Sie sind hier: marburgnews >
Heute ist Samstag, 20. April 2024

Text von Mittwoch, 23. November 2005

> p o l i t i k<
  
 Sonne für Marburg: Linkspartei zum Energiebericht 
 Marburg * (fjh/pm)
Der "Energiebericht der Stadt Marburg 2002 bis 2004" zeigt nach Ansicht der Linkspartei "exemplarisch die Schwachstellen Rot-Grüner kommunaler Energiepolitik in Marburg". Das Dokument hat die Stadtverwaltung der Stadtverordentenversammlung am Freitag (25. November) zur Kenntnis vorgelegt.
Guten Ansätzen stehen nach Ansicht der Linkspartei schwere Versäumnisse und halbherzige Maßnahmen gegenüber. Immerhin stellen die Autoren fest, dass die Energiepolitik eines der wichtigsten kommunalpolitischen Handlungsfelder ist. Sie betonen die Vorbildfunktion der öffentlichen Einrichtungen beim Umgang mit Energie.
Die effiziente Nutzung und das Einsparen von Energie sowie der möglichst flächendeckende Einsatz erneuerbarer Energieformen werden ausführlich gewürdigt. Das Zahlenwerk zeigt deutlich, dass -selbst unter kapitalistischen Verhältnissen - sich kommunales Energiemanagement sowohl für den Klimaschutz als auch für die Stadtkasse auszahlt.
Dennoch wurde dem Linken-Sprecher Hajo Zeller bereits beim oberflächlichen Studium des Energieberichtes klar, dass "in Marburg nicht mit Hochdruck und schon gar nicht mit äußerster Konsequenz versucht wird, die Chancen, die sich aus dem Einsatz erneuerbarer Energien ergeben könnten, zu verwirklichen".
Bereits im Vorwort wiederholen die Autoren die Behauptung der vier großen Energieerzeuger, dass die Energiewirtschaft "auch in Zukunft nicht ohne die fossilen Energieressourcen auskommen" könne. "Das mag auf E.on, Vattenfall, EnBW, RWE und ihre lokalen und regionalen Verteiler durchaus zutreffen, aber gilt nicht für die Bundesrepublik Deutschland", erklärte Zeller.
Der Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung" aus dem Jahre 2002 belege neben einigen internationalen Studien renommierter wissenschaftlicher Institute eindrucksvoll, dass eine Vollversorgung aus erneuerbaren Energien bis 2050 sehr wohl möglich sei, wenn der politische Wille dafür vorhanden ist. Wer die personelle Verflechtung von Energieversorgern und politischen Entscheidungsgremien kenne, wisse "woher hier der Wind weht".
Der Energiepass für Gebäude, der zusammen mit der Deutschen Energieagentur (DENA) und dem Energiereferat der Stadt Frankfurt in Marburg in einem Feldversuch eingeführt wurde, fand nur wenig Gegenliebe bei Marburger Hausbesitzern. Dabei hatten die Stadtwerke Marburg (SWM) das Projekt gefördert. Das sei nicht verwunderlich, wenn ein solches Vorhaben nicht offensiv vermarktet werde.
Die EU-Gebäuderichtlinie schreibt zwar ab 2006 bei Mieter- und Eigentümerwechsel den Nachweis eines Energiepasses vor, aber auf eine Marketing-Strategie für diesen wichtigen Bereich wartete Marburg vergeblich.
Das in diesem Jahr fertig gestellte Gaswerk Afföllerwiesen sei ein weiteres Beispiel für verschenkte Chancen. Anstatt bereits beim Umbau ein Konzept zur energetischen Optimierung der Bausubstanz zu erarbeiten und umzusetzen wurde die Energieanalyse für das Bauwerk laut Energiebericht erst am Dienstag (20. September) durch ein Ingenieurbüro erstellt. Die Kosten- und Energieeinsparungen müssen nun nachträglich durch Baumaßnahmen realisiert werden.
Welche Möglichkeiten und Chancen in Marburg durch Rot-Grün verschenkt werden, wird aus einer gemeinsamen Pressemitteilung des Deutschen Naturschutzrings (DNR) und der Industriegewerkschaft BAU deutlich. Hunderttausende neuer Arbeitsplätze, die Halbierung des Energiebedarfs und somit Millionen Tonnen weniger CO2-Ausstoß haben die beiden Verbände bis 2020 in Aussicht gestellt, wenn der Weg in Richtung solare Vollversorgung und Umstellung auf Öko-Landbau konsequent verfolgt wird.
 
 Ihr Kommentar 


Politik-Archiv






© 2005 by fjh-Journalistenb?ro, D-35037 Marburg