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Text von Samstag, 24. July 2004

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 Mumien-Ausstellung: Köpfe voller Überraschungen 
 Marburg * (sts)
Wie kommen drei Zähne in den Hinterkopf einer Mumie? Wie kann ein siebenjähriges Kind vor über 3000 Jahren einer Schussverletzung zum Opfer gefallen sein? Diesen und weiteren Fragen geht seit Freitag (23. Juli) eine Ausstellung in der Biologischen Fakultät der Philipps-Universität nach. Elf mumifizierte Schädel aus dem alten Ägypten sind ausgestellt und mit ihrer Herkunft, ihrem Alter und ihrer Todesursache illustriert.
Verantwortlich für die Ausstellung zeichnet Jan Harbort, der seine Diplomarbeit über die seit 100 Jahren in der Zoologischen Sammlung gelagerten Schädel geschrieben hat.
Prof. Dr. Lothar Beck sagte zur Eröffnung, dass es an der Zeit gewesen sei, die Türen der Sammlung zu öffnen und einige Funde der Öffentlichkeit zu zeigen.
In enger Zusammenarbeit mit Zahnmedizinern, Ägyptologen und Radiologen gelangen Harbort an den Schädeln einige interessante Entdeckungen. Mit Hilfe von computertomographischen Untersuchungen konnte er zum Beispiel feststellen, dass eine circa 65 Jahre alte Frau an Knochenkrebs gestorben sein musste. In einem anderen Schädel entdeckte er drei zu Lebzeiten extrahierte Zähne.
"Ziel der Mumifizierung war es, den Körper möglichst vollständig zu erhalten. Vermutlich hat man aus diesem Grund die Zähne nachträglich hinein getan", erklärte Harbort.
Wo die scheinbare Schussverletzung am Schädel eines siebenjährigen Kindes herrührt, konnte auch Harbort nicht gänzlich klären: "Das Kind könnte unglücklich gestürzt sein oder ist von einem Stein getroffen worden. Auf jeden Fall ist es an dieser Verletzung gestorben."
In einem weiteren Schädel konnte Harbort auch einige Insektenfunde machen. Neben einer großen Anzahl von Fliegenlarven entdeckte er auch Käferlarven, unter anderem vom sogenannten "Museumskäfer".
"Diese Insekten tauchen typischerweise bei einem Verwesungsprozess auf. Dieser Mensch wurde vermutlich erst einige Zeit nach seinem Tod mumifiziert", vermutet Harbort.
Sehr ungewöhnlich ist auch der Schädel der sogenannten "Sandmumie", die auf natürliche Weise im heißen Wüstensand getrocknet ist.
Neben den ausgestellten Mumien erläutert Harbort seine wissenschaftliche Herangehensweise und seine Methodik auf selbst zusammengestellten Postern. Darin flossen auch Teile seiner Diplomarbeit ein. Als künstlerisches "Bonbon" gibt es auch noch Fotografien der Mumienschädel von Andreas Baumann zu sehen.
Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten der Biologischen Fakultät kostenlos besucht werden. Für Gruppen oder Schulklassen werden auch Führungen durch die gesamte Zoologische Sammlung angeboten.
 
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