Text von Freitag, 7. Oktober 2005
| Blutig: Diamanten-Handel in Sierra Leone | ||
| Marburg * (atn)
Über den "Stoff aus dem die Kriege sind" referierte Frauke Banse am Donnerstag (6. Oktober) im Marburger Weltladen. Ihr Vortrag war der Erste in der Reihe "Afrika und Europa". Im zweiten Quartal 2005 rücken damit afrikanische Themen in den Blickpunkt. Als Mitarbeiterin der Hilfs- und Menschenrechtsorganisation Medico International war Banse in dem kleinen westafrikanischen Land Sierra Leone unterwegs. Sie koordiniert dort die Kampagne "Fatal Transactions". Diese Initiative wurde im Herbst 1999 mit dem Ziel gegründet, über politische und ökonomische Hintergründe afrikanischer Kriege zu informieren. Außerdem sollen transnationale Konzerne zum Rückzug aus schmutzigen Geschäften bewegt werden. Konzerne, die in den vergangenen Jahrzehnten von illegalem Handel profitiert haben, sollen für die Beseitigung der Kriegsschäden und die Entschädigung der Opfer verantwortlich gemacht werden. In Sierra Leone hat von 1991 bis 2002 ein Krieg gewütet, der eine unermesslich hohe Zahl an zivilen Opfern gefordert hat. 20.000 Menschen hat er mit Amputationen zurückgelassen. Berichte von berauschten Kindersoldaten sind einigen vielleicht noch im Gedächtnis. Banse beleuchtete die Geschichte des Staates Sierra Leone näher. Außerdem erklärte sie ihrem kleinen, aber interessierten Publikum die blutigen und oft schmierigen Pfade, die die Diamanten aus dem Löwengebirge nehmen. Der korrupte Handel mit dem leicht zu schmuggelnden Rohstoff hat fatale Auswirkungen auf die Bevölkerung. Schon eine Hand voll davon ist ein kleines Vermögen wert ist - was man von Zinn oder Öl nicht behaupten kann. Während die "Chiefs" von dem Handel profitieren, werden die Arbeiter minimal bezahlt. Pro Tag gibt es "one cup of rice and fife blogs". Von diese Geld kann sich der hungrige Minenarbeiter zum Beispiel eine halbe Flasche Cola leisten. Doch waren diese "blutigen Diamanten" Kriegsgrund oder "nur" kriegsfinanzierend? Die Kampagne "Fatal Transactions" kommt zu dem Ergebnis, dass es eine Mischung aus beidem gewesen sein mag. Einige gut informierte Zuhörer trugen dazu bei, dass sich nach Ende des Vortrages eine interessante Diskussion entwickelte. So fragte man sich zum Beispiel, warum der Diamanten-Handel in Sierra Leone so korrupt verläuft, andere afrikanische Staaten es aber durchaus verstehen, aus ihren Rohstoffen Nutzen für die Gesamtbevölkerung zu ziehen. Zum Thema Diamanten-Handel in Sierra Leone zeigt der Weltladen noch bis Sonntag (30. Oktober) eine Ausstellung. Interessierte können sich hier weiter in das Thema vertiefen. Die noch folgenden Vorträge in der Reihe "Europa und Afrika" tragen vielleicht ebenfalls zu einem besseren Verständnis der Situation einiger afrikanischer Staaten bei. Am Donnerstag (13. Oktober) berichtet der Arzt Dr. U. Wortmann über seinen Einsatz mit "Ärzte ohne Grenzen" in Darfur. | ||
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