ärztlichen und physiotherapeutischen Betreuung eine wichtige Komponente dar. Da bei verschiedenen Fachleuten wie auch bei den Patienten selbst die Meinung vorherrscht, dass Schmerzen immer den ganzen Menschen betreffen, ist es nur logisch und sinnvoll, auch den ganzen Menschen zu behandeln.
Die Hoffnung auf eine Beseitigung der Schmerzen ist aber - gerade bei schon länger andauernden - Schmerzen unrealistisch. Da Schmerz immer eine subjektive Empfindung darstellt, ist es wichtig, gemeinsam mit dem Patienten herauszufinden, wie es zu den Schmerzen kam und welche Bedingungen dazu beitragen, dass sie nicht besser werden.
Die verhaltenstherapeutische Behandlung hilft den Patienten, die Beeinträchtigungen durch den Schmerz zu mindern und die Lebensqualität zu verbessern. Der Schmerz wird aus dem Mittelpunkt des Lebens gedrängt. Es werden problematische und schmerzverstärkende Situationen, Gedanken oder Verhaltensweisen herausgearbeitet und neue Bewältigungsmöglichkeiten eingeübt.
Da Schmerzen häufig mit einer erhöhten Muskelspannung einhergehen, welche das Schmerzempfinden verstärkt, werden durch den Einsatz von "Biofeedback" solche Verspannungen aufgespürt und vom Patienten durch die Rückmeldung am Computer selbst beeinflusst. Falsche und schmerzfördernde Haltungen sowie ungünstige Bewegungen können hierdurch verändert werden. Um künftigen Verspannungen vorzubeugen, erlernt der Patient ein wirksames und etabliertes Entspannungsverfahren.
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Die Therapie umfasst einen Zeitraum von rund 25 Therapiestunden. Sie wird mindestens einmal wöchentlich durchgeführt. Patienten haben die MÄglichkeit, ihre behandelnden ärzte darauf anzusprechen, um eine überweisung zu erhalten, so dass die Kosten von der Krankenkasse getragen werden.
Um die traditionelle Behandlung von Rückenschmerzen interdisziplinär zu erweitern, kooperiert die Psychotherapie-Ambulanz mit verschiedenen Fachärzten, die in ihrer Praxis mit Rückenschmerz-Patienten arbeiten.
 
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