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Text von Sonntag, 5. Dezember 2004

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 Stinkende Schönheit: Dracontium gigas im Internet 
 Marburg * (atn/pm)
Im Neuen Botanischen Garten der Philipps-Universität erblüht zur Zeit Dracontium gigas. Ihren Namen kann man mit 'Drachenwurz' oder 'Schlangenwurz' übersetzen. Auf der Webseite des Botanischen Gartens kann das Aufblühen verfolgt werden. Das ist nützlich, wenn man keine Zeit hat, die selten blühende Pflanze live zu beobachten, oder wenn man sich vor dem Gestank schützen will Laut Kurt Schmidt, technischer Leiter des Botanischen Gartens, stinkt das ganze Haus, als ob eine tote Maus verwesen würde. Entsprechend zahlreich flögen die Schmeißfliegen ein und aus.
Die Pflanze Dracontium stammt aus Südamerika und wurde 1869 in Nicaragua entdeckt. Sie ist ein Mitglied der Pflanzenfamilie der Aronstabgewächse. Ihr heimischer Vertreter ist der Aronstab ist, der im zeitigen Frühjahr in den Wäldern blüht und im Herbst durch seine leuchtend rot gefärbten Beeren erneut auffällt.
Bei Dracontium gigas ist das Hochblatt der Blüte nicht cremeweiß oder rot wie bei anderen Vertretern der Aronstabgewächse, sondern lilarotbraun gefärbt. Mit dieser Färbung lockt die Pflanze Fliegen an. Ihnen wird durch die fleischähnlichen Farbe, verstärkt durch einen für sie unwiderstehlichen extremen Geruch nach verwesendem Fleisch, ein guter Eiablageplatz vorgegaukelt. Auf der Suche nach dem Eiablageplatz nehmen die Fliegen in dem Blütenstand massenhaft Pollen auf, um ihn dann später zu einer anderen Blüte zu tragen und diese so zu bestäuben. Außer der Blüte ist auch das sehr große Blatt mit dem baumähnlichen Blattstiel botanisch etwas Eigenartiges.
Zur Familie der Aronstabgewächse gehört auch Amorphophallus, die 'Titanwurz'. Sie entwickelt die größte Blüte, die überhaupt von einer Pflanze gebildet wird. Das Hochblatt kann bis zu 1,50 m hoch werden und einen Umfang von maximal drei Metern erreichen. Im Vergleich dazu ist das Hochblatt von Dracontium gigas mit 40 bis 60 cm Länge eher bescheiden.
Das Bild der Dracontium ist in der Zeit von 6:00 bis 22:00 Uhr zu sehen, danach ist es Nacht in 'den Tropen des Botanischen Gartens'. Das Bild ist abrufbar im Netz, da das Hochschulrechenzentrum über der Pflanze eine Netzwerkkamera montiert hat, die an das Hochschulnetz angeschlossen ist. Von der Netzwerkkamera wird alle fünf Minuten ein Bild gemacht und auf dem Webserver der Universität gespeichert. Die Erstellung eines Zeitraffervideos ist geplant, so dass später ein Video abgerufen werden kann, das den gerafften Blühvorgang auch auf dem heimischen Rechner anzeiget.
 
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