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Text von Dienstag, 14. Juni 2005

> s o z i a l e s<
  
 Bemerkenswerte Arbeit: Holler erhielt Leuchtfeuer 
 Marburg * (mid)
Das Bemühen, gesellschaftlich benachteiligte Menschen Gerechtigkeit erfahren zu lassen, hat in Marburg seit den Tagen der Heiligen Elisabeth gute Tradition. Das hob Bürgermeister Egon Vaupel (SPD) in seiner Ansprache zur Verleihung des "Marburger Leuchtfeuers für soziale Gerechtigkeit" am Dienstag (14. Juni) hervor.
Ganz im Sinne dieser Tradition hat der Marburger Ortsverband der Humanistischen Union (HU) den neuen Preis ins Leben gerufen. Mit ihm werden Menschen geehrt, die sich in besonderem Maße für die Belange derjenigen einsetzen, deren Probleme sonst nicht im Blickpunkt des öffentlichen Interesses stehen.
Als erster Preisträgerin überreichte Vaupel in einer Feierstunde der Frankfurter Hörfunkjournalistin Ulrike Holler im Namen der HU und des Magistrats der Stadt Marburg die Auszeichnung.
In seiner Laudatio begründete anschließend der Limburger Pfarrer Herbert Leuninger die Vergabe des Preises an Holler. Der Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft "Pro Asyl" berichtete von seiner ersten persönlichen Begegnung mit der Journalistin: Als er Mitte der 80-er Jahre mit einem Hungerstreik gegen die unwürdigen Lebensbedingungen in einem Flüchtlingslager protestierte, suchte ihn Ulrike Holler mit ihrem Team vom Hessischen Rundfunk (HR) dort auf und berichtet über die unzumutbaren Zustände im Lager. Aufgrund des öffentlichen Drucks wurden darauf hin die behelfsmäßigen Zelte, die den Flüchtlingen als Unterkunft dienten, wieder abgebaut. Ab diesem Zeitpunkt habe sich Holler gegenüber Leuninger stets als hellhörige, zuverlässige und vertrauensvolle Ansprechpartnerin auf Seiten der Medien erwiesen. Mit großer Sensibilität habe sie - auch gegen viele Widerstände - in ihrer Berichterstattung der Kritik an einer repressiven staatlichen Abschiebepolitik Raum gegeben. Dabei habe stets der humanistische Gehalt eines Vorgangs und niemals der Sensationswert im Vordergrund gestanden. Besonders hob Leuninger auch Hollers journalistische Unabhängigkeit hervor. Diese habe sie sich über jegliche Veränderung der politischen Lage hinweg bewahrt.
In ihrer Dankesrede hielt Holler ein Plädoyer für einen "verantwortungsvollen Journalismus", dem sie sich bei ihrer Arbeit verpflichtet fühle. Sie kritisierte Kurzatmigkeit und Schlagzeilenorientierung, die den journalistischen Alltag zunehmend beherrschten. Die eigentliche Aufgabe der Medien, gesellschaftliche Prozesse kritisch zu begleiten, gerate so aus dem Blickfeld. Hierin liege eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie.
Obwohl Holler ihr Engagement für selbstverständlich und keine besondere Leistung hält, freute sie sich über die Ehrung:"Ich betrachte die Auszeichnung als Bestätigung, dass ich mit meinen Ansichten nicht allein stehe und andere meine Kriterien teilen. Ich hoffe, dass sich dadurch auch Kollegen ermutigt fühlen, Themen aufzugreifen, die nicht auf der Top-Liste der Redaktionen stehen."
 
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