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Text von Sonntag, 8. Mai 2005

> p o l i t i k<
  
 Marburg am 8. Mai: Nie wieder Faschismus? 
 Marburg * (fjh)
Marburg hat Glück gehabt. Größere Zerstörungen hat die Stadt am Ufer der Lahn im Zweiten Weltkrieg nicht erlitten. Lediglich in der Nähe des Hauptbahnhofs ist eine Bombe eingeschlagen.
Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1945 wurde überall in der Republik der Opfer des Krieges gedacht. Mit einer großen Feierstunde beging das offizielle Berlin am Sonntag (8. Mai) den Gedenktag. Es sei eine unabweisare Pflicht, die Erinnerung an die Schrecken des Faschismus wachzuhalten, mahnte Bundespräsident Prof. Horst Köhler in seiner Festansprache im Reichstag.
"Nie wieder Krieg, nie wieder Faschimsus!" Mit dieser Forderung schworen viele Deutsche nach Kriegsende, für eine bessere Zukunft einzutreten. Dennoch hat auch die deutsche Budneswehr inzwischen wieder an Kriegen im Kosowo und Afghanistan teilgenommen. Und während am Brandenburger Tor ein Volksfest zum Kriegsende stattfand, demonstrierten nur wenige hundert Meter weiter Rechtsradikale. Den 2.000 Neonazis stellten sihc allerdings mehr als 6.000 Antifaschisten entgegen. So konnten sie ihren geplanten Aufmarsch nicht bis zur Friedrichstraße fortsetzen, wo ihnen die Justiz den weiteren Weg in Richtung auf das Brandenburger Tor verboten hatte.
"Nie wieder Faschismus!" Reicht es wirklich aus, gegen braune Demonstrationszüge auf die Straße zu gehen? Woher kommen denn diejenigen, die da in Springerstiefeln und mit kahlgeschorenen Köpfen marschieren möchten?
Mitunter hört man auch in Marburg Sprüche wie "Haut den Nazis auf die Fresse!" oder "Faschismus ist ein Verbrechen". Wenn aber Faschismus gerade dadurch entsteht, dass der Respekt vor Menschen mit andersartiger Hautfarbe, Religion oder Überzeugung fehlt, dann muss ich dem Fashismus anders begegnen als mit derart platten Parolen. Der Respekt vor Menschen muss erste Priorität haben, selbst wenn diese Menschen auch noch so dumme Parolen dreschen. Faschismus kann man nicht mit faschistoiden Methoden bekämpfen.
"Freiheit ist auch immer die Freiheit der Andersdenkenden." Diesen weisen Spruch von Rosa Luxemburg sollten sich viele sogenannte "Antifaschisten" hinter die Ohren schreiben. Die Gedanken sind frei und müssen frei bleiben. Aber die Taten dürfen nicht verletzen oder die Opfer verhöhnen.
Deswegen war es eine richtige Entscheidung der Berliner Ordnungsbehörden und der Gerichte bis hin zum Bundesverfassungsgericht, dass die Neonazis nicht vor dem Holocaust-Mahnmal und vor dem Brandenburger Tor demonstrieren durften. Um aber das Versprechen "Nie wieder Faschismus!" einzulösen, werden wir alle unseren Mitmenschen mit mehr Respekt begegnen müssen als bisher. Gerade in Marburg gehen allzu viele schnoddrig und arrogant mit ihren Mitbürgern um. Doch "weil der Mensch ein Mensch ist", sollten wir jeden auch als Menschen achten und ihm entsprechend entgegentreten.
 
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