Text von Mittwoch, 16. Februar 2005
| Tollwut-Transplantat: Tödliche Infektion im Klinikum | ||
| Marburg * (fjh)
Mit lebensgefährlicher Tollwut infiziert waren wahrscheinlich die Organe einer 26-jährigen Frau. Das Transplantationszentrum des Marburger Universitätsklinikums hat einem 45-jährigen Patienten eine Niere und eine Bauchspeicheldrüse dieser Spenderin eingepflanzt. Nun befindet er sich in einem sehr kritischen Gesundheitszustand. Zu diesem aktuellen Fall haben Vertreter des Klinikums am Mittwoch (16. Februar) Stellung genommen. Insgesamt sind sechs Patienten bundesweit mit Organen der 26-jährigen Frau aus Andernach versorgt worden. Sie starb am Freitag (31. Dezember) in der Mainzer Universitätsklinik an Hirntod. Ihre Lunge und die Hornhäute beider Augen wurden Empfängern in Heidelberg, Hannover, Hannoversch Münden und Mainz eingepflanzt. Drei dieser sechs Patienten schweben nun in Lebensgefahr. Vorsorglich wurde das Personal der betroffenen Krankenhäuser sowie andere Kontaktpersonen gegen Tollwut geimpft. Allein in Marburg erhielten knapp 100 Menschen diese Impfung. Der Empfänger der gefährlichen Organe hingegen kann wegen der fortgeschrittenen Erkrankung nur noch sehr eingeschränkt behandelt werden. Zwei bis drei Fälle von Tollwut treten in Deutschland jedes Jahr bei Menschen auf. Wenn die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist, endet sie in der Regel mit dem Tod. Wegen ihrer Seltenheit wurde die Tollwut bei der 26-jährigen Organspenderin als mögliche Todesursache vermutlich nicht in Betracht gezogen. Auf die üblichen Krankheitserreger war vor der Transplantation getestet worden. Vermittelt wurden die Organe an ihre Empfänger über "Eurotransplant". Das holländische Zentralregister vermittelt alle Organspenden in Europa. Rund 1.400 Intensivstationen deutscher Krankenhäuser geben dort mögliche Organspender an. Stimmen die notwendigen Daten, kommt es zu einer Vermittlung der Organe an passende Empfänger. Auf diesem wege sind auch die Niere und die Bauchspeicheldrüse der Frau aus Andernach nach Marburg gelangt. Auf den Lahnbergen wurden sie am Neujahrstag dem 45-jährigen Empfänger implantiert. Doch statt der erhofften Lebensverlängerung wurde ihm damit wahrscheinlich die tödliche Tollwut eingepflanzt. | ||
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