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Text von Freitag, 24. Juni 2005

> s o n s t i g e s<
  
 Dem Enkel entgegen: Betrüger ergaunern Ersparnisse 
 Marburg * (atn/pm)
Um ihre Ersparnisse wurde eine 75-jährige Seniorin aus Bauerbach gebracht. Durch die erfolgreiche Anwendung des bekannten "Enkel-Tricks" verlor die alte Dame am Montag (20. Juni) 10.170 Euro an den Betrüger.
Gegen 14.15 Uhr erhielt die Bauerbacherin einen ersten Anruf, bei dem der vertraulich sprechende, freundliche Telefonpartner nach wenigen einleitenden Sätzen fragte, ob sie ihn denn nicht erkennen würde. Durch diese vielfach übliche und geschickte Gesprächsführung bestätigte der Anrufer schnell die Aussage, dass er der Freund der in einer Großstadt lebenden Tochter sei. So erschlich er sich das notwendige Vertrauen.
Im Anschluss schilderte er eine finanzielle Notlage und erbat Geld zur Unterstützung eines Autokaufs. Die Dame ließ sich überreden, fuhr zur Bank und holte ihre Ersparnisse ab. Kaum zu Hause erfolgte der nächste Anruf mit der Bitte, das Geld wegen der Dringlichkeit und der großen Entfernung seiner selbst nach Bauerbach einer vor dem Haus stehenden Frau zu übergeben. Noch immer im Glauben mit dem Freund der Tochter zu sprechen und ihm zu helfen, übergab das Opfer das Geld an eine fremde Frau. Diese Komplizin hatte sich, wie sich herausstellte, schon längere Zeit in der näheren Umgebung aufgehalten.
Der "Freund" beruhigte sein Opfer nach der Geldübergabe durch einen nochmaligen Anruf, in dem äußerte, gerade den Kaufvertrag für das Auto zu unterzeichnen und später bei ihr vorbeizukommen. Auf diese Weise verschaffte er sich und seiner Komplizin ausreichend Zeit zur Flucht.
Bei dem Anrufer handelte es sich um einen Mann mit tiefer Stimme. Er könnte zwischen 30 und 40 Jahre alt sein. Er sprach akzentfreies Hochdeutsch. Während des Telefonats konnte das Opfer im Hintergrund eine Kinderstimme hören. Bei der Geldbotin handelt es sich nach den ersten Ermittlungen um eine 1,65 bis 1,69 Meter große, korpulente bis untersetzte Frau. Sie hatte ihre schwarzen Haare nach hinten gebunden. Außerdem trug sie eine Sonnenbrille, eine beigefarbene Hose, eine schwarz gemusterter Bluse und sprach kein einziges Wort. Wahrscheinlich war sie eine Ausländerin und zwischen 30 und 50 Jahre alt.
Auf diese Art, funktioniert der Enkel-Trick. Vielleicht ändern sich die dargestellten Verwandten oder Bekannten z.B. vom Freund zum Cousin, zum Neffen, dem angeheirateten Schwiegersohn oder dem Sohn, und es ändern sich die "finanziellen Notlagen" vom Autokauf hin bis zum Möbelkauf , Aktiengeschäft oder besonderen Schnäppchen. Letztendlich läuft es jedoch immer auf das Gleiche hinaus. Der Anrufer will Geld und er holt es nicht persönlich ab. Die Polizei rät dringend, sich darauf nicht einzulassen.
Nach einem Gesamtschaden von deutlich über 50.000 Euro durch nunmehr drei vollendete Betrügereien mit dem "Enkel-Trick" und weiteren zahlreichen Versuchen speziell in diesem Monat richtet sich die Polizei mit einem besonderen Appell an die Bevölkerung, um
weitere potentielle Opfer zu schützen. So sollte man im Umgang mit seinem Bargeld oder seinen Ersparnissen äußerst sensibel sein, denn Betrüger nutzten die Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft insbesondere älterer Menschen rigoros aus. Beim Umgang mit großen Mengen Bargeld sollte man immer eine Vertrauensperson hinzuziehen. Geld darf man niemals an wildfremde Menschen übergeben. Außerdem kann man sich durch einen telefonischen Rückruf bei seinem angenommenen Gesprächspartner oder dessen Lebensgefährten rückversichern. Selbst bei den kleinsten Verdachtsmomenten sollte umgehend die Polizei informiert werden.
 
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