Text von Mittwoch, 23. März 2005
Bach-Performance: Johannes-Passion zu Ostern | ||
Marburg * (fjh)
"Der Aufbau ist wie ein Gerichts-Krimi", erklärte Tobias Winter. "Der Evangelist versucht nachzuweisen, dass Jesus der Sohn Gottes ist." Winter gastiert zu Ostern mit einer Tanz-Performance zu Johann Sebastian Bachs "Johannes-Passion" in der Waggonhalle. "Eine szenische Erforschung über Wirkung und Wirklichkeit des BAch´schen Oratoriums" möchte der Limburger Regisseur und Theaterlehrer mit seiner "No-Dancers-Company" am Sonntag (27. März) und Montag (28. März) auf die Bühne bringen. "Ich bin kein religiöser Mensch, aber ich glaube an die Religiosität von Kunst", erläuterte Winter am Mittwoch (23. März) bei einem Pressegespräch in der Waggonhalle. "Wir spüren Bachs Musik nach, aber nicht seiner Religiosität." Bachs Werk gehört für den ehemaligen Limburger Domsingknaben zu den "Mythen meiner Kindheit". Um die Johannes-Passion szenisch umzusetzen, hat er die Musik teilweise auseinandergetrennt und neu zusammengesetzt. Zu einer Bandkonserve des Bach-Ensembles Japan unter Masaaki Suzuki präsentieren die Tänzerin Johanna Winter, ihr Bruder Tobias, die Schauspielerin Aline Prein und die Performerin Mitschiko Tsubaki eine Veranschaulichung der Bach-Passion. Sie spielen aber nicht die Passionsgeschichte nach, sondern verbildlichen vielmehr die Musik des großen Barock-Komponisten. Schauspielerei, Performance und Tanz gehen dabei in ein Gesamtes über, das auch die Techniker Christoph Reuter und Savvas Aslanidis auf der Bühne mit einbezieht. Zu Bachs "Turba-Chören" sprechen sie gemeinsam mit den Schauspielern und Tänzern eigene Texte. Im Jahr 1724 hat Bach die Johannes-Passion in der Leipziger Thomaskirche erstmals aufgeführt. Vier Aufführungen haben zu Lebzeiten des Komponisten bis 1747 stattgefunden, zu denen er das Werk jedesmal wieder überarbeitet hat. Winter stützt sich hauptsächlich auf die Ursprungsfassung und die dritte Version Bachs. Beeinflusst sieht sich der Künstler vor allem von Frederic Forsyth. Noch größere Wirkung indes hat Bachs Komposition auf ihn ausgeübt. Seit 2003 hat Winter im Bach-Archiv in Leipzig intensiv über die Johannes-Passion geforscht. Im Juni 2004 wurde seine Performance erstmals in Limburg aufgeführt. In Marburg sind die Künstler an den beiden Osterfeiertagen jeweils um 20 Uhr in der Waggonhalle zu sehen. | ||
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