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Text von Sonntag, 6. Februar 2005

> k u l t u r<
  
 Voller Erfolg: Brüder Rieckhoff in Marburg
Bei ihrem Konzert im Festsaal der freien Waldorfschule begeisterte Stephan Rieckhoff am Cello und sein Bruder Leonhard Rieckhoff am Klavier die rund 140 Besucher des Abends. Stattgefunden hat es am
Samstag (5. Februar). Veranstalter war der Marburger Verein für Kammermusik.
Wie man ein Cello zum Singen bringt, zeigte Stephan Rieckhoff besonders in der zweiten Zugabe. Das Werk "Spiegel im Spiegel" des estnischen Komponisten Arvo Pärd wirkte auf den ersten Hinhörer eher
unscheinbar. Aber Perd zeigt hier gut, wie aus ein paar Tönen eine wundersame Melodie und ein schwebender Gleichklang erwachsen können. Die Brüder Rieckhoff bewiesen spätestens an dieser Stelle, dass sie auch die leisen Töne meisterlich beherrschen. Wie Musiker immer wieder
versichern sind sie die schwierigeren Stücke in der Musik.
Begonnen hat das Konzert musikalisch allerdings einige Jahrhunderte vor Perd. Francois Francoeur, mit der Sonate in E-Dur stand auf dem Programm. Bei diesem barocken Stück wirkte Stephan Rieckhoff zunächst sicher und führte die manchmal anspruchsvollen Triller bravourös aus. Bald schon hatte
er jedoch einige Schwierigkeiten mit der Intonation und dem Hörer drängte sich eine dezente Disharmonie auf. Insgesamt konnte das Cello in diesem Werk nicht überzeugen. Das Klavier spielte durchgängig sicher, hätte aber an der ein oder anderen Stelle etwas leiser sein dürfen.
Das zweite Stück des Abends war die Sonate in e-Moll von Johannes Brahms. Hier war für die Hörer gleich zu bemerken, dass sich die Musiker viel wohler fühlten. Die Akzentuierung war wesentlich differenzierter und das Cello verschmolz in einem geschmeidigen Fluss der Klänge mit dem Klavier.
Die Intonation war fast immer sauber. Damit hatten sich die beiden Künstler den Applaus zur Pause wirklich verdient.
Den letzten Programmpunkt bildete Sergei Rachmaninows Sonate in g-Moll. Das impulsive, temperamentvolle Werk kann wohl mit Fug und Recht als die Krönung des Abends genannt werden. In spannungsgeladenen Interpretationsbögen rissen die Musiker das Publikum mit sich, um es gleich danach wieder im sanften Wogen der ruhigeren Töne aufzufangen. Auch in ihrer jetzt sehr
aufgelockerten Gestik spiegelte sich die Energiegeladenheit des Werkes wider. Der durchdringende, sonore Klang des Violoncello kam sehr schön zur Geltung. Auch Leonhard Rieckhoff am Klavier hatte ordentlich zu tun und passte sich perfekt ins Klanggefüge ein. Entsprechend dieser schönen Leistung wurden die Brüder auch mit einem lang anhaltenden Applaus belohnt.
"Man hatte manchmal gar nicht das Gefühl, dass das Cello von jemandem gespielt wurde, aber im positiven Sinne. Das Cello lebte mit der Musik alleine", meinte ein Zuhörer nach dem Konzert. Zwei Zugaben bekamen die Besucher noch zu hören und waren erneut begeistert. Es war ein schönes Konzert. Dank der Arbeit des Marburger Vereins für Kammermusik warten hoffentlich noch weitere musikalische Leckerbissen auf Marburgs musikinteressiertes Publikum.
 
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