Sie sind hier: marburgnews >
Heute ist Dienstag, 19. März 2024

Text von Mittwoch, 15. Juni 2005

> k u l t u r<
  
 Mord nach Vers: Einladung ohne Gastgeber 
 Marburg * (yvg)
Ein spannender Abend stand dem Zuschauer am Dienstag (14. Juni) in der Waggonhalle bevor. Die Premiere von "Die ganze Generation taugt nichts" des studentischen Arbeitskreises (AK) Streiktheater war nichts für schwache Nerven. Der AK war im Wintersemester 2003 infolge der Streik-Aktionswochen gegen die drohenden Studiengebühren gegründet worden. Bereits im Vorjahr hatte er das Stück "Die tote Tante" auf die Beine gestellt. Aus dem dort entdeckten Spaß am Theaterspielen setzte man mit der jetzigen Interpretation des Agatha Christie Romans "Zehn kleine Negerlein" noch einen drauf.
Was tun, wenn zehn Menschen in ein Haus auf einer Insel am Golf von Mexico bestellt werden und die Gastgeber sich nicht blicken lassen? Selbst Hausmädchen, Sekretärin und Koch haben die Herren des Hauses, Mr. und Mrs. A.N. Onym, bisher nicht zu Gesicht bekommen. Dass der oder die Unbekannte diesem Namen auch gerecht werden will, wird spätestens klar, als sich eine Stimme aus dem Nichts erhebt, die alle zehn Anwesenden eines ungesühnten Verbrechens für schuldig erklärt.
Zu allem Überfluss geschehen bald die ersten Todesfälle unter den Anwesenden. Schnell wird man sich ihrer Übereinstimmung mit dem auf dem Klavier liegenden Text des Kinderliedes "Zehn kleine Kinderlein" bewusst.
Doch wer ist der Mörder, der die verborgenen Geheimnisse der Gäste kennt und dies alles so geschickt eingefädelt hat?
Eines wissen die Anwesenden bald: Der Täter befindet sich unter ihnen.
Aber nicht nur ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Auch die Zuschauer wurden von der düsteren Stimmung angesteckt und stellten sich als äußerst schreckhaft heraus. Die Kerzenlicht-Atmosphäre tat ihr Übriges und sorgte für einen schummrig-schaurigen Krimi-Abend.
Trotz einiger Textunsicherheiten konnten sich viele der Laien-Darsteller durchaus auf der Bühne sehen lassen. Spaß machte es in jedem Fall!
Dass der eigentliche, von Agatha Christie erdachte Titel des Stückes in Zeiten politischer Korrektheit seine Existenzberechtigung verloren zu haben scheint, kann den engagierten Studenten nicht zum Vorwurf gemacht werden. Was das Ganze allerdings mit Studiengebühren zu tun hat, ist bis zum Schluss unklar geblieben. Denn "Die ganze Generation taugt nichts" kann wohl kaum als übergreifendes Motto dieses Stückes gelten. Das zumindest haben die Studenten hiermit beweisen können!
 
 Ihr Kommentar 


Kultur-Archiv






© 2005 by fjh-Journalistenb?ro, D-35037 Marburg