Text von Freitag, 27. Mai 2005
Verstörende Fluten: Deutschland, einig Badeland | ||
Marburg * (fjh)
"Ich sitze jeden Tag am Rhein. Aber der Rhein fließt immer weg", beklagt sich der Obdachlose. Wie alle anderen Protagonisten des Stücks "Deutschland, einig Badeland" ist auch er völlig fehl am Platze. Seine Inszenierung des Theaterstücks von Seep Jakobs stellte Regisseur Steffen Schmidt bei einem Pressegespräch am Freitag (27. Mai) in der Kneipe "Rotkehlchen" vor. Die Premiere soll am Donnerstag (9. Juni) um 20 Uhr in der Waggonhalle stattfinden. "Das Bühnenbild ist ebnso fehl am Platze wie die Protagonisten", erläuterte Schmidt. Es sei ein surreales Stück mit humorvollen und hintersinnigen Anspielungen auf das Alltagsleben. Gemeinsam sei den drei kurzen Erzählsträngen des Stücks das Wasser. Im Schwimmbad reden der ostdeutsche Imbissbuden-Besitzer und der Bademeister ständig aneinander vorbei, während im Becken gähnende Leere herrscht. Am Rheinufer sinnieren zwei Versager mit der Bierflasche in der Hand über das Leben. Und der Obdachlose schaut dort dem Wasser hinterher, das beständig fortfließt. Mit "Freischwimmer" hatte Jakobs Anfang Dezember 2004 eines der vier preisgekrönten Stücke des Ersten Marburger Kurzdramen-Wettbewerbs vorgelegt. Schmidtt hatte dieses Stück seinerzeit inszeniert. Vom Autor erfuhr er, dass es Bestandteil einer Triologie rund um das Thema "Wasser" sei. Gemeinsam mit ihm hat der 24-jährige Gastregisseur aus Darmstadt diese Triologie nun überarbeitet. In der Waggonhalle gelangt "Deutschland, einig adeland" am 9. Juni zur Uraufführung. Einige Szenen aus dem neuen Stück wird Schmdit bereits vorab bei öffentlichen Proben im Marburger Stadtgebiet vorführen. Auf der Bühne werden dann sieben Schauspieler in die Rollen der Protagonisten schlüpfen. Meist sind sie gescheiterte Existenzen, die es aber nicht schaffen, ihr Leben zu ändern. Es fließt an ihnen vorbei wie der große Strom der Deutschen, der anderen Ländern zustrebt und aus anderen Ländern entspringt. Während der Imbissbuden-Besitzer vegeblich auf Kundschaft wartet, weerden seine Knackwürstchen schrumpelig. Seine einzigen Stammkunden sind die beiden Männer, die ihr Bier holen und sich damit auf eine Bank am Flussufer setzen. | ||
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