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Text von Samstag, 17. Dezember 2005

> s o z i a l e s<
  
 BI-Bedenken: Gutachten gegen Großbordell 
 Marburg * (fjh)
Irgendwas stimmt da nicht! Oberbürgermeister Egon Vaupel hatte sich gegen das geplante Großbordell an der Siemensstraße ausgesprochen. Er beteuerte aber, der Stadt seien die Hände gebunden. Sie müsse das Etablissement genehmigen.
Rechtsanwalt Dr. Peter Hauck-Scholz hat am Freitag (16. Dezember) jedoch in 18 Punkten aufgezeigt, welche Möglichkeiten die Stadt Marburg hat, sich gegen das Bordell zu wehren. Doch Vaupel meinte nur, das Gutachten enthalte "nichts Neues".
Der bekannte Fachanwalt für Arbeits- und Verwaltungsrecht hatte im Auftrag der Bürgerinitiative "Gegen ein Großbordell in Marburg-Wehrda" (BI) untersucht, welche rechtlichen und faktischen Möglichkeiten die Stadt hat, das "Freudenhaus" an der Siemensstraße zu verhindern. Er sieht hier "genügend Möglichkeiten".
Zum Einen verweist er auf den Jugendschutz. In unmittelbarer Nähe des Baugrundstücks befindet sich eine Discothek. Hier bestehe die Gefahr, dass das Bordell eine schädliche Wirkung auf Jugendliche zeitigen könne. Die Betreiber wollen ein "Laufhaus", "Table Dance", ein Sex-Shop und eine Spielhalle errichten.
nach Ansicht von Hauck-Scholz könne die Stadt auch die Sperrgebietsverordnung ändern. Sie könnte das Industriegebiet Wehrda herausnehmen und so ein Bordell in diesem Gebiet verbieten.
Die mangelnde "Zuverlässigkeit der betreiber" kritisiert die Bürgerinitiative. Die BI brachte den 47-jährigen Hauptangeklagten eines Prozesses vor dem Landgericht Marburg mit dem geplanten Bordell in Verbindung. Der Mann und die Geschäftsführerin eines Bordells in Frankenberg müssen sich derzeit wegen Menschenhandels verantworten. Sie sollen Frauen aus Osteuropa zur Prostitution gezwungen haben.
Eine Frau aus Litauen berichtete dem Gericht, sie sei in Hotels gebracht und dort von Freiern misshandelt worden. Als sie sich weigerte, sagte man ihr, niemand wisse, dass sie hier sei. Sie könne ohne größere Umstände auch sterben.
Der 47-jährige Bordellbetreiber aus Frankenberg sei auch Kontaktperson für das Projekt an der Siemensstraße, erklärte die BI. Er habe auch die Bauarbeiten auf dem Wehrdaer Grundstück beaufsichtigt.
Eine andere Kontaktperson aus Reihen derkünftigen Bordellbetreiber sei auf dem Marburger Marktplatz gesehen worden. Hier betreibe der Mann einen Würstchenstand. DieGeschäftsführerin des Frankenberger Bordells verkaufe auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus Crèpes.
Heiße Geschäfte mit Weihnachten und anderen Freuden deuten darauf hin, dass alle drei in Marburg kein unbeschriebenes Blatt sein dürften. Auch der Antragsteller für das Bordell-Projekt ist in Marburg schon als Betreiber eines "Freudenhauses" bekannt.
Irgendwie drängt sich bei der Geheimniskrämerei und dem offenbar entschiedenen Willen der Stadtoberen, das Vorhaben an der Siemensstraße zu genehmigen, der bittere Eindruck auf, da könnten noch andere Gründe mit im Spiel sein als die offen genannten. Doch sicherlich wäre es völlig verfehlt, in diesem Zusammenhang von "mafiösen Strukturen" zu reden.
 
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