Sie sind hier: marburgnews >
Heute ist Donnerstag, 25. April 2024

Text von Dienstag, 27. July 2004

> b i l d u n g<
  
 SARS-Impfstoff: Neue Methode vorgestellt 
 Marburg * (lyg/pm)
Einen Durchbruch bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Lungenkrankheit SARS hat eine internationale Forschergruppe unter Marburger Beteiligung erzielt. Das teilte die PHilipps-Universität am Dienstag (27. Juli) mit. Demnach hat ein Wissenschaftler-Konsortium aus vier Ländern unter Beteiligung von Marburger Virologen eine Methode entwickelt, um schnell und efizient Antikörper gegen das SARS-Coronavirus herzustellen.
"Wir vermuten, dass sich jetzt eine wirkungsvolle Möglichkeit der schnellen Bekämpfung von SARS-, aber auch von anderen Virus-Epidimien eröffnet", sagte Dr. Stephan Becker vom Institut für Virologie. Im Tierversuch an Mäusen haben die bei dem neuen Verfahren gewonnenen Antikörper bereits gezeigt, dass sie die Vermehrung des Virus effizient blockieren. Die Ergebnisse wurden am Sonntag (11.juli) als Advance Online Publication des Wissenschaftsmagazins "Nature Medicine" vorgestellt. Im August erscheinen sie auch in der Druckausgabe.
Becker firmiert dabei als gleichberechtigter Autor neben Elisabetta Traggiai vom Institute for Research in Biomedicine (IRB) im schweizerischen Bellinzona und Kanta Subbaro vom Laboratory of infectious Diseases (LID) in Maryland, USA.
Das Schwere Akute Atemwegssyndrom (SARS) wurde erstmals im Februar 2003 in Hanoi (Vietnam) beschrieben. Weltweit hat diese Krankheit schon zahlreiche Todesopfer gefordert.
Die neue Methode zur Herstellung von neutralisierenden Antikörpern gegen SARS beruht darauf, sogenannte "B-Gedächtniszellen" aus dem Blut von Menschen zu gewinnen, die diese Infektion überstanden haben. Während der Körper bei einer Erstinfektion normalerweise ein bis zwei Wochen benötigt, um Antikörper gegen ein Virus zu bilden , stellen diese Zellen sozusagen eine schnelle Eingreiftruppe des Organismus dar. Nach überstandener Erstinfektion patroullieren sie dauerhaft im Körper und können kurzfristig Antikörper gegen den dann bereits bekannten Angreifer ausschütten. So vermehrt sich das Virus nicht weiter und der befallene Organismus gewinnt den Wettlauf mit der Zeit.
Die B-Gedächtniszellen wurden aus dem Blut von SARS-Überlebenden isoliert. Traggiai und Antonio Lanzavecchia vom IRB machten die Gedächtniszellen im Reagenzglas mittels einer Virusinfektion "unsterblich". Dieser Fachbegriff besagt, dass sich diese Zellen nun theoretisch unendlich oft teilen können.
Anschließend wurden die B-Gedächtniszellen von den Marburger Forschern Larissa Kolesnikova und Stephan Becker daraufhin untersucht, ob sie Antikörper gegen das SARS-Coronavirus ausschütten. Dann haben die Forscher jene Zellen in großen Mengen angezüchtet, die besonders effizient Antikörper ausschütten.
Diese neutralisierenden Antikörper wurden gereinigt und von Kanta Subbarac und Brian Murphy vom LID im Tierexperiment getestet. Schon eine relativ geringe Menge an Antikörpern konnte die Vermehrung des SARS-Coronavirus in infizierten Mäusen effizient blockieren.
Becker schätzt, dass es bis zur Marktreife eines SARS-Impfstoffs auf der Basis dieser Forschungsarbeit noch etwa ein Jahr dauern wird. Damit ist die neue Methode aber wesentlich schneller als herkömmliche Verfahren zur Entwicklung neuer Impfstoffe. Zudem kann sie im Prinzip auch auf andere Krankheitserreger übertragen werden.
 
 Ihr Kommentar 


Bildung-Archiv






© 2004 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg