Text von Samstag, 12. März 2005
Marburger TV-Mann: Schmidts launige Handschrift | ||
Marburg * (fjh)
"Bewegte Bilder, bewegende Berichte" lautet der Titel eines Vortrags von Jochen Schmidt. Der Reporter des HR-Fernsehens erläuterte beim Medienforum von "Arbeit und Leben" am Freitag (11. März) in der Volkshochschule seine Tätigkeit. Seit 1992 ist der Journalist Fernseh-Korrespondent des Hessischen Rundfunks (HR) für Marburg. Damit ist er einer von nur zwei Regionalkorrespondenten des HR-Fernsehens. Alle anderen TV-Berichterstatter des HR arbeiten von den Funkhäusern in Kassel und Frankfurt aus. Anhand eigener Beiträge erläuterte Schmidt seine Arbeit. Der Historiker und Politologe, der auch ein paar Semester Theologie studiert hat, liefert der Hessenschau und der Tagesschau sowie den Sendungen "Maintower" und "Brisant" zu. Schmidt zeigte Beiträge über die abhörsichere Tapete der Marburger Tapetenfabrik in Kirchhain und über einen Hörfilm für Blinde. Für die Marburger besonders interessant war eine vierteilige Reportage über die "Saint Martin´s Church"in Houston. Sie ist der Marburger Elisabethkirche nachgebaut worden. Die anglikanische Gemeinde der texanischen Stadt hat mehr als 40 Millionen US-Dollar für den Bau der Kopie einer gothischen Kirche gesammelt. Äußerlich gleichen sich die beiden Gebäude stark, von innen bestehen jedoch gewaltige Unterschiede. Zur Weihe der Kirche war Schmidt mit Pfarrer Achim Ludwig und Kirchenvorstand Erhard Detmering nach Houston gereist. "AidA" heißt der Fernseh-"Ausflug in den Alltag" einer kleinen hessischen Gemeinde. Donnerstags abends wird der Name der Ortschaft aus einer Lostrommel gezogen. Dann startet der Reporter mit einem Kamera-Team dorthin, um einen Tag lang in dem Ort zu filmen. Den Samstag benötigt Schmidt für den Schnitt und die Texte zu den Bildern. Samstags abends sind die Reportagen aus den hessischen Dörfern dann in der Hessenschau zu bewundern. Schmidt zeigte ein Stück über Dedorf in Nordhessen. Voller Witz präsentierte er darin die Menschen der winzigen Gemeinde sowie die Pferde, die er über Biertische springen ließ. "Reisig hält besser als Draht", verkündete der Besenbinder. Währenddessen brachen ihm seine Reisigzweige entzwei. Lustige Bilder und launige Texte sind Schmidts "Handschrift". "Ich möchte informieren und dabei unterhalten", sagte er. Oft feilt er stundenlang an einer einzigen Formulierung, um das Publikum mit Wortwitz zu verwöhnen. Eher ernst geht es zu, wenn der Reporter zu einem Unfall gerufen wird. Aus ethischer Überzeugung weigert sich Schmidt, Leichen von Unfallopfern zu zeigen. "Das sind Bilder, die kein Mensch braucht", meinte er. Auch nach dem Tod habe ein Mensch das Recht auf sein eigenes Bild und auf seine Würde. Seit kurzem arbeitet der Marburger Journalist als "VJ". Diese englische Abkürzung steht für "Video-Journalist". Kamerateams nimmt Schmidt nur noch in Ausnahmefällen oder zu seinen AidA-Reportagen mit. Sonst führt er alleine Interviews, dreht dabei die Bilder und schneidet sie hinterher auf einem Laptop. Seine VJ-Kamera durften die Besucher des Medienforums alle einmal in die Hand nehmen. Der Journalist erläuterte ihnen seinen Tagesablauf von morgens früh bis in den späten Abend. Zwischen 7 und 21 Uhr ist er in der Regel voll aktiv. Das Handy bleibt nie ausgeschaltet. Selbst nachts fährt Schmidt hinaus, wenn ein wichtiges Ereignis die sofortige Berichterstattung erfordert. Insgesamt ist der Marburger sehr glücklich mit seinem Beruf. Und die Freude am Formulieren und am Umgang mit Menschen kann man seinen Beiträgen anmerken. | ||
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