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Text von Samstag, 21. Mai 2005

> s o z i a l e s<
  
 Verstärkter Protest: 3.000 gegen Klinik-Privatisierung 
 Marburg * (fjh)
"Der Verkauf muss verhindert werden", forderte Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Löwer. Der Marburger SPD-Politiker redete am Freitag (20. Mai) bei der Abschlusskundgebung der Demonstration gegen die Privatisierung der Universitätskliniken in Gießen und Marburg. Gut 3.000 Menschen zogen zwischen 17.15 und 18.40 Uhr vom Großsportfeld an der Leopold-Lucas-Straße durch die Innenstadt zum Marktplatz.
Nach Angaben der Polizei verlief die - von der Gewerkschaft "ver.di" angemeldete - Demonstration "sehr friedlich". Die unumgänglichen Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt nahmen die Betroffenen in den allermeisten Fällen mit großer Geduld und viel Verständnis hin.
Wegen des großen Andrangs ging der Marsch vom Georg-Gassmann-Stadion erst mit 15-minütiger Verspätung um 17.15 Uhr los. Gut 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten sich auf den Weg von der Leopold-Lucas-Straße durch die Schwanallee, die Universitätsstraße, über den Rudolphsplatz, durch die Biegenstraße, die Deutschhausstraße, den Pilgrimstein und den Steinweg hinauf bis zum Marktplatz. Teilweise erreichte der Zug eine Ausdehnung von 500 bis 700 Metern.
Der große Lautsprecherwaqgen zog auf dem Marschweg noch eine Menge Menschen durch direkte Ansprache mit, sodass der Abschlusskundgebung auf dem damit sehr gut gefüllten Marktplatz mehr als 3.000 Menschen beiwohnten.
Die Marburger ver.di-Mitarbeiterin Marita Kruckewitt hatte Mühe, alle Teilnehmer auf dem Marktplatz unterzubringen. Immer wieder forderte sie die Demonstrierenden auf, näher heranzurücken, damit auch das Ende des Zuges noch bis auf den Platz vordringen könnne.
Mit dem Verkauf der Kliniken verschleudere die Hessische Landesregierung Volksvermögen im Wert von 1,3 Milliarden Euro, das zum Teil über teure Kredite finanziert worden sei. Dagegen wehre sich nicht nur die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft "ver.di".
Deren mittelhessischer Bezirksleiter Jörg Lüdde beklagte die Bereitschaft des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU), die Kliniken sogar zu einem "Negativpreis" abzustoßen. Bei der Anhörung dazu hätten die meisten Experten am Dienstag (17. Mai) und Mittwoch (18. Mai) im Wisbadener Landtag erhebliche Bedenken geäußert.
Diese Sorgen artikulierte auch Klaus Hanschur. Der Personalratsvorsitzende des Gießener Universitätsklinikums bemängelte, dass Koch die beiden Krankenhäuser veräußern wolle und erst danach die Folgen zur Kenntnis nehmen wolle. Der Kündigungsschutz für die Beschäftigten sei zudem nicht im Gesetzestext selbst verankert, sondern nur in einer Absichtserklärung. Dieses Papier habe aber keinerlei bindende Wirkung.
StuPa-Präsidentin Anne Titur trug zum Abschluss die Position des Marburger Studierendenparlaments (StuPa) vor. Die Studenschaft sorge sich um die Qualität ihrer Ausbildung, wenn sie an privatisierten Kliniken stattfinde. Aber auch als Patienten hätten die Studierenden Anlass zur Kritik: "Manche Behandlung ist wirtschaftlich nicht lukrativ; aber sie ist medizinisch geboten."
 
 Ihr Kommentar 


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