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Text von Freitag, 11. Februar 2005

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 ZAC: Winter-Wundertüte ergss sich über Waggonhalle 
 Marburg * (sts)
"Das Varieté ist wie eine große Wundertüte. Man weiß nie, was einen erwartet", sagte Zauberkünstler Juno schmunzelnd. Dabei hielt er eine Papiertüte in der Hand. Dort heraus zauberte er ein buntes Potpouurri von Akrobatik, Gesang, Kraft, Comedy und skurill-verrückten Ideen.
Mit seinem Winterprogramm feierte das "ZAC-Varieté" Am Donnerstag (10. Februar) in der Waggonhalle Premiere. Rund 60 Anwesende durften sich über einen kurzweiligen und abwechslungsreichen Abend freuen.
"Sie ist eine Elfe", kündigte Juno die finnische Artistin Elisa an. Voller Kraft und Anmut verschmolz sie mit ihren zwei parallelen Vertikaltüchern. Eine regelrechte Symbiose graziler Bewegungen von Tuch und Künstlerin entstand und wenn Elisa sich hinab fallen ließ, so fingen die Tücher sie auf. Es war ein märchenhafter, träumerisch-schwelgender Tanz über den Köpfen des Publikums.
Gleich darauf war dann aber Action angesagt mit dem Comedian-Duo Dirk und Daniel aus Oldenburg. Das die beiden mehr können als Witze erzählen, zeigten sie sogleich. Akrobatik und Jongalgen gehören ebenfalls zu ihrem Repertoire. Einem in die Bühnenmitte postierten ,ängstlich dreinschauenden Zuschauer versuchten sie, mit ihren fliegenden Keulen die Zigarette aus dem Mund zu werfen: "Du darfst dich nur nicht bewegen", rieten sie ihm, während sie munter die Keulen vor und hinter ihm vorbeifliegen ließen.
In ihrer zweiten Nummer wagten sie eine Neu-Interpretation von "Aschenputtel". Selten hatte man Aschenputtel optisch derart wenig ansprechend gesehen, doch der Prinz verliebte sich dennoch in sie. Während ihres spektakulären Hochzeitstanzes kam zeitweise jedoch die Angst auf, Aschenputtel könnte ins Publikum fallen, in solch schier abwitzig-schnellen Abfolgen flogen Prinz und Gemahlin über die Bühne.
Ineinander verwoben waren Dirk und Daniel auch bei ihrem letzten Auftritt. Ein winziger Dirk mit künstlichen Beinen und Daniels Armen tanzte auf einem Bügelbrett Rock´ n Roll. Die Wundertüten aus Oldenburg schienen unerschöpflich.
Kraft - gepaart mit einem ironisch-spitzbübischen Machogehabe - brachte das Duo "Synergy" aus Südafrika auf die Bühne der Waggonhalle. Spielerisch leicht begaben sich die beiden Kraftprotze in extreme Haltepositionen. Handstand auf den nach oben ausgestreckten Armen des Partners oder das einhändige waagerechte Halten vor dem Körper wurden zu Selbstverständlichkeiten.
"Mister van Dee" trat später noch einmal als "Rosenpflücker" auf. Dummerweise hing die Rose unter dem Dach und "Dee" mußte einen Weg finden, mit zwei römischen Ringen dort oben hin zu gelangen. Da er schon die Hilfe einer Zuschauerin benötigte, um überhaupt die Ringe zu erreichen, schien dieses Unterfangen von vornherein zum scheitern verurteilt. Doch auch der Wundertüte aus Südafrika mangelte es nicht an Ideenreichtum.
Den hochklassigen Abschluss bildete eine Überraschungs-Wundertüte aus Ungarn. Eine Wippe stand im Mittelpunkt der Darbietung des Duos aus Budapest. Von einem Podest aus sprang einer auf die Wippe und sein Partner wurde automatisch vom hochschnellenden Ende in die Luft geschleudert. Koordination, Kraft und Konzentration der Artisten waren beeindruckend, die Flugkünste atemberaubend.
"Auch die größte Wundertüte ist irgendwann einmal leer und ein Variet‚programm damit zu Ende", konstatierte "Juno" zum Schluss.
Bis Sonntag (20. Februar) öffnet sich die Wundertüte des "ZAC Winter-Varieté" noch jeweils von Donnerstag bis Sonntag. Manche Wundertüten füllen sich nämlich - wie von Zauberhand - immer wieder auf´s Neue.
 
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