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Text von Dienstag, 21. Dezember 2004

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 Fremde in der Heimat: Deutsch-polnische Quellen-Edition 
 Marburg * (sts)
"Dieses Werk hat Vorbildcharakter für unsere politische Strategie der Verständigung und Versöhnung", meinte Kulturstaatsministerin Dr. Christina Weiss. Vorbildlich sei die Quellen-Edition "Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden "vor allem deshalb, weil sie ein Gemeinschaftswerk von polnischen und deutschen Wissenschaftlern sei. Am Montag (20. Dezember) wurde im Herder-Institut der vierte und letzte Band der Buchreihe vorgestellt.
Neben Weiss und Institutsdirektor Dr. Eduard Mühle waren auch die beiden Herausgeber Prof. Dr. Wlodzimierz Borodziej von der Universität Warschau und Prof. Dr. Hans Lemberg von der Philipps-Universität bei der Diskussionsrunde anwesend.
"Wir haben in gut zweieinhalb Jahren auf über 3.000 Seiten etwa 1.350 Dokumente aus rund 10.000 polnischen Archiven zusammengetragen", veranschaulichte Lemberg die Editionsleistung in Zahlen.
Die Buchreihe mit dem Untertitel "Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950" beleuchtet deutsche Schicksale im polnischen Machtbereich. Die Quellen-Edition soll mit ihren Dokumenten nicht anklagen, sondern sie soll durch klare Erkenntnis der Einstellungen, Verhaltensweisen und Probleme der Menschen zu einem besseren Verständnis der schwierigen deutsch-polnischen Vergangenheit beitragen.
Die bilaterale Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Polen verleihe der Dokumentensammlung dabei einen repräsentativen Charakter, habe aber auch eine "hohe Flexibilität, Sensibilität und Mobilität von allen Beteiligten gefordert", äußerte sich Borodziej.
"Ein Netz gegen das Vergessen" gelte es zu spannen, ergänzte Weiss. Es gelte "aufzuklären und zu erhellen, nicht zu verdrängen". Mit diesem Kooperationsprojekt sei eine neue Basis der Versöhnungsarbeit geschaffen, fügte sie noch hinzu.
Allerdings musste sie sich den Vorwurf Borodziejs gefallen lassen, nun auch zum elitären Club der Politiker zu gehören, die überhaupt von diesem Werk wüssten. Weiss gestand ein, dass es Aufgabe der Politik sei, "in die Breite zu gehen ", um dieses Thema zu popularisieren.
Die Vorbildfunktion dieser Quellen-Edition sei auch darin zu erkennen, dass mittlerweile ein ähnlich angelegtes Projekt in deutsch-tschechischer Zusammenarbeit auf den Weg gebracht worden sei, erläuterte Lemberg zum Abschluss. Außerdem warte auch noch sehr viel Material in deutschen Archiven auf seine Bearbeitung.
Das Gesamtwerk ist für 199 Euro beim Herder-Institut oder im Fachbuchhandel erhältlich.
 
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