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Text von Donnerstag, 3. Februar 2005

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 Barrierefreiheit: Zauberwort zur Neugestaltung 
 Marburg * (sts)
"Wir haben ein Sorgenkind in der Stadt", sagte Dietrich Möller. Damit meinte der Oberbürgermeister den Hauptbahnhof. Die Stadt Marburg, der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und die Deutsche Bahn AG (DBAG) präsentierten am Mittwoch (2. Februar) im Stadtverordneten-Sitzungssaal die gemeinsam erarbeiteten Pläne zur Neugestaltung des "Sorgenkindes".
Bei der geplanten Neugestaltung des Bahnhofs steht vor allem die Barrierefreiheit im Mittelpunkt. Das Konzept sieht zunächst vier Baubereiche vor. Der Ortenbergsteg und der Bahnhofsvorplatz liegen dabei allein im Aufgabengebiet der Stadt. Für das Bahnhofsgebäude und die Bahnsteige sind gemeinsame Lösungen der drei Kooperationspartner gefragt.
Detlef Dudert und Dieter Rauen vom Planungsbüro "d.e. consult" stellten den Ideenkatalog im Einzelnen vor: Mit einem Blindenstock ertastbare Orientierungsleitlinien im Boden sollen zukünftig den Weg vom Busbahnhof zum Bahnhofsgebäude weisen. Eine Rampe an der Eingangsseite soll den barrierefreien Zugang für mobilitätseingeschränkte Personen gewährleisten.
Auch im Inneren sollen Blindenleitlinien die Wege zum Reisezentrum oder zu den Personenunterführungen erleichtern. Mit Hilfe eines Aufzuges können beispielsweise Rollstuhlfahrer problemlos in die Unterführung gelangen. An den Treppenaufgängen zu den Gleisen werden ebenfalls sogenannte "Durchlader-Aufzüge" angebracht, in die vorwärts ein- und ausgestiegen werden kann.
Eine Erhöhung der Bahnsteige auf 55 statt bisher 38 Zentimeter soll den Einstieg in die Bahn erleichtern. Differenzen zu den Bodenhöhen einzelner Fahrzeugtypen werden aber bestehen bleiben.
"Wir versuchen, die eingesetzten Fahrzeuge aber den Bahnsteighöhen anzupassen", sagte Dr. Katrin Arndt, die Leiterin der Planung Grundsatzaufgaben beim RMV.
Über die Barrierefreiheit hinaus sollen auch zahlreiche gestalterische Neuerungen verwirklicht werden. Die Personen-Unterführung könnte etwa durch hinterleuchtete Glasbausteine eine freundlichere Atmosphäre erhalten. Auch beleuchtete Handläufe sind in den Planungen vorgesehen.
"Wir wollen überall mehr Farbe und mehr Licht, auch hinsichtlich einer Prävention gegen Vandalismus", fasste Rauen das Konzept zusammen.
Offen blieb in weiten Teilen, wie das auf 4,8 Millionen Euro geschätzte Projekt letztlich finanziert werden soll. Arndt nannte beispielsweise das Bundesschienenwege-Ausbaugesetz oder Regionalisierungsmittel als mögliche "Zapfquellen". Sollte der Marburger Hauptbahnhof als ein Pilotprojekt der Barrierefreiheit anerkannt werden, könnten auch verstärkt Fördermittel im Rahmen des Gemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetzes abgerufen werden.
"Es wird aber dabei immer ein Eigenanteil des Antragsstellers geben", fügte Arndt hinzu. "Wenn wir dem DB-Vorstand ein fertig geschnürtes Paket vorlegen, dann haben wir gute Chancen auf eine rasche Realisierung", ergänzte Susanne Kosinsky. Sie leitet den Regionalbereich Mitte der Deutschen Bahn AG.
Sehr optimistisch gab sich Bürgermeister Egon Vaupel zum Schluss der Veranstaltung: "Wir wollen mit dem Baubeginn das Jahr 2007 anvisieren".
 
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