Text von Freitag, 18. Februar 2005
Brühl-Bilder: Die Scham der Behirnten | ||
Marburg * (jnl)
"Kein Messer - eine Blume zwischen den Zähnen". Im Marburger Arbeitsgericht eröffnete am Donnerstag (17. Februar) die Ausstellung "Bodycheck - der manipulierte Mensch" der Marburger Künstlerin Renate Brühl. Fast 90 Besucher folgten dem - wie gewohnt sachkundig-humorigen - Vortrag des Arbeitsgerichtsdirektors Hans-Gottlob Rühle, der in ihr Leben und Werk einführte. Die 63-jährige Künstlerin hatte nach 32 Dienstjahren als Medizinisch-Technische Assistentin am Marburger Universitätsklinikum ein Studium der Kunst und ihrer Geschichte absolviert. Als deren handwerklicher Teil erarbeitete sie sich am Marburger Institut für Grafik und Malerei die Vielfalt der Kunstdrucktechniken. Folgerichtig besteht die große Mehrzahl der gezeigten Exponate aus Kupfer-Radierungen auf Büttenpapier. Teils wurden Fotobelichtungen verwendet und Flächigkeit mittels Aquatinta hinzugefügt. Die Darstellungen sind durchgehend nicht abstrakt oder dekorativ, sondern gegenständlich und launig-hintersinnig. Thematisch gliedern sich die ausgestellten 34 Werke in fünf Blöcke. Grafiken aus den Jahren 2000 bis 2002 entstammen vorwiegend den Projekten "Goya - Paraphrase der Gewalt" und Otto Ubbelohde. An dem einen interessiert Brühl die Zeitzeugenschaft und das Mitläufertum, an dem berühmten Märchenillustrator Ubbelohde seine wunderbaren Baumzeichnungen. Ein dritter Themenkomplex heißt "Epizentrum B". Darin setzt sich die Künstlerin mit Aspekten des Frau- und Mensch-Seins auseinander. Dazu zählt "Vier Augen - und kein böser Blick". Ein vierter Bereich - betitelt "Familienland" - ist autobiographisch unterlegt. Mit Scharfsinn und Melancholie werden die Verarbeitung des Kriegstods von Vater und Großvater zu Bildern gefasst wie "Meinen Vater kannte ich nur als Schemen" und "Nicht am Grabstein sind die Kinder traurig". Eine kleine Anzahl großformatiger Acrylgemälde widmeten sich dem Thema "Wohin geht der Mensch?". Die Gäste der Vernissage bekamen darüber hinaus ein kleines Minidrama von Bruno Paoletti zu sehen. Darin setzte er sich in der Manier von Charlie Chaplins "Moderne Zeiten" mit der Not des Broterwerbs auseinander, die auch den Künstlern Nerven uns.d Schlaf raubt. | ||
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