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Text von Samstag, 8. Oktober 2005

> p o l i t i k<
  
 Rassistisch: Wer ist wichtig für die Medien? 
 Marburg * (fjh)
"Rassismus" ist ein böses Wort. Noch übler indes ist das, was damit bezeichnet wird: Menschen allein wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Bevölkerungsgruppe oder wegen ihres Aussehens für weniger wert zu erachten als andere. Genau das aber muss man in letzter Zeit verstärkt in der Berichterstattung bundesdeutscher Medien feststellen.
Tagelang war der Hurikan "Katrina" der Aufmacher in allen Kanälen. Wieder und wieder schalteten die Nachrichtensendungen im Fernsehen in die Sütdstaaten der USA, um über die verheerenden Folgen des Wirbelsturms zu berichten. Noch bevor "Rita" wenig später über die USA hinwegzog, standen alle Reporter wieder vor allen Kameras, um das sensationsgierige Publikum zu informieren.
Doch "Rita" fiel wesentlich weniger heftig aus als erwaret. So gingen die Sender bald wieder zur Tagesordnung über.
Der Hurrikan "Stan" war ihnen lange nicht so viel Zeit und Bilder wert wie "Katrina" doer "Rita". Er war halt nur über Südamerika hinweggezogen. Die Verwüstungen dieses Wirbelsturms waren aber bestimmt kaum geringer als die von "Rita". Aber die Opfer waren in der Mehrzahl halt keine US-Bürger!
Wenn Hunderttrausende in Afrika sterben, dann gibt in den Nachrichten allenfalls eine kurze Meldung her. Nicht enmal alle Kriege auf dem "schwarzen Kontinent" dringen immer bis in die Abend-Nachrichten der "Tagesschau" oder von "Heute" vor. Die Opfer sind ja nur Schwarze!
Wenn aber diese "Schwarzen" zu Hunderten oder gar Tausenden versuchen, die "Festung Europa" zu stürmen, dann ist das eine Nachricht. Denn dann werden wir Weißen und unser Wohlstand bedroht!
Es gibt eben wichtige und unwichtige Nachrichten, ebenso, wie es wichtige und unwichtige Menschen gibt. Die "Wichtigen" halten ihre Visage ständig vor alle Kameras und schwadronieren nahezu jede Woche mit Sabine Christiansen. Sie haben ja auch was zu sagen!
Die Unwichtigen muss man nicht weiter zur Kenntnis nehmen. Irgendjemand wird sich schon drum kümmern!
Einst titulierte man in Deutschland Menschen als "lebensunwertes Leben". Diese Zeiten sind aber gottseidank schon lange vorbei!
Deswegen erinnert sich heute auch kaum jemand an John Rabe. Als ein Denkmal zu seinen Ehren enthüllt wurde, waren auch fast keine deutschen Medien zur Berichterstattung angerückt. Interesse bekundeten fast nur asiatische Journalisten.
Der Deutsche hatte im chinesischen Nangking gelebt. Dort hatte er während des Zweiten Weltkriegs rund 600.000 Menschen das Leben gerettet. Aber das waren ja alles nur Chinesen gewesen!
 
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