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Text von Sonntag, 16. Januar 2005

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 Spitze im Spiegel: Ranking löst Freude und Kritik aus 
 Marburg * (fjh/pm)
Die Philipps-Universität ist Top unter den hessischen Universitäten . Das behauptet ein aktuelles Spiegel-spezial zu "Student 2005". Das unterschiedliche Abschneiden der Fachbereiche bei diesem Ranking führte dort jedoch auch zu sehr unterschiedlichen Reaktionen.
"Sorgsam umhegt - Der Fachbereich Physik an der Universität Marburg gilt unter Studenten als Geheimtipp", titelt ein Zweiseiter im neuesten Spiegel spezial. Er stellt die beinahe paradiesischen Bedingungen der Studierenden an dem kleinen, aber feinen Fachbereich dar.
Anlass zu diesem Artikel und zu der gesamten -130-seitigen - Sonderausgabe ist die Spiegel-Studie von Ende November 2004 "Wo studieren die Besten?" Bei diesem Ranking belegen die Marburger Studierenden der Physik und der Soziologie jeweils den ersten Platz in der fachinternen Wertung von 41 Universitäten. In der Gesamtwertung steht die Philipps-Universität zusammen mit der Technischen Universität ( TU) Darmstadt im hessischen Vergleich an der Spitze: Beide Universitäten teilen sich im bundesweiten Vergleich Platz 16, während die Universität Frankfurt Platz 32 erreicht und die Universität Gießen Platz 36.
"Über diesen guten Platz freuen wir uns natürlich", erklärte Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Nienhaus, "doch wissen wir auch um die methodologischen Probleme solcher Umfragen." Gerade an der Uni Marburg hatte es für manche Fachbereiche sehr überraschende Einzelwerte gegeben, die im krassen Kontrast stehen zu den Ergebnissen anderer Rankings. Zum Beispiel rutschte die Psychologie ins untere Drittel der fachinternen Wertungen, während sie in Rankings zur Forschungs- und Lehrqualität bundesweit oben rangiert.
Prof. Dr. Gerhard Stemmler, Dekan der Psychologie, erklärt sich diese Diskrepanz aus den nicht validen Daten, die aus dem unpräzisen Fragebogen und der mangelnden Repräsentativität der gezogenen Stichproben resultieren. So zweifelt er aufgrund seiner psychologischen Erfahrung an, ob die Fragen - allesamt Selbsteinschätzungen - zu einer verlässlichen Wertung der Exzellenz von Studierenden überhaupt taugen. In Antworten auf Fragen wie "Wie schätzen Sie Ihre zukünftige Examensnote ein? sieht der Psychologe keine geeignete Grundlage für die Berechnung der Besten. Auch die Repräsentativität bemängelt Stemmler: "Die Mehrheit wurde ja gar nicht befragt, dem Spiegel reichte schon eine Teilnahme von mindestens 18 Personen von mehreren Hundert Studierenden im Fachbereich!"
In einem dritten Punkt kritisiert Stemmler die Clusterbildung. Dass die Marburger Psychologie im unteren Drittel platziert sei, heiße - absolut gesehen - wenig. Bei einem Numerus Clausus (NC) von mindestens 1,6 bei den Marburger Psychologen seien seine Studierenden sicher nicht schlechter als Studierende frei zugänglicher Fächer, auch wenn diese im oberen Drittel gerankt sind. Besonders kritisiert der Psychologe aber eines: "Für mehr als fragwürdig halte ich es, von einer Umfrage zu den besten Studierenden auf die besten Universitäten zu schließen, so wie es dieses Ranking nahelegt."
Während der Psychologe fundierte Skepsis anbringt, freuen sich die Physiker über ihre Ergebnisse und erst recht über den umfangreichen Artikel mit der außergewöhnlichen Hervorhebung der Marburger Physik. "Vieles habe ich so, wie ich zitiert bin, ganz bestimmt nicht gesagt", erklärt Prof. Dr. Ulrich Höfer. "von wegen Insel der Seligkeit und professionell sehe ich hier rundherum nichts". Dennoch begrüßt er den Artikel: "Wenn wir dadurch künftig überregional noch mehr gute Studierende für die Physik hier in Marburg gewinnen können, dann sind wir sehr zufrieden."
Der Physiker hat selbst an der TU München studiert und habilitiert, die sich im Ranking der Physik-Fachbereiche mit Marburg den ersten Platz teilt. Seiner Einschätzung nach stehen die Marburger Nachwuchs-Wissenschaftler tatsächlich keinen Deut hinter ihren bayrischen Kommilitonen zurück.
 
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