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Text von Samstag, 5. März 2005

> k u l t u r<
  
 Augenzwinkernd: Constantin Wecker in Marburg 
 Marburg * (maf)
"Ein Revoluzzer müsst ´ ma sein!" Mit einem Augenzwinkern und einem verschmitzten Lächeln bewaffnet, gastierte Konstantin Wecker am Freitag (4. März) in Marburg. In der Stadthalle stellte er sein neues Programm "Am Flussufer" vor. Mit einem Pfeifen auf den Lippen betrat Wecker um 20 Uhr die Bühne.
Musikalisch unterstützt wurde der Liedermacher von Jo Barnikel am Keyboard, Norbert Nagel an verschiedenen Blasinstrumenten und dem Percussionisten Hakim Ludin.
Nicht ohne eine gute Portion Selbstironie setzte sich Wecker mit seiner Vergangenheit und Gegenwart auseinander. Vor 25 Jahren sei er nicht pfeifend auf die Bühne geschlichen. "Da war ich Revoluzzer!"
Mittlerweile ist Wecker zumindest nach außen bürgerlicher geworden. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Seine politische Einstellung ist jedoch weit entfernt von der eines Alt-68ers, der sich auf seinem vergangenen Engagement ausruht. Auch aktuelle Ereignisse sprach Wecker zwischen seinen Stücken immer wieder an. Besonders am Herzen lag ihm dabei das Thema Krieg: "Ich singe seit 30 Jahren gegen den Krieg. Man kann nicht direkt sagen, dass die Welt jetzt pazifistisch geworden wäre. Aus diesem Grund hat Wecker sein bekanntes Lied "Sage nein" zu einem Aufruf gegen Krieg und blinden Gehorsam umgeschrieben.
Immer noch aktuell ist auch "Vaterland". Das Stück von der gleichnamigen CD Weckers handelt von einem politischen Generationenkonflikt. Ein Jugendlicher schämt sich für seinen Vater, der im Widerstand gegen die Nationalsozialisten sein Vaterland verraten habe. Der Sohn dagegen fühlt sich von dem Zusammenhalt angezogen, den er bei den Neonazis zu finden glaubt: " und im Geist, da marschiert er schon mit" sang Wecker und bearbeitete die Tasten seines Klaviers im harten Takt des militärischen Gleichschritts.
Wütende politische Texte gehörten ebenso zum Repertoire des Liedermachers wie satirische Stücke voll sprühenden Wortwitzes.
Einen Schwerpunkt des Programms "Am Flussufer" bildeten poetische Lieder über Liebe und Glück. Wecker stellte damit sehr eindrucksvoll seine große künstlerische Bandbreite unter Beweis.
"Nicht Beifall ist die größte Ehre für einen Künstler, sondern Stille", dankte Wecker seinen Zuhörern, bevor er die Bühne um 23 Uhr nach etlichen Zugaben verließ. Neben jeder Menge andächtiger Stille hielt sich das Marburger Publikum trotzdem auch mit Applaus nicht zurück.
Stehende Ovationen beendeten nach fast drei Stunden den großartigen Auftritt eines Künstlers, der gezeigt hat, dass man sich auch in der Veränderung nicht selbst verleugnen muss. "Was für eine Nacht!"
 
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