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Text von Dienstag, 28. Juni 2005

> k u l t u r<
  
 Kritischer Patriot: Kubanischer Krimi-Autor im KFZ 
 Marburg * (sts)
"Kuba ist nicht das Paradies, aber auch nicht die Hölle. Kuba ist das Fegefeuer." So beschrieb Leonardo Padura sein Heimatland. Der Autor und Journalist war am Montag (27. Juni) zu Gast im Kulturladen KFZ.
Dort las er aus dem dritten Band "Das Labyrinth der Masken" seines Kriminalroman-Zyklus "Das Havanna Quartett". Organisiert wurde die gut besuchte Veranstaltung von Strömungen e.V., Mediakontakt Laumer, Extremes Lesen e.V. und der Buchhandlung Roter Stern.
Im Mittelpunkt von Paduras Geschichten steht der Polizist Mario Conde. Er ist ein Lebenskünstler und -genießer, der keine Ahnung von polizeilicher Ermittlungsarbeit hat, sich respektlos gegenüber seinen Vorgesetzten verhält und "mindestens zweimal am Tag betrunken ist", wie Padura erklärte. Seine kritisch-distanzierte Haltung gegenüber dem Polizeiapparat ist aber auch Voraussetzung für seine Unbestechlichkeit und seine herausragenden Ermittlungserfolge. Die Kriminalgeschichten nutzt Padura, um aus einer Haltung des "kritischen Respekts" heraus, das Leben auf Kuba zu beschreiben. Er prangert dabei Mißstände unerbittlich an, doch wird durch sein feines Gespür für Witz und Ironie auch immer die Liebe zu seiner Heimat deutlich.
Im "Labyrinth der Masken" ermittelt Conde im Homosexuellen-Milieu Havannas. In der vom Machismo geprägten Gesellschaft Kubas haben gerade homosexuelle Männer von jeher einen schweren Stand. In den siebziger Jahren noch
verhängte die Regierung Berufsverbote. Homosexuelle durften beispielsweise nicht als Lehrer oder Erzieher tätig sein.
Seit Anfang der 90er Jahre sei aber ein deutlicher gesellschaftlicher Wandel zu mehr Toleranz spürbar, ein positiver Aspekt der Globalisierung, wie Padura meinte.
Der Roman ist ein Plädoyer für mehr Toleranzbereitschaft, obwohl Padura es sich nicht nehmen läßt, sämtliche Klischees und Wahrheiten über die Schwulenszene Havannas süffisant aufs Korn zu nehmen.
Auf die Frage eines Zuhörers, ob er sich als ein Dissident sehe, antwortete Padura bezeichnend: "Ich bin Autor. Ich lebe in Kuba, ich arbeite in Kuba. Ich bin froh, dass alle meine Bücher in Kuba erschienen sind. Wie kann ich
da außerhalb der Gesellschaft stehen?"
Padura ist also ein kritischer Patriot und ein patriotischer Kritiker.
 
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